Kennt ihr die Geschichte der zwei Frauen, die auf dem Nietzsche-Weg wanderten? Richtig, die gibt es nicht! 🙂
Als wir beschlossen, unseren Städtetrip nach Nizza mit einem Besuch im 12 Kilometer entfernten Èze zu kombinieren, kam Vorfreude auf. Dies war die perfekte Gelegenheit, um endlich auf dem Chemin de Nietzsche zu wandern. Der bekannte Wanderweg wurde nach dem deutschen Philosoph benannt, der diesen Weg mehrmals bestiegen haben soll, als er Ende des 19. Jahrhunderts hier wohnte.
Legendärer Wanderweg
Der Weg führt von Èze-sur-Mer auf Meeresniveau hinauf zum prachtvollen, historischen Dorf Èze-Village oben auf dem Felsen. Ein steiler Aufstieg: 400 Meter Höhenunterschied auf einer Länge von lediglich 2 Kilometern. Doch die Mühe der Wanderer wird belohnt, denn mit jedem zurückgelegten Meter wird der atemberaubende Panoramablick aufs Meer eindrucksvoller. Natürlich könnt ihr den Weg auch nach unten gehen (45 Minuten statt 1,5 Stunden), aber dann hat man natürlich auch nicht diese schöne Belohnung in Form einer tollen Aussicht bei der Ankunft. Und es gibt noch einen weiteren Vorteil, wenn man im tiefergelegenen Ortsteil startet: Mit dem Zug ist man in weniger als 10 Minuten vom Zentrum Nizzas in Èze-sur-Mer!
Von Nizza aus mit dem Zug
Und so kam es, dass wir vom Bahnhof Nice-Riquier in Richtung Èze starteten. Eine kurze, aber schöne Zugfahrt quer durch die corniches rund um die Stadt und mit großartigen Ausblicken auf das Meer und die Villen von Villefranche und Beaulieu-sur-Mer. Bei der Ankunft am Bahnhof wurden wir von einer unglaublichen Hitze empfangen. Hoppla, wo kam dieses schwüle Wetter plötzlich her? An diesem Tag Anfang Juli (im letzten Sommer) war zwar Hitze vorhergesagt, doch die Temperatur war um einiges höher als erwartet. Und dieser verrückte Himmel über den Klippen?
Bucht von Beaulieu
Wir beschlossen, erst einmal einen kurzen Zwischenstopp am Strand von Èze einzulegen. Das ist ein charmanter und etwas versteckt liegender Kieselstrand in der schönen Bucht von Beaulieu mit Blick auf die Jetset-Halbinsel Cap Ferrat. Wir genehmigten uns einen Drink im „bohémien“ Strandclub Papaya Beach (Anmerkung aus dem Jahr 2023: Dieser Strandclub ist inzwischen geschlossen. Etwas weiter stoßt ihr aber auf den trendy Anjuna Beach Club).
Zeit für Unternehmungen
Auf der Terrasse vom Papaya Beach tauschten wir unsere Sandalen gegen feste Wanderschuhe, die wir in unseren Rucksäcken mitgenommen hatten. Es war also an der Zeit loszulegen. Ein letzter Schluck citronnade und en route! Aber wir waren erst ein paar hundert Meter weit gekommen, als sich der Himmel plötzlich verdunkelte. Gewitter! Wollten wir zwischen Blitzen über eine Klippe laufen? Ein herannahender Bus mit der Aufschrift „Èze-Village“ im Fenster schien uns einen Wink mit dem Zaunpfahl zu geben …
Èze-Village: durch die Gassen bummeln
Kurze Zeit später schnaufte der Bus mit uns als Mitfahrer den Berg hinauf. Die ersten Regentropfen prasselten gegen das Fenster. Gary Grant und Grace Kelly rasten in To Catch a Thief durch diese Haarnadelkurven. Wir jedoch waren damit beschäftigt, einen Blick auf unseren Wanderweg zu erhaschen, den wir nun leider verpassten. Als wir oben auf dem Berg ankamen, war der Regen schon wieder vorbei. Wir gingen schnell ins alte Dorf und tauchten in das Labyrinth aus engen Gassen ein, die mit Bougainvillea und Wein bewachsen waren. Unglaublich! Dieses Dorf ist noch viel schöner als auf den Fotos.
Luxuriöses Hotel
Dass Èze-Village, ein früheres Bollwerk gegen die Ottomanen, so gut erhalten blieb, scheint es größtenteils einem frankophilen Prinz zu verdanken. Wilhelm von Schweden verliebte sich 1920 in diesen Ort und kaufte einen Teil der Häuser sowie das Château Eza auf. Das Schloss beherbergt nun ein Luxushotel – ähnlich dem berühmten Hotel Chèvre d’Or. Mit Blattgold verzierte Geländer, dicke Autos in der Einfahrt und prachtvolle Kunstwerke im Garten hinterlassen den Eindruck, dass dies noch immer ein Hotspot für die internationale beau monde ist.
Botanischer Garten: zu recht berühmt
Doch der Rest des Dorfes ist glücklicherweise weniger schickimicki. Wir bummelten durch Boutiquen voller fröhlicher Sommerkleider, durch Kunstgalerien und Geschäfte, in denen Likör aus lokalen Zitrusfrüchten (Mandarinen aus Èze) verkauft wird. Die Gassen führen alle zum höchsten Punkt des Dorfes, an dem der Jardin Exotique d’Èze liegt. Über diesen botanischen Garten hatten wir schon eine Menge gehört und unsere Erwartungen wurden mehr als übertroffen: welch ein magischer Ort! Auf den Ruinen einer früheren Festung wachsen nun Hunderte von Kakteen und Sukkulenten. Als der Garten im Jahr 1949 angelegt wurde, haben Packesel die Steine und die Erde nach oben geschleppt.
Aussicht auf Saint-Tropez
Zwischen den Pflanzen und Wanderwegen stehen Kunstwerke – eines fotogener als das andere! Und auch die Aussicht ist spektakulär! Zu sehen sind tief unten Cap-Ferrat, in der Ferne Antibes und sogar die Umrisse des Esterel-Gebirges bei Saint-Tropez. Wow, welch ein Erlebnis!
Eifrige Wanderer
Als wir später wieder durch die Gassen von Èze nach unten spazieren und die letzten Treppen hinuntersteigen, konnten wir es doch nicht lassen: noch einmal schauen, wo der Chemin de Nietzsche endet oder beginnt. Wir haben den Weg gefunden! Doch bevor wir die ersten Schritte auf ihm machen konnten, kam uns von unten eine Familie entgegen. Vater, Mutter, zwei Jugendliche. Rote Gesichter, nasse Haare, klebrige Shirts. „So Leute, wir sind da“, hörten wir sie sagen. Mist, sie haben es – im Gegensatz zu uns – geschafft.
Mit offenkundigem Neid ließen wir uns von ihrer Wanderung erzählen. Und sie nahmen kein Blatt vor den Mund: Wir hätten echt was verpasst!
Ok, Èze. On reviendra, wir kommen wieder zurück und holen es nach!
Hier findet ihr weitere Infos über Èze und über unseren Nizza-Städtetrip (beides lässt sich bestens kombinieren!).
Wie kommt ihr von Nizza nach Èze?
Von Nizza aus könnt ihr den Zug vom Bahnhof Nice-Riquier nehmen (9 Minuten/2,90 €). Dann kommt ihr im tiefergelegenen Ortsteil von Èze an: Um in die Altstadt zu gelangen, müsst ihr noch in den Bus (Nr. 83) hoch zum Dorf umsteigen … oder ihr geht auf dem Chemin de Nietzsche nach oben. Von Nizza aus gibt es auch Busse nach Èze-Village (oberer Ortsteil). Ihr könnt euch natürlich auch ein Taxi nehmen (circa 25 € vom Zentrum Nizza aus, sofern es keinen Stau gibt).
TIPP! Möchtet ihr den Chemin de Nietzsche etwas intelligenter in Angriff nehmen als wir das getan haben? Dann vermeidet heiße Tage. Ist das nicht möglich, dann brecht früh am Morgen auf. Tragt gute Wanderschuhe, denn der Weg ist wirklich steil und besteht aus losen Steinen – mit Sandalen wird das nichts! Und vergesst natürlich Hüte, Kappen, Sonnencreme und Wasser nicht. Den Weg von oben nach unten zu gehen, das klingt natürlich um einiges einfacher. Doch auf den lockeren Steinen hat man wenig Halt. Letztendlich ist der Aufstieg einfacher als der Abstieg.
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