Keine unterkühlte Designer-Atmosphäre, sondern ein einzigartiger Einblick in das Leben und Schaffen eines Couturiers. Neben Modell-Kleidern und Skizzen sind auch die ehemaligen Arbeitsräume des Modeschöpfers zu sehen. Josee besuchte das Musée YSL im schicken 16. Arrondissement von Paris.
Kleine Museumsperle
Die ehemalige Hauptniederlassung und das Modehaus von Yves Saint Laurent wurden in ein Museum umgewandelt, das seit 2017 besichtigt werden kann. Man betritt das Geschäft auf die gleiche Art und Weise, wie früher die besten Kunden des Modeschöpfers „zu Hause“ empfangen wurden: über die Salons und Umkleidezimmer im Erdgeschoss.
Der Mann und seine Marke
Yves Saint Laurent bedarf natürlich keiner langen Vorstellung. Der Mann, die Marke – beide können sich des ewigen Ruhms sicher sein. Weltbekannt sind beide unter der Abkürzung YSL. Der brillante, kreative Designer begann – wir schreiben die 1960er-Jahre – als Assistent von Christian Dior, der anderen großen Mode-Legende. Nach seinem Tod wurde YSL zum Nachfolger und Kreativdirektor der Maison Dior ernannt. Doch der eigensinnige Charakter des damals noch blutjungen Designers führte fünf Jahre später, 1962, zur Gründung eines eigenen Modehauses und einer Kollektion unter seinem Namen. Der Rest ist Modegeschichte …
Der Weg zur Weltspitze
Im früheren Atelier von Yves Saint Laurent, gelegen zwischen Champs Elysées und Eiffelturm, bekommt man einen sehr guten Einblick in die Arbeit und das Leben des berühmten Modeschöpfers. Eine verschlungene Route führt durch alle möglichen Zimmer und Räume. Im Erdgeschoss liegt der Fokus auf den unzähligen Entwürfen, die YSL non-stop skizzierte und welche als Grundlage für jede neue Kollektion dienten. Das war knallharte Arbeit, denn in seinen besten Jahren organisierte er bis zu 4 Modeschauen pro Jahr – mit jeweils über hundert verschiedenen Entwürfen! YSL war auch der erste Modeschöpfer überhaupt, der 1966 ein Geschäft mit einer eigenen Prêt-à-porter-Kollektion eröffnete.
Sein Atelier
Die vielen ausgestellten Stoffproben, Schablonen für Hüte und Schuhe, Musterentwürfe und alten Polaroid-Fotos vermitteln einen guten Eindruck davon, wie viel Arbeit in der Umsetzung jeder einzelnen Kollektion steckt.
Aber auch Yves Saint Laurent selbst ist in diesem Museum, das einem Privathaus ähnelt, überall „anwesend“. Im obersten Stockwerk befindet sich das Atelier, in dem YSL bis zu seiner Pensionierung im Jahr 2002 täglich zu finden war. Das Erstaunliche ist, dass er in einer Welt voller Glitzer und Glimmer sein eigenes Reich ganz einfach und ohne viel Schnörkel einrichtete.
Zwischen Modeskizzen und Nadeldosen entdeckt man persönliche Gegenstände von YSL wie seine Lesebrille und den von ihm heißgeliebten Dior-Spazierstock. Hinter dem winzigen Schreibtisch (auf Stützböcken!) hängt eine Pinnwand mit Fotos seiner Musen wie Catherine Deneuve und Loulou de la Falaise. Ehemalige Mitarbeiter und Mannequins des Modehauses halfen dabei, die Arbeitsräume in ihren früheren Zustand zu versetzen. Dieser persönliche Einsatz ist in der oftmals sehr reservierten französischen Modewelt außergewöhnlich. Schaut euch unbedingt auch die Filmsequenzen zwischen dem 2. und 3. Stock an!
Frühling 2022: Hommage an Yves Saint Laurent in ganz Paris
Leider sind in diesem Museum derzeit keine echten YSL-Kreationen zu sehen; wir müssen uns mit den zahlreichen Zeichnungen und Arbeitsmodellen begnügen. Aber um die 60 Jahre YSL-Kreationen ausgiebig zu feiern, gibt es noch bis zum 18. September 2022 in 5 weiteren Pariser Museen* Ausstellungen als Hommage an sein Lebenswerk. Ich habe mir noch das Musée d’Art Moderne angesehen: Es ist nur 5 Gehminuten vom Musée YSL entfernt ist und kann gratis besichtigt werden. Dort werden die Entwürfe von YSL mit Kunstwerken und ‑stilen kombiniert, die ihm – wie Dior – als Inspirationsquelle dienten. Sehr gut gemacht!
Musée YSL Paris, 5 avenue Marceau, Paris, 16. Arrondissement. Di-So. 11.00-18.00 Uhr, Freitag bis 21.00 Uhr, 10 €. Weitere Infos & Kartenverkauf: museeyslparis.com
Musée d’Art Moderne de Paris (MAM), 11 Avenue du President Wilson. Geöffnet Di-So 10.00-18.00 Uhr. Eintritt gratis. *Weitere Museen mit Werken von Yves Saint Laurent: Centre Pompidou, Louvre, Musee d’Orsay, Musee Picasso.
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