Der Maasradweg ist eine prima Sache für Radwanderfans, die Lust auf eine Dreiländertour haben. Diese gut ausgeschilderte Route folgt dem Fluss Maas vom niederländischen Hoek van Holland durch Belgien bis zur Quelle des Flusses im französischen Departement Haute-Marne. Die Gesamtlänge beträgt stramme 1152 km – für uns Hobbyradler ein harter Brocken, weshalb wir den Radweg durch Frankreich in Etappen zurücklegten. Was haben wir auf der französischen Teilstrecke erlebt und gesehen?
Radfahren auf einem Treidelpfad in den französischen Ardennen
Gleich hinter der belgisch-französischen Grenze bei Givet steigen wir auf die Räder. Dort beginnt ein gut asphaltierter Radweg, der anfangs schön flach ist und sich immer an der linken oder rechten Seite der Maas entlangzieht. Diese Strecke macht wirklich Spaß! Man kommt an hübschen Dörfern wie Haybes, Revin sowie an der Hauptstadt der französischen Ardennen, Charleville-Mézières, vorbei. Erfahrt hier mehr über die Teilstrecken sowie über schöne Zwischenstopps und Unterkünfte entlang der Route.
Ursprünglich führte dieser Radweg nur bis zur Hauptstadt der französischen Ardennen, Charleville-Mézières, doch seit ein paar Jahren kann man über einen eigens angelegten Radweg nach Mouzon weiterfahren. Josee probierte diese Route direkt nach der Eröffnung aus. Im Herbst zogen wir dann wieder zu zweit los und nahmen den südlichsten Teil des Maasradwegs in Angriff, wobei wir auch ab und zu einen Abstecher machten, um die Umgebung zu erkunden. Hier lest ihr mehr über die Ardennen-Radroute.
Von Mouzon nach Stenay
Einen besseren Startpunkt als Mouzon konnten wir uns nicht wünschen, denn der Ort gehört zu den schönsten Dörfern der französischen Ardennen (hier erfahrt ihr mehr darüber)! Gute Nachrichten für Camper: An der Maas gibt es diverse Stellplätze mit direktem Zugang zum Stadtzentrum. Wir dagegen nehmen das Fahrrad und beginnen unsere Tour mit der landschaftlich sehr schönen Strecke nach Beaumont. Im Gegensatz zur Route im nördlichen Teilbereich der Ardennen folgt man hier den Schildern des Maasradwegs über D-Straßen (Departementstraßen). Das bedeutet, dass es nun auch hügeliger wird (zum Glück haben wir E-Bikes!) und die Beschaffenheit der Fahrbahn – vor allem auf der Strecke Beaumont–La Neuville-sur-Meuse – etwas zu wünschen übrig lässt. Doch dafür bekommen wir als Trostpflaster eine wunderschöne Landschaft voller Weiden und Wälder präsentiert.
Stenay: die Bierroute (38 km)
La Meuse hat sich vor allem als Pays de la Bière einen Namen gemacht, und so findet man in Stenay auch ein Biermuseum. Am Parkplatz des Museums beginnt ein Radweg mit dem passenden Namen Route de la Bière. Diese 38 Kilometer lange Strecke bringt einen u.a. zur Brasserie in Charmoy, zum Städtchen Dun-sur-Meuse (wer den Berg hoch zur Notre-Dame de Bonne Garde aus dem 14. Jahrhundert erklimmt, der wird mit einer fantastischen Aussicht belohnt) und zur beeindruckenden Kirche auf einer Bergspitze bei Mont-devant-Sassey. Tipp: Nehmt die Broschüre über die Bier-Radtour mit (gibt’s beim Biermuseum und beim Office du Tourisme in Stenay), denn an manchen Stellen ist die Beschilderung nicht sonderlich gut. Übrigens könnt ihr bei Dun-sur-Meuse wieder auf den Maasradweg gelangen und von dort aus weiter nach Verdun fahren.
Verdun: Rad fahren und gedenken
Verdun trägt auch den Beinamen Welthauptstadt des Friedens, denn die Stadt ist wegen der Schlacht um Verdun während des Ersten Weltkrieges bekannt. Hier könnt ihr mehr darüber lesen. Doch fahrt auch einfach mal mit dem Rad durch die Stadt. Vor allem im Sommer ist es ein Vergnügen, am Quai de Londres und an den vielen Booten entlang zu radeln. Oder schaut euch (gratis) die Fabrik von Braquier an, wo die bekannten Dragées hergestellt werden.
Saint-Mihiel: Runde durch den Regionalen Naturpark Lothringen (40 km)
Von der Benediktinerstadt Saint-Mihiel aus unternehmen wir eine Radtour durch den Parc naturel régional de Lorraine. Dies ist das grüne Herz der Region, in dem sich Wälder, Seen und Mirabellen-Obstgärten abwechseln. Über Cirkwi konnten wir eine 39 km lange Route herunterladen, die uns direkt in den Wald bringt. Die ersten 15 Kilometer führen über eine öffentlichen Straße und dennoch fühlen wir uns inmitten der Natur mit ihren großen Bäumen und lieblichen Tälern sehr klein. Es geht bergauf und bergab; zum Glück können wir noch rechtzeitig bremsen, um die Abzweigung nach Domaine du Cloître Saint-Christophe, einem Mini-Glampingplatz mit Pferden, zu erwischen. Nach dem Wald folgt eine lange Abfahrt hinunter nach Woimville.
Was wir in der Ferne auf einem Hügel sehen, sieht interessant aus, und wir beschließen hinzufahren. Uns wird gesagt, dass dies Butte de Montsec ist: ein Hügel mit einer Gedäenkstätte zur Erinnerung an die amerikanischen Opfer des Ersten Weltkrieges. Nicht nur der Ort ist beeindruckend, sondern auch die fantastische Aussicht auf 13 Dörfer und den bekannten Freizeitsee Lac de Madine.
Wir gelangen wieder bei Apremont auf unseren Radweg und können es nicht lassen, bei einem der vielen Mirabellen-Obstgärten anzuhalten.
Von Commercy nach Domrémy-la-Pucelle: doppelte girlpower
Mit einem leeren Magen kann man nicht Rad fahren, und so suchen wir erst einmal das wichtigste Geschäft in ganz Commercy auf: À la cloche Lorraine. In dieser traditionellen Bäckerei werden die weltberühmten Madeleines gebacken. Diese muschelförmigen Mini-Kuchen sind in ganz Frankreich ein Begriff. Unsere Küchenfee Carole holte sich hier einige Inspirationen und verwandelte sie zu Hause in ein unwiderstehliches Madeleine-Rezept. Nach Domrémy gelangen wir erst einmal auf eine vielbefahrene D-Straße, doch hinter Void wird es stiller und stiller. Auf uns warten ein Wald und eine der schönsten Etappen unserer Radtour. Es geht erst gleichmäßig bergauf und dann kilometerlang bergab. Juhu! Danach durchqueren wir Dörfer, in denen die Zeit still zu stehen scheint. Dieser Gedanke kommt uns übrigens öfter während unserer Radtour. Es scheint fast so, als ob die Bewohner alles dafür tun, um in der Vergangenheit, sozusagen in einer heilen Welt, leben zu dürfen. Unser Ziel, Domrémy-la-Pucelle, ist wiederum ein Highlight, denn das kleine Dorf ehrt noch immer die berühmte Tochter der Stadt: Jeanne d’Arc.
Von Neufchâteau nach Bourmont: wie im Bilderbuch!
Neufchâteau ist nicht nur ein schöner, sondern auch ein idealer Ort für einen Zwischenstopp. Denn hier gibt es Supermarkt, Campingplatz, diverse Hotels und ein großes Restaurantangebot. Ebenfalls vor Ort und nicht unwichtig: eine Fahrradwerkstätte! Die Strecke nach Bourmont ist wunderschön und sehr fotogen. Hier mal Kühe bestaunen, dort ein paar Äpfel am Wegesrand einsammeln, eine kurze Pause am Fluss nahe dem Dorf Circourt-sur-Mouzon einlegen … Einziger Minuspunkt ist der unbefestigte Weg entlang der Maas kurz vor der Brücke bei Goncourt nahe dem Dorf Gonaincourt. Eine Qual für den Po! Unser Zielpunkt Bourmont ist zu Recht das grande finale, denn dieses prächtige, mittelalterliche Dorf liegt oben auf einem Hügel. Und das heißt: Die letzten 100 Meter ordentlich in die Pedale steigen!
ZUM WEITERLESEN: Dörfer und Städte entlang des südlichen Maasradwegs
Zur Maasquelle: quer durch die Prärie
La Meuse oblige: Ist man auf dem Maasradweg unterwegs, dann will man auch zur Quelle des Flusses, der einen so lange begleitet hat. Wir begeben uns also in Provenchère-sur-Meuse wieder auf den Maasradweg und fahren durch eine Landschaft, die viel offener ist als auf den vorherigen Abschnitten: flach, weit, ländlich. Eben anders. Die charakteristischen Windräder erinnern uns an eine amerikanische Westernlandschaft.
Am Horizont sieht es nach Unwetter aus und der Wind zieht an – wir treten also so schnell wie möglich in die Pedale. Doch dann sehen wir plötzlich einen Gedenkstein am Wegesrand. Hoppla, wir sind angekommen! Hier befindet sich die Quelle der Maas! Wir hatten irgendwie ein riesiges Hinweisschild erwartet, und in der Landschaft ist auch überhaupt kein Fluss zu erkennen. Das Einzige, was wir sehen, ist mehr oder weniger eine Pfütze. Auf dem Gedenkstein ist eine Bronzeplatte, auf welcher der Verlauf der Maas vom Ursprung – hier also – bis ins niederländische Hoek van Holland eingraviert ist. Ehrlich gesagt sind wir froh, dass wir die Strecke geschafft haben, doch wir hatten uns etwas mehr von diesem Meilenstein erhofft.
Aber was soll’s, der Weg dorthin war sehr schön. Wir beenden unsere Tour in der sehr sehenswerten Stadt Langres und müssen zugeben, dass wir eine fantastische Entdeckungsfahrt durch ein Gebiet unternahmen, das die meisten von uns nur mit dem Auto auf dem Weg in den Süden durchqueren, ohne sich weiter umzusehen. Dabei kann man sich in diesem wunderschönen Stückchen Frankreich verzaubern, verführen und begeistern lassen. Dank des Maasradwegs haben wir eine ganz andere Seiten dieser Region kennenlernen dürfen!
Praktische Infos und Tipps
– Der nördliche Abschnitt des Maasradwegs (bis Mouzon) ist größtenteils flach und führt am Ufer der Maas auf speziell angelegten Radwegen entlang. Danach geht’s auf D-Straßen weiter, die manchmal etwa weiter von der Maas weg liegen und durch eine Hügellandschaft führen.
– Ab diesem Sommer könnt ihr den Maasradweg auch mit anderen Routen kombinieren. So gibt es beispielsweise Abzweigungen Richtung südliche Ardennen, zentrale Ardennen und Lesse und Semois.
– Die Beschilderung ist im Allgemeinen recht gut. Nur bei den Abfahrten sollte man gut aufpassen, dass man das Schild nicht übersieht (so wie wir).
– Unterwegs gibt es nur wenig Lokale oder Cafés – außer in den größeren Dörfern und Städten – nehmt also genug zu essen und zu trinken mit. Am besten habt ihr auch etwas Kleingeld mit dabei, sodass ihr euch beim Baguette-Automaten bedienen könnt:-)
– Die Wasserflasche wieder auffüllen? Wir bekamen einen goldenen Tipp: Geht zum Friedhof, denn dort gibt es immer einen Wasserhahn (zum Auffüllen der Gießkannen).
– Wir haben in Verdun E-Bikes gemietet. Doch das kann man auch in Bogny-sur-Meuse, Chooz, Haybes und Charleville-Mézieres in den französischen Ardennen, Neufchâteau im Vogesen und Langres im Haute Marne. Wir fanden diese Übersicht über den Fahrradverleih in den französischen Ardennen auch praktisch.
– Unterwegs gibt es diverse Camping- und Stellplätze. Wir übernachteten in Hotels und B&Bs, hier findet ihr unsere Tipps.
– Weitere Informationen über den gesamten Maas-Radweg findet ihr auf dieser speziellen Website.
Text: Josee Schouten Fotos: Carole Goelitz und Josee Schouten
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