Der Pont du Gard ist seit Jahrhunderten eine beliebte Sehenswürdigkeit. Doch seit der Ernennung zum UNESCO-Weltkulturerbe im Jahr 1985 gehört er sogar zu den meistbesuchten Touristenattraktionen Frankreichs. Und das zu Recht. Die Architektur ist atemberaubend, die Geschichte dahinter spektakulär (clevere Jungs, diese Römer) und die Lage ist auch etwas ganz Besonderes. Das Aquädukt liegt im Flussbett des Gardon, umgeben von Olivenbäumen und der duftenden garrigue, für welche das Departement Gard bekannt ist.
Nicht mehr so wie früher (aber das ist nicht schlimm)
Wenn ihr in der Nähe von Uzès, Nîmes oder Avignon Urlaub macht, solltet ihr euch dieses Bauwerk auf jeden Fall ansehen. Nostalgiker, die in den 1980er- oder 1990er-Jahren hier herumgelaufen sind, sind manchmal etwas enttäuscht. Weil es früher viel authentischer war, weil man sein Auto einfach irgendwo an der Straße abstellen konnte und es viel weniger Menschen gab. Jetzt trefft ihr auf große Parkplätze an beiden Ufern, und man muss für den Besuch bezahlen … Letzteres stimmt nur teilweise. Ihr müsst nur fürs Parken bezahlen (9 € pro Auto) und danach könnt ihr noch immer kostenlos zum Pont du Gard gehen. Allerdings ist die Strecke heutzutage etwas länger (siehe unten).
Besucherzentrum Pont du Gard
Klar, der heutige kinderwagen- und rollstuhlfreundliche Betonweg vom Parkplatz zur Brücke ist auf jeden Fall weniger charmant als der Fußweg früher. Aber das wird durch einige andere praktische Einrichtungen wettgemacht. So gibt es beispielsweise seit 2000 auch ein interessantes Besucherzentrum (mit Museum und Kino). Wir sollten uns also nicht beklagen. Außerdem kann man heutzutage die größten Menschenmassen umgehen: Die Parkplätze sind nämlich von 8 Uhr morgens bis Mitternacht geöffnet.
Ein Ganztagesausflug
Macht es wie die locals: Für sie ist der Besuch des Pont du Gard ein Ausflug, der den ganzen Tag in Anspruch nimmt. In diesem Fall ist ein bewachter Parkplatz praktisch. Außerdem gibt es am linken Ufer einen schönen Rundweg. Weiterhin werden spezielle Touren angeboten, bei denen man auch den höchsten Teil des Aquädukts besichtigen kann. Nehmt außerdem ein Picknick mit und geht zum kleinen Strand unter der Brücke, denn im Gardon kann man gefahrlos schwimmen oder durchs Wasser waten. Sogar am Abend ist einiges los: Dann ist die Brücke beleuchtet, und in den Sommermonaten gibt es fast jeden Abend eine Drohnen- oder Lichtshow.
Was genau ist der Pont du Gard?
Im Besucherzentrum (Eintritt 6 €, Kinder unter 18 Jahren frei) erfahrt ihr viele interessante Details über dieses römische Bauwerk aus dem 1. Jahrhundert nach Christus. Das dreistöckige Aquädukt ist 274 Meter lang, 9 Meter breit und erhebt sich fast 50 Meter über dem Fluss. Es wurde in einem Zeitraum von fünf Jahren errichtet und besteht vollständig aus „trockenen“ Steinen. Ohne Zement zu gebrauchen, wurden diese sehr sorgfältig aufeinandergestapelt. Das Aquädukt brachte Wasser nach Nîmes, eine damals sehr wohlhabende und bedeutende römische Stadt. Über das Bauwerk floss der konstante Wasserstrom, der alle Bäder, Brunnen und Villen von Nîmes versorgte: über 400 Liter Wasser pro Sekunde! Ab 500 n. Chr. verlor das Aquädukt seine Funktion und wurde nur noch als Brücke genutzt, daher sein heutiger Name „Pont du Gard“.
TIPPS!
1. Wann ist die beste Zeit für einen Besuch des Pont du Gard?
Die Brücke ist das ganze Jahr über geöffnet (an 365 Tagen, also täglich). In der Vor- und Nachsaison ist die Besichtigung am angenehmsten und ruhigsten. Im Frühling sind die Ufer noch komplett grün, was schön anzusehen ist. Aber auch in der Hochsaison könnt ihr dank der langen Öffnungszeiten von 8 Uhr morgens bis Mitternacht die größten Menschenmassen und die Hitze ganz einfach vermeiden. Im Juli und August solltet ihr euch also früh auf den Weg machen: Zwischen 8 bis 10 Uhr ist am wenigsten los, und im Morgenlicht lassen sich auch die besten Fotos machen. Ab 18.00 Uhr sind dann ebenfalls weniger Touristen unterwegs. Dann beginnen die „goldenen“ (und weniger warmen) Stunden. Später am Abend ist das Aquädukt beleuchtet.
Pont du Gard im Frühling mit grünen Ufern
2. Ist auch das Museum am Pont du Gard so lange offen?
Nein, das Museum schließt früher (je nach Saison um 20, 19, 18 oder 17 Uhr). Bis maximal 50 Minuten vor der Schließung kommt ihr noch hinein. Im Sommer gibt es auf dem rechten Ufer außerdem jeden Abend eine Licht- oder Drohnenshow. Am linken Ufer schließt die Brücke bereits um 22.30 Uhr.
3. Wie viel Zeit braucht man für einen Besuch?
Mindestens 2 Stunden und maximal einen ganzen Tag. Ein Spaziergang von einer Seite der Brücke zur anderen dauert allein schon rund 45 Minuten. Um sich auf der Brücke ausführlich umsehen zu können, braucht ihr ebenfalls mindestens eine halbe Stunde. Wenn ihr auch noch das Museum besuchen möchtet, sind schnell 3,5 Stunden vorbei. Aber ihr könnt euren Besuch, wie schon erwähnt, auch viel mehr in die Länge ziehen. Zum Beispiel, wenn ihr noch ein bisschen wandern (es gibt einen einstündigen Rundweg, siehe unten), schwimmen, ins Restaurant gehen oder einfach nur am Ufer abhängen möchtet.
4. Wat kostet der Pont de Gard, und sollte man die Karten im Voraus kaufen?
Ihr zahlt nur fürs Parken: Das kostet 9 € pro Auto, unabhängig von der Anzahl der Personen. Die Tickets bezahlt ihr direkt an der Schranke, eine Vorbestellung ist nicht erforderlich (und auch nicht möglich). Das Besucherzentrum kostet 6,50 € für Erwachsene, Kinder zahlen nichts. Tipp für alle, die in der Nähe Urlaub machen: Ihr könnt eure Tageskarte für den Parkplatz nach dem 1. Besuch kostenlos in eine Jahreskarte umwandeln. Dann habt ihr die Möglichkeit, 365 Tage lang kostenlos den Parkplatz zu nutzen. Schaut mal hier
5. Parken am linken Ufer (Rive gauche) oder am rechten Ufer (Rive droite) – was ist am besten?
Es ist etwas verwirrend: Wenn ihr euch der Brücke nähert, seht ihr an der Straße Schilder mit der Aufschrift „Pont du Gard – Rive gauche“ und „Pont du Gard – Rive droite“. Sowohl der Hauptparkplatz als auch das Museum befinden sich am linken Ufer („Rive gauche“), wo auch die meisten Touristenbusse parken. Wir nehmen jedoch lieber das rechte Ufer (folgt den Schildern „Rive droite“), das in der Nähe des Dorfes Remoulins liegt. An diesem Ufer gibt es weniger Souvenirläden, der Weg zur Brücke ist kürzer und man kommt „schöner“ an, denn es gibt einen direkten Blick auf die Brücke! Außerdem befindet sich der Badestrand auf dieser Seite des Flusses. Für den Museumsbesuch müsst ihr zwar rüber ans andere Ufer. Doch unserer Meinung nach macht es sowieso mehr Spaß, die Brücke vorher besichtigt zu haben.
6. Muss man die gebührenpflichtigen Parkplätze nutzen?
Nein, das muss nicht sein. Ihr könnt auch mit dem Fahrrad oder zu Fuß das Gelände betreten, in diesem Fall fällt keine Parkgebühr an. Aber dann müsst ihr euer Auto (falls ihr eines dabeihabt) etwas weiter weg parken. Zum Beispiel im Dorf Saint-Bonnet-du-Gard und dann 3,5 km zu Fuß weitergehen. Der Weg ist ab dem Rathaus in Saint-Bonnet ausgeschildert – ein schöner Spaziergang zwischen Weinbergen und Olivenbäumen! Radfahrer können ab Remoulins den Radweg Voie Verte du Pont du Gard nehmen.
7. Museum/Besucherzentrum: Lohnt es sich?
Wenn ihr genug Zeit mitbringt: unbedingt! Das 2.500 m2 große und moderne Museum bietet faszinierende Hintergrundinformationen zur Geschichte des Pont du Gard. Ihr erfahrt unter anderem, wie dieses riesige Aquädukt zwischen 40 und 60 n. Chr. gebaut wurde (eine technische Meisterleistung!) und wofür das Wasser in der gallorömischen Zeit verwendet wurde. Die meisten Informationen sind zweisprachig, und es werden viele Videos, Bilder und Modelle gezeigt. Für Kinder ab 5 Jahren gibt es eine Spielecke. Weiterer Pluspunkt: Das Museum ist dank einer Klimaanlage gut gekühlt, was an einem heißen Tag sehr erfrischend sein kann.
8. Gibt es Führungen über den Pont du Gard?
Ja, diese Führungen werden auf Französisch oder Englisch angeboten und dauern 1 Stunde. Das Besondere daran ist, dass ihr dabei auch die oberste Ebene der Brücke besucht, die für andere Besucher gesperrt ist. In Begleitung eines Führers könnt ihr sogar über diesen oberen Teil des Aquädukts laufen, in dem früher das Wasser floss. Von hier aus habt ihr eine tolle Aussicht! Kosten: 15 € für Erwachsene, 6 € für Kinder (4-17 Jahre). Es gibt nur 2 Führungen pro Tag (10.30 und 15.30 Uhr). Daher empfiehlt es sich, diese Tour im Voraus auf der Website des Pont du Gard zu reservieren.
9. Bekommt man vor Ort etwas zu essen?
Ja, es gibt zwei Restaurants: eines an jedem Ufer. Am linken Ufer befindet sich ein Bistro gegenüber dem Museum, das keine besonders schöne Lage hat. Aber das Restaurant Les Terrasses am rechten Ufer bietet einen herrlichen Blick auf die Brücke. Zum Lokal gehört eine schöne Terrasse, auf der man für 25 € ein Drei-Gänge-Menü bekommt. Direkt neben dem Restaurant gibt es auch eine Snackbar mit Sandwiches, Eis und Salaten (ab ca. 6 € fürs Brötchen).
10. Kann man auch mit dem Kajak zum Pont du Gard?
Ja klar! Der Gardon ist ein ruhiger Fluss und damit ist es sehr sicher, ins Kajak oder Kanu zu steigen und zum Aquädukt zu fahren. Es gibt mehrere Bootsverleihe in Collias, einem Dorf 8 Kilometer flussaufwärts. Von dort aus könnt ihr in 2 Stunden zum Pont du Gard paddeln. Unterwegs gibt es mehrere kleine Strände im Fluss – ideal zum Schwimmen und Sonnenbaden! Die Kajakvermieter holen euch einige hundert Meter nach der Brücke an einer Sammelstelle wieder ab. Bitte beachtet: Im Sommer kann das Wasser im Fluss fürs Bootfahren zu niedrig sein.
11. Darf man bei der Brücke schwimmen?
Ja, das ist erlaubt und auf jeden Fall ein tolles Erlebnis! An beiden Ufern gibt es kleine Strände (der größte befindet sich am rechten Ufer), und man kann auch von den Felsen aus ins Wasser des Gardon springen oder dort herumklettern. Bringt also Badesachen, ein Handtuch und ein Picknick mit und genießt die Zeit!
12. Wanderungen rund um den Pont du Gard
Der breite betonierte Fußweg zur Brücke ist so flach, dass er auch mit Kinderwagen und Rollstuhl begehbar ist. Dennoch ist es empfehlenswert, bequeme Schuhe, Turnschuhe oder gute Sandalen zu tragen, sodass man kurze Spaziergänge abseits des Hauptwegs unternehmen kann. Zunächst gibt es einen Spaziergang durch die Natur rund um die Brücke: Les Memoires de Garrigue. Dieser 1-1,5-stündige Spaziergang führt am linken Flussufer durch die Garrigue, vorbei an Olivenbäumen, Trüffeleichen und Obstbäumen. Außerdem kann man auf den Felsen entlang des Flusses spazieren gehen. In diesem Fall ist es besser, wenn man keine schweren Schuhe anhat.
Allgemeine Tipps & Wissenswertes
– Empfehlenswert ist es, eine Mütze, einen Hut und/oder eine Sonnenbrille sowie Sonnenschutzmittel mitzubringen: Außerhalb des Museums gibt es nur wenig Schatten auf dem Gelände. Und wenn ihr bis zum späten Nachmittag bleiben solltet, dann denkt auch an ein Mückenspray.
– Ihr könnt eure eigene Wasserflasche mitbringen; es gibt Wasserzapfstellen.
– Auf dem Lageplan findet ihr den höchsten Aussichtspunkt am Gardon (in der Nähe des oberen Brückenabschnitts). Der Aufstieg ist allerdings etwas anstrengend.
– Abends gibt es eine Show mit Lichtprojektionen auf der Brücke: Les Nocturnes du Pont. Eintritt 5 €. Tipp: Am 14. August 2023 findet auf der Brücke auch ein großer argentinischer Ball statt.
– In Vers-Pont-du-Gard (nahe dem Rive-gauche-Parkplatz) gibt es das superschöne Restaurant La Petite Gare in einem ehemaligen Bahnhof.
Weitere Infos findet ihr auf der Website des Pont du Gard auch in Deutsch.
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Text: Nicky Bouwmeester, Copyright 2023 Fotos: Josee Schouten, Nicky Bouwmeester, Depositphotos, Flickr (Steve Parker, Besucherzentrum).
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