Saint-Claude ist die Heimat der französischen Pfeifenindustrie. Unser Tipp: Besucht nicht das Musée de la Pipe, sondern direkt das Atelier des jungen Pfeifenmachers Sébastien Beaud.
Über einen langen Gang und eine Treppe gelangen wir ins Atelier von Pipes Genod. Es scheint fast so, als ob wir einen Zeitsprung von einem ganzen Jahrhundert gemacht hätten und in einem kompletten Chaos gelandet wären. Es ist der Arbeitsplatz von Sébastien und seiner Partnerin Jessica aus, die hier in bester Handwerksmanier rund 2.000 Pfeifen jährlich herstellen – von klassischen Modellen bis hin zu trendy Varianten, alles mit Maschinen aus dem 19. Jahrhundert.
Von der Pike auf gelernt…
Schon als Kind war Sébastien verrückt nach Holzarbeiten. Es war daher nicht weiter verwunderlich, dass er schon als Junge das métier des Pfeifenmachers erlernen wollte. Anfang 20 begann er dann seine Lehre bei maître pipier Genod, einem der Altmeister des Fachs. Als dieser 2006 verstarb, übernahm Sébastien das Atelier. Bei einem Rundgang spürt man sofort, wie viel Spaß ihm sein Beruf macht.
Holz, das nicht brennt?
Ausgestattet mit einem Holzscheit laufen wir zum ersten Maschinenraum. Vielleicht sind wir ein bisschen blond, doch uns stellt sich sofort die Frage, wie man eine Pfeife aus Holz herstellen kann, in der später Tabak glimmen soll. „Bonne question!,” antwortet Sébastien (zum Glück!). Das einzige Holz, das sich zur Pfeifenherstellung eignet, scheint das Wurzelholz eines Heidestrauchs (bruyère) zu sein, das an der Mittelmeerküste wächst. Nur dieses Holz erfüllt die zwei wichtigsten Kriterien: Es brennt nicht und es riecht nicht.
Über 15 Arbeitsschritte für eine gute Pfeife
Dass die Herstellung einer Pfeife mehr ist als die Wahl einer Form, das Ausfräsen aus dem Holz und das Anbringen eines Mundstücks, das lernen wir während einer Führung. Für die Herstellung einer perfekten Pfeife braucht man über 15 Arbeitsschritte, die noch dazu sehr sorgfältig ausgeführt werden müssen. Feilt oder schleift man zu viel, schon kann man wieder von vorne beginnen. Vor allem der Vorgang des Polierens beeindruckt uns sehr, auf den sich seine strohblonde Freundin Jessica spezialisiert hat.
Zum Schluss brennt uns noch ein Frage an Sébastien unter den Nägeln: Ob er denn selbst Pfeife rauchen würde. „Eh oui”, ruft er begeistert aus „doch nur am Sonntagnachmittag. Denn eine Pfeife raucht man nur zur Entspannung. Mann muss sich die Zeit zum Genießen nehmen!”
Das Atelier von Sébastien, Pipes Genod, könnt ihr von Montag bis Freitag 9.00-11.30 Uhr und 14.00-18.00 Uhr besuchen. Kosten für die Führung €2,50 p. P. Die Adresse steht links oben. Weitere Infos.
P.S. Wieder zu Hause hat Carole – unter professioneller Anleitung ihrer Nachbarn – die Pfeife offiziell getestet und als gut befunden!
AUCH INTERESSANT:
Grüße aus dem winterlichen Jura
6 Erlebnisse im Jura
Keine Reaktionen