Frankreich geht mit der Zeit, und in den letzten Jahren hat sich in dem oft als konservativ abgestempelten Land viel verändert. Doch an einigen alltäglichen Dingen kann man feststellen, dass die Franzosen nur ungern bestimmte Sachen und Angewohnheiten aufgeben.
1. Floskeln von anno dazumal
In Briefen und sogar in E-Mails halten Franzosen an Formulierungen fest, die ziemlich vorsintflutlich klingen. Beispielsweise das noch häufig verwendete Je vous prie d’agréer, Madame/Monsieur, mes salutations distinguées. „Ich bitte Sie, sehr geehrte Damen und Herren, meine hochachtungsvollen Grüße anzunehmen!“. So einen Ausspruch erwartet man doch eher in einer Brieftauben-Sendung als in einer E-Mail, oder?
2. Scheckheft
Beim Arzt, unter Freunden, im Supermarkt – in Frankreich könnt ihr fast überall mit Schecks bezahlen. Ziemlich praktisch, das betonen viele in Frankreich wohnende Ausländer. Doch wenn eine ältere Dame an der Supermarktkasse recht umständlich in der Handtasche nach ihrem chèquier kramt, um damit 3 Produkte zu bezahlen, dann kann man gut nachvollziehen, warum in anderen Ländern dieses Bezahlungsmittel abgeschafft wurde.
3. Sonntagsruhe
In großen französischen Städten öffnen – langsam, aber sicher – immer mehr Geschäfte auch am Sonntag ihre Türen. Doch auf dem Lande ist die Sonntagsruhe weiterhin heilig. Dort ist es sogar gesetzlich verboten, am Sonntag nach 12.00 Uhr den Rasenmäher anzuwerfen, Holz zu hacken oder anderen geräuschvollen Tätigkeiten im Garten nachzugehen. Es winkt dann ein Bußgeld.
4. Militaire défilé
Es wirkt etwas befremdlich, wenn sich ein modernes, demokratisches Land noch immer eine derart aufwändige Militärparade leistet, dass sie locker mit denjenigen in diktatorisch geführten Ländern mithalten kann. Umfragen zufolge befürwortet die Mehrheit der Franzosen noch immer diese Tradition des Quatorze Juillet, die sage und schreibe 4 Mio. € pro Jahr kostet.
5. Rollkissen
Le traversin, die Nackenrolle, scheint ein Relikt aus Zeiten von Chaiselongue und Reifrock zu sein, doch in altmodischen französischen Hotels (und bei einigen Franzosen zu Hause) begegnet man ihr noch immer – und zwar als Kopfkissen auf dem Bett. Habt ihr schon mal das Vergnügen gehabt, auf einem solchen Daunen-Baumstamm zu schlafen? Genau, Nackenkrämpfe sind vorprogrammiert …
6. Minitel
Ein weiteres Beispiel für eingerostete Angewohnheiten, welche die Franzosen nur ungern aufgeben, ist das Minitel. Diesen Teletext-Kommunikationsdienst, der schon lange vom Internet eingeholt wurde, hat die französische Post erst 2012 aufgegeben. Warum er sich so lange halten konnte? In 2009 zählte Minitel noch immer 2 Millionen Nutzer!
7. Foie gras und Froschschenkel
Cees Nooteboom sagte einmal: „Die Franzosen sind konservativ. Das Gute daran ist, dass sie es auch in der Küche sind.“ Das stimmt. Zum Glück halten die Franzosen an ihren traditionellen Essgewohnheiten fest und produzieren auch weiterhin köstliche Hausmacher-Produkte. Doch … ähm … foie gras und grenouilles, muss das im Jahr 2018 noch immer sein?
8. Der Franc
Unglaublich, aber wahr: Anno 2018 sind noch immer französische Kassenzettel im Umlauf, auf denen neben der Summe in Euro auch der Totalbetrag in Francs angegeben wird. So stand auf diesem Bon einer Drogeriekette in Paris, in der wir im August 2018 Einkäufe machten, dass 48,85 € genau 320,43 FFR entsprechen. Wow, und das 18 Jahre nach Einführung der europäischen Geldeinheit. Sacrés français! ;- )
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Text: Nicky Bouwmeester, Josée Schouten, mit Dank an Thijs Heslenfeld. Fotos: (Foto vkag/ Arc de Triomphe CC/Protocal Snow, Minitel CC Frédéric Bisson, Scheckheft CC Yann Droneaud)
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