Die Franzosen werfen mit Schwämmen, füttern Schweine mit Marmelade, pinkeln in Geigen und achten tunlichst darauf, dabei die Katze nicht zu wecken … Was uns wieder geritten hat? Wahrscheinlich der Ochse hinter dem Pflug. Hier kommen für euch 15 Redewendungen, die in Frankreich bekannt sind wie ein bunter Hund.
Ne pas être dans son assiette: sich nicht ganz wohl (in seiner Haut) fühlen
Wenn wir uns in unserer Haut nicht ganz wohlfühlen, fühlt sich der Franzose nicht so recht auf seinem Teller. Auch wenn der Ursprung dieses Ausdrucks ein anderer ist (assiette kommt eigentlich von „sitzen“), haben wir natürlich gleich das Klischee im Kopf: die Franzosen und das Essen …
Connaître par cœur: etwas aus dem Kopf / auswendig kennen
Französische Emotion, deutsche Rationalität? Wie auch immer, die Franzosen kennen jedenfalls etwas aus dem Herzen und nicht aus dem Kopf. Also quasi in- statt auswendig. Wer ein Lieblingsgedicht oder Lieblingslied hat, das einem viel bedeutet, kann diesen Ausdruck sicher gut nachvollziehen.
Ne pas être né(e) de la dernière pluie: nicht auf der Nudelsuppe dahergeschwommen sein
Lustiger Ausdruck im Deutschen, gerade wenn man sich ihn bildlich vorstellt. Wer den nicht kennt, muss aber schon ziemlich gut nachdenken, um die Bedeutung zu ergründen. Das französische Pendant ist da etwas eingängiger, denn wenn man nicht erst seit dem letzten Regen auf der Welt ist, hat man schon so einiges erlebt, gelernt und erreicht.
Avoir un chat dans la gorge: einen Frosch im Hals haben
Eine Katze im Hals zu haben klingt noch viel unangenehmer als unser Frosch. Obwohl, es soll ja Leute geben, die sich vor Fröschen ekeln, aber für Katzen schwärmen. Trotzdem möchte wohl niemand eine im Hals stecken haben. Ob ein diskretes Räuspern da überhaupt reicht?
Ce ne sont pas tes oignons: das ist nicht dein Bier
Und da wären wir wieder: französische Küchen- versus deutsche Braukunst. Was natürlich Unsinn ist, denn wie bei so vielen Redewendungen liegt auch hier die Herkunft im Dunkeln. Sprachforscher versuchen sich zwar an Erklärungen, sind sich jedoch sowohl dies- als auch jenseits des Rheins selten einig. Aber egal, ob nicht dein Bier oder nicht deine Zwiebeln: Es geht dich einfach nichts an!
Mettre son grain de sel: seinen Senf dazugeben
Franzosen geben ihr Körnchen Salz hinzu, wir unseren Senf. Jetzt noch ein paar Gewürze, und die Marinade ist fertig … Unter Umständen wird sie zu salzig oder zu scharf, denn beides bedeutet in etwa das Gleiche: Wer dauernd ungefragt Kommentare liefert, erntet nicht unbedingt Wohlgefallen.
Donner de la confiture aux cochons: Perlen vor die Säue werfen
Um beides ist es schade, denn man darf annehmen, dass das Schwein es weder zu schätzen weiß, wenn es kostbare Perlen geschenkt bekommt, noch wenn man es mit Marmelade füttert. Wobei das Borstenvieh Letzteres womöglich noch eher goutieren dürfte. Übrigens kennen die Franzosen durchaus auch unsere Version: jeter ses perles aux pourceaux.
Ça ne vaut pas un clou: das ist keinen Pfifferling wert
Der deutsche Ausdruck kommt wohl daher, dass es den würzigen Speisepilz früher in rauen Mengen gab und ein einzelner auf dem Markt nicht viel einbrachte. Er war also in etwa genauso wenig wert wie ein Nagel, der seit jeher als einfacher Pfennigartikel (article de bazar) gilt.
Jeter l’éponge: das Handtuch werfen
Selbe Sportart, anderes Wurfgerät. Und nein, es geht natürlich nicht um Weitwurf, sondern ums Boxen. Wer den Kampf freiwillig aufgeben will, wirft das (schweiß- und blutgetränkte) Handtuch in den Ring. Der französische Ausdruck erinnert daran, dass früher ein Schwamm zum Abtupfen der Wunden verwendet wurde.
Il ne faut pas réveiller le chat qui dort: man soll keine schlafenden Hunde wecken
Wenn wir keine unnötige Aufmerksamkeit erregen wollen, halten wir es wie die Engländer: Let sleeping dogs lie. Die Franzosen hingegen fürchten sich mehr davor, die Katze zu wecken. Anderes Beispiel für Tiertausch: Wenn es in Frankreich heißt „Il n’y a pas un chat“, dann ist da kein Schwein auf der Straße. (Logisch, die Schweine fressen ja gerade Marmelade und die Katzen stecken im Hals.)
Mettre la charrue avant les bœufs: den Ochsen hinter den Pflug spannen
Hier sind wir uns mit den Franzosen mal einig: Der Ochse hinter dem Pflug ist genauso Quatsch wie der Pflug vor den Ochsen. Beide sind Sinnbild eines nutzlosen Unterfangens. Da könnte man genauso gut das Pferd von hinten aufzäumen …
Être connu comme le loup blanc: bekannt sein wie ein bunter Hund
Edelzucht oder Promenadenmischung? Der bunte Hund ist bei uns jedenfalls stadtbekannt. In Frankreich übernimmt diese Rolle der weiße Wolf, der wohl eher in ländlichen Gefilden vorkommt als z.B. in Paris (wo bunte Hunde ohnehin kaum auffallen).
Autant pisser dans un violon: das ist für die Katz
Was könnte wohl sinnloser sein, als in eine Geige zu pinkeln? Zwar kann man sich andere Instrumente vorstellen, die für ein solches „Bedürfnis“ weitaus besser geeignet wären (übrigens, die Tuba ist auf Französisch männlich: le tuba), aber in Frankreich ist nun einmal dieser Ausdruck zur festen Redensart geworden. Bei uns hat hier endlich die Katze ihren großen Auftritt.
Ça coûte un bras: das kostet ein Vermögen
Wir verlassen das Tierreich und wenden uns dem menschlichen Körper zu. Wenn etwas richtig schweineteuer ist (pardon, da geht schon wieder das Tier mit uns durch), kostet es den Franzosen einen Arm. Oder alternativ die Haut am Hintern – la peau des fesses. Was wohl mehr wehtut?
C’est bonnet blanc et blanc bonnet: das ist Jacke wie Hose
Völlig einerlei, gehupft wie gesprungen, dasselbe in Grün – also eigentlich Wurst: Für den Franzosen ist es dann weiße Mütze und Mütze in Weiß. Versteht man sofort. Etwas moderner und cooler klingt C’est kif-kif.
Text: Tom Seidel. Bild oben links: aus dem französischen Spielfilm Le Corniaud, designecologist/Unsplash (Herzen), Leah Kelly/Pexels (Schwein), Lars Blanker/Unsplash (Zwiebel), Josep Molina Secall/Unsplash (Geige), Lauren Kay/Unsplash (Katze)
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Ein paar Bücher zu empfehlen :
The Bonjour Effect. The Secret Codes of French Conversation Revealed (2016) wurde (noch) nicht ins Deutsche übersetzt, doch die englische Version ist für 9,99 € bei Amazon erhältlich. Wasch die Kuh. Mit Wortbildern hundert und mehr Französischvokabeln pro Stunde lernen. Ist zum Beispiel für 12,99 € bei Amazon zu kaufen.
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