Wir vom frankreich-webazine.de schwärmen so oft vom Essen in Frankreich, dass wir unsere Begeisterung ruhig ab und zu mal relativieren können. Klar, in Sachen Gastronomie macht den Franzosen keiner was vor, doch es gibt auch Dinge, die in Restaurants und Kneipen in Paris und dem Rest von Frankreich nicht so prickelnd finden.
1. Automatisch die englische Karte hinlegen
Bestimmt ist es gut gemeint, aber wenn der Kellner einem ohne zu fragen gleich die englische Speisekarte reicht, fühlt man sich schon, als habe man ein Schild umhängen, auf dem groß TOURIST steht. Da denkt man sich: Habe ich dafür den Französischkurs gemacht? Und selbst wenn man sich damit schwertut, eine französische Speisekarte zu lesen, ist es doch ganz praktisch, wenigstens eine Karte auf Französisch auf dem Tisch zu haben. Woher soll man denn sonst wissen, dass dieser komische „Rooster in red wine“ ein Coq au vin sein soll?
2. Ungefragt die Rechnung bekommen
Man hat sein Glas noch längst nicht ausgetrunken, da legt einem die Bedienung auch schon die Rechnung auf den Tisch: „Je peux vous apporter l’addition s’il vous plaît?“ (“Dürfte ich bitte abrechnen?”) Äh … hallo? Wir hatten doch überhaupt nicht um die Rechnung gebeten, vielleicht wollen wir ja auch noch was bestellen? Ist das etwa ein Rausschmiss? Keineswegs: In Frankreich heißt das einfach nur, dass der Kellner oder die Kellnerin Feierabend hat und ein Kollege bzw. eine Kollegin den Tisch übernimmt. Man darf ruhig sitzen bleiben, muss nur eben zwischendurch die Rechnung bezahlen. Für Franzosen ganz normal, aber für uns fühlt sich das oft ungastlich an.
3. Erster und zweiter Durchgang
Nerviges Phänomen in Paris und anderen französischen Großstädten: Schon bei der Reservierung wird man vom Personal hingewiesen, dass man bitte bis 21.30 Uhr aufgegessen haben sollte, weil es danach einen deuxième service gibt. Das heißt: Der Tisch ist schon wieder für die nächsten Gäste reserviert. Zum Glück wird das in der Regel nicht ganz so streng gehandhabt, aber schon die Mitteilung wirkt ziemlich arrogant. Gerechterweise müssen wir einräumen, dass bestimmte populäre Restaurants auch bei uns zunehmend so arbeiten. Es ist also kein rein französisches Problem, trotzdem nicht gerade angenehm.
4. Landgasthöfe, die um 14.00 Uhr schließen
Während obiges Ärgernis vor allem die Hauptstadt betrifft, kann man auf dem Land wiederum ganz andere Überraschungen erleben: Öffnungszeiten nämlich, wie man sie eher von Behörden erwarten würde. Wer hier nach 13.30 Uhr noch ein Mittagessen möchte, muss vielerorts hungrig wieder abziehen. Nach 14.00 Uhr bekommt man oft nicht mal mehr kalte Speisen, auch wenn noch viele Gäste am Tisch sitzen. Noch später könnt ihr es dann echt vergessen.
5. Teures Mineralwasser statt Wasser aus dem Hahn
Eigentlich wollte man nur etwas Leitungswasser zum Wein, doch der Kellner tut so, als verstünde er nichts, und serviert einfach ein Flaschenwasser – zu saftigen Preisen. Zugegeben, bei uns ist es oft noch schlimmer: In Deutschland kann man meistens gar kein Leitungswasser bestellen. In Frankreich heißt das Zauberwort „carafe d’eau“. Restaurants sind dann verpflichtet, normales Wasser aus dem Hahn abzufüllen.
6. Platzierung nach Aussehen
Vor einigen Jahren machten Skandalmeldungen die Runde: Trendige Restaurants in Paris ließen nur „schöne“ Menschen auf der Terrasse sitzen. Die betreffenden Lokale gelobten Besserung, doch eine berühmte Brasserie wie das Lipp im Viertel Saint-Germain macht seit einem Jahrhundert fast dasselbe. Schon Hemingway beklagte sich über die Verteilung der Gäste auf den unteren und den oberen Saal des Restaurants, bekannt als „Himmel“ bzw. „Hölle“. Allzu auffällige Touristen wurden – und werden – direkt ins dunkle Obergeschoss (die Hölle) verbannt, wo ihr Anblick weniger stört.
7. Fleisch meist noch immer in der Hauptrolle
Nach und nach springen auch die Franzosen auf den vegetarischen Zug auf. Trotzdem ist in einem durchschnittlichen französischen Restaurant ein ordentliches Stück Fleisch (oder Fisch) nach wie vor der Mittelpunkt nahezu jeden Gerichts. Der Rest auf dem Teller ist eher Beiwerk und absolute Nebensache. Was jammerschade ist, denn gerade in Frankreich gibt es so viel gutes Gemüse und köstliche Gemüsegerichte!
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Text: Nicky Bouwmeester Bilder: Restaurant Mollard in Paris, CC Corinne Moncelli, CC/PSJ de Vries(terras), CC/Nicky Bouwmeester, Lipp CC-BY Daniel-Cruz-Valle. Offnung: CC-BY Jean-François Gornet (Kellner in Paris)
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