Siezen und duzen im Französischen
Wann sagt man in Frankreich „Sie“ und wann darf man das lockere „du“ verwenden? Die L.A. Times hat vor ein paar Jahren versucht, die Antwort auf diese Frage mit einem Entscheidungsbaum zu lösen.

Kinder haben es leicht: Sie sprechen alle mit „Sie“ an – ausgenommen sind andere Kinder, direkte Familienmitglieder und Haustiere. Für Erwachsene ist es da schon etwas schwieriger. Vor allem bei Personen, die man noch nicht so gut kennt oder mit denen man zusammenarbeitet. Da verwendet man meistens das distanziertere „Sie“. Es sei denn, man arbeitet bei Google oder streitet sich mit seinem Chef. Gott (und Allah) sprechen die Franzosen übrigens ganz locker mit „du“ an.

Von jeglicher Form der politesse ist derjenige befreit, der in den 1960er-Jahren seine Zeit auf Demos und in Kommunen verbrachte. Und wenn man neben jemandem aufwacht, den man eigentlich nicht kennt, kann man sich zwischen „vous“ und „tu“ entscheiden – je nachdem, wie glücklich man mit dieser Situation ist 😊.

Das folgende Flowchart erschien 2014 in der L.A. Times. Es wurde von William Alexander erstellt, dem Autor von „Flirting With French: How a Language Charmed Me, Seduced Me, and Almost Broke My Heart”.
Und nun eine seriöse Zusammenfassung
Wann verwendet man im Französischen „vous“?
– Im Umgang mit allen Unbekannten, die älter als 17 oder 18 Jahre sind
– Im Gespräch mit „Älteren” (und grundsätzlich gegenüber allen, die älter sind als ihr selbst)
– In formellen Situationen (Hotel, Restaurant, Arbeit)
– Gegenüber eurem Chef oder jemandem mit höherem Status
– Wenn ihr unsicher seid, welche Form ihr verwenden solltet
Wann sagt man in Frankreich „tu“?
– Zu Kindern
– Zu Familienangehörigen und guten Freunden (außer Schwiegereltern, ohne deren Zustimmung)
– In informellen Gruppen oder Unternehmen mit einer lockeren Atmosphäre
– Wenn jemand vorschlägt: „On se tutoie?“ („Sollen wir uns duzen?“)
– Wenn man sich besser kennt, und die Atmosphäre entspannt ist
Fallstricke
– Auf eigene Faust von „vous“ auf „tu“ überzusteigen, ohne dies vorher anzukündigen oder nachzufragen, kann unhöflich wirken.
– Wieder zu „vous“ zurückzukehren, nachdem man bereits „tu“ verwendet hat, ist ebenfalls heikel. Denn das deutet an, dass man nun Distanz empfindet oder vergessen hat, wie gut man die Person eigentlich kennt.
Generell gilt: Die Regeln unterscheiden sich je nach Generation, Region und Unternehmenskultur. Wie bei vielen Dingen in Frankreich kommt es auch beim Siezen und Duzen darauf an, ein Gespür für die jeweilige Situation zu entwickeln.
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