Die französische Sprache hält eine reiche Auswahl an – mehr oder weniger subtilen – Formen des NON bereit. Nicht immer ist ein ablehnender Bescheid unwiderruflich, oft aber schon. Über die hohe Kunst des Neinsagens in Frankreich.
1. DAS AUSWEICHENDE NEIN:
Il faut que je voie …
Il faut que je me renseigne … Je reviens vers vous … „Da muss ich mal schauen, da müsste ich kurz nachfragen, ich werde darauf zurückkommen.“ Bequeme Methode, um den Fragenden im Unklaren zu lassen und die Antwort auf einen späteren Zeitpunkt (bzw. auf ewig) zu verschieben.
2. DAS BÜROKRATISCHE NEIN:
Notre équipe fera tout pour vous répondre dans les meilleurs délais
„Unsere Mitarbeiter setzen alles daran, Ihre Anfrage schnellstmöglich zu beantworten.“ Votre demande a bien été prise en compte … „Ihre Anfrage wird bearbeitet, wir werden Ihnen Bescheid geben.“ Oder eben auch nicht.
3. DAS UNTERTÄNIGE NEIN:
Je regrette beaucoup …
Je suis au regret de vous informer que … „Ich bedauere sehr, Ihnen mitteilen zu müssen, dass …“ Auf diese scheinheilig demütige Einleitung folgt allzu oft eine knallharte Abfuhr: Das Anliegen wird abgewiesen / für unmöglich erklärt / bis auf Weiteres verschoben.
4. DAS VERSTECKTE NEIN:
Oui
Für uns (auf klare Aussagen geeichte) Deutsche ist es kaum vorstellbar, aber ein „Ja“ kann in Frankreich durchaus auch mal „Nein“ bedeuten. Wenn die direkte Abweisung als unhöflich empfunden wird, bleibt man lieber im Ungefähren: „Ja, machen wir / gute Idee / geht in Ordnung.“ Um das Ganze anschließend diskret zu vergessen.
5. DAS HIERARCHISCHE NEIN:
Ah, malheureusement c’est en dehors de mes prérogatives …
… il faut que je demande à mon chef. „Ich würde Ihnen ja liebend gerne helfen, aber das fällt leider nicht in meine Zuständigkeit, da muss ich erst mal meinen Vorgesetzten fragen.“ Nicht verzweifeln, dieses Nein ist oft nicht endgültig. Wenn man sich untertänig zeigt und es auf anderen Wegen noch einmal probiert, kommt man eventuell doch noch ans Ziel.
6. DAS AUFGESCHOBENE NEIN:
En principe, c’est bon
Wird vor allem im privaten Bereich gerne verwendet: „Kommst du am Wochenende mit? Hast du dann Zeit?“ Antwort: „Ja, ich denke schon!“ En principe c’est bon … Als Deutsche(r) fasst man dies trotz der Einschränkung „im Prinzip“ leicht als Zusage auf, dabei wird dieser subtile Entscheidungsspielraum später oft wieder aufgegriffen („Tut mir leid, klappt doch nicht, hätte meine Frau eher fragen sollen … usw.). Neinsagen in Etappen fällt Franzosen leichter als eine klipp und klare Absage wie „Sorry, das passt mir eigentlich nicht so gut“ oder „Dazu habe ich keine Lust“.
7. DAS IRONISCHE NEIN:
Oui, mais non
„Ja, ich habe gehört, was du sagst, aber die Antwort heißt nein.“ Oui, mais non. Beliebter Spruch bei französischen Eltern.
8. DAS AGGRESSIVE NEIN:
Hors de question!
C’est hors de question! oder Pas question – kommt gar nicht infrage. Eine so unverblümte Abfuhr trauen Franzosen sich eigentlich nur bei engen Freunden und Verwandten, und auch dann erst in der Hitze des Gesprächs. Klingt ziemlich aussichtslos, aber nach einigem Hin und Her kann es am Ende dann doch noch heißen „na gut, OK“ bzw. allez, on y va …
9. DAS SPRICHWÖRTLICHE NEIN:
Quand les poules auront des dents
„Wenn die Hühner Zähne kriegen“, also ungefähr dann, wenn Schweine fliegen können. Im Klartext: nie. In Nordfrankreich kennt man die Variante Quand les grenouilles auront une queue à leur derrière (wenn die Frösche Schwänze kriegen).
10. DAS ENTSCHIEDENE NEIN:
Même pas en rêve!
Dans tes rêves (träum weiter), Même pas en rêve (nicht mal im Traum) oder Oublie! (vergiss es). Bei so einem Nein ist wirklich nichts mehr zu machen, keine Chance.
Text: Nicky Bouwmeester
Bild: Ansichtskarte von Plonk & Replonk
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