Wie feiern gläubige Franzosen das Osterfest?
Ostern ist im Grunde das wichtigste Fest im katholischen Kalenderjahr, dann wird die Auferstehung Jesu gefeiert. Das beginnt bereits in der Karwoche, also in der Woche vor dem Osterwochenende, genannt La Semaine Sainte.
Diese „heilige Woche“ beginnt mit dem Palmsonntag, Dimanche des Rameaux, an dem die Kirchenbesucher „Palmwedel“ mit sich tragen, um an den Einzug Jesu in Jerusalem zu gedenken. In Frankreich werden dafür meist Buchsbaum- oder Lorbeerzweige verwendet, in der Provence sind es Olivenzweige. In einigen Regionen Frankreichs werden auch Süßigkeiten an die Zweige gehängt. Traditionell diente das dazu, um die Kinder während der Messe bei Laune zu halten. In Limoges werden Baiser (meringues) verwendet, in der Charente dreieckige Kekse mit Anisperlen, die cornuelles.
Les cornuelles, Osterkekse aus der Charente für den Palmsonntag
Am Karfreitag finden im ganzen Land kleine Prozessionen statt, Les Chemins de Croix, im Gedenken an den Kreuzweg Jesu (mit 14 Stationen). In Dörfern – und sogar in Großstädten wie Paris – sieht man ganze Gruppen betender Menschen, die hinter einem Priester mit einem großen Holzkreuz schreiten.
Am Ostersonntag gehen die Gläubigen in die Ostermesse, die bis zu 2 Stunden dauern kann. Den Ostermontag dagegen feiern die Franzosen überwiegend zu Hause.
Messe in der Kathedrale Chalons-sur-Saône im Burgund
Wie viele freie Tage haben die Franzosen an Ostern?
Der Ostermontag ist in Frankreich ein gesetzlicher Feiertag. Das gilt allerdings nicht für den Karfreitag, an dem die meisten Franzosen ganz normal arbeiten müssen. Ausnahme: Das weitgehend protestantische Elsass, wo der Vendredi Saint tatsächlich ein freier Tag ist. Auch die Pariser Börse ist an diesem Tag geschlossen.
Was wird in den Schulen getan?
In den öffentlichen Schulen Frankreichs bleibt die Religion strikt außen vor. Gemeinsame Osterfrühstücke, wie sie an manchen Grundschulen bei uns üblich sind, gibt es an den écoles publics in Frankreich nicht. Christliche Privatschulen beschränken sich eher auf gemeinsame Gottesdienste.
Lammkeule oder gigot d’agneau
Was wird an Ostern in Frankreich aufgetischt?
Das lange Osterwochenende ist traditionell ein guter Anlass für Familientreffen mit üppigen Mahlzeiten. Vor allem das Mittagessen am Ostersonntag ist wichtig. Lamm ist dann der Klassiker, oftmals als Lammkeule (gigot d’agneau). Serviert wird das Fleisch zusammen mit weißen oder grünen Bohnen. Weil an Ostern so viel Lammfleisch gegessen wird, steigen die Preise beim französischen Metzger ordentlich an.
In Südfrankreich gibt es als Vorspeise häufig einen Ostersalat (la salade pascale), bestehend aus Friséesalat, hartgekochten Eiern, Käsewürfeln und Knoblauchcroutons. In der Provence findet ihr an Ostern auch süße oreillettes: knusprig frittierte Teigstücke mit Orangenblüten und Zucker. Die Konditoreien im Elsass bieten lammala oder auch lammele an: ein Kuchen in Form eines Osterlamms.
Und Schokolade …?
Schokolade, bien sûr, ist ein Muss zum französischen Osterfest! Bei allen Patissiers und Bäckern stehen die Schaufenster voll mit Schoko-Kunstwerken: große Hasen, Hühner, Küken, Rieseneier, Fische und Meeresfrüchte (noch vom 1. April, erfahrt hier mehr darüber!) und natürlich auch kleine Schoko-Eier.
Im Allgemeinen ist die Osterschokolade ziemlich klassisch. Also nichts mit Wassermelonenfüllung oder Käsekuchengeschmack. Das Interesse gilt mehr ausgefallenen Kakaobohnensorten und komplizierten Formen.
Das Schokoladenei hat seinen Ursprung im Frankreich des 18. Jahrhunderts, als Konditoren in Paris leere Eierschalen mit Schokolade füllten. Man findet diese klassischen, gefüllten Eier heute noch in französischen Schokoladengeschäften, sie heißen „oeufs coquillage“.
Oeufs coquillage von La Maison du Chocolat
Ein weiterer Oster-Bestseller ist der berühmte Lindt-Schokoladenhase (in Goldfolie eingewickelt und mit einer echten Glocke), der rund um Ostern in den französischen Supermärkten und Hypermärkten meterhoch aufgetürmt wird.
Der Osterhase? Nein, fliegende Glocken!
In Frankreich sieht man kaum echte Eier, die an Ostern eingefärbt oder verziert werden. Unter den nicht-religiösen Traditionen rund um Ostern ist die Schokoladeneiersuche mit Abstand die wichtigste. Die chasse aux oeufs findet nicht nur bei den Franzosen zu Hause statt, sondern auch an vielen öffentlichen Plätzen (in Parks, Museen und in berühmten Schlössern wie Chambord, Chenonceau und Fontainebleau).
Alte französische Osterkarte
Französischen Kindern wird erzählt, dass die Ostereier nicht vom Osterhasen versteckt werden, sondern von … fliegenden Glocken stammen! Traditionell durften nämlich die Kirchenglocken in der Zeit von Karfreitag bis Ostersonntag nicht läuten – aus Respekt vor Jesus. Den (Groß-)Eltern zufolge flogen alle Glocken in diesen Tagen nach Rom und kehrten erst am Ostersonntag mit Schokolade für die Kinder zurück!
Oster-Glossar
La Semaine Sainte: Karwoche
Le Dimanche des Rameaux: Palmsonntag
Pâques: Ostern
Joyeuses Pâques: frohe Ostern!
L’agneau: das Lamm
Le Vendredi Saint: Karfreitag
Les vacances de Pâques: Osterferien
La chasse aux oeufs: Ostereiersuche
Les petits oeufs en chocolat: Schokoladeneier
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Oeufs cocotte mit Lachs und Dill
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