Zwischen Leben und Tod
Aus dem Fenster der Wohnung, die ich für meine einwöchige „workation“ in Paris gebucht habe, blicke ich seitlich auf eine große, mit Pflanzen bewachsene Mauer. Sie bildet die Trennungslinie zwischen Leben und Tod, denn hinter dieser kilometerlangen Mauer liegt der Friedhof Père-Lachaise. So nah und mitten im hektischen Alltagsleben des 20. Arrondissements! Das hat mich neugierig gemacht …
Wissenswertes über Père-Lachaise
Der Cimetière du Père-Lachaise öffnete im Jahr 1804 als großer, neuer Friedhof von Ost-Paris seine Pforten. Benannt ist er nach François d’Aix de La Chaise, dem Beichtvater von Ludwig XIV. In den letzten 200 Jahren ist Père-Lachaise vor allem als letzte Ruhestätte von Berühmtheiten aus verschiedenen Epochen und Disziplinen bekannt geworden: von Schriftstellern wie Oscar Wilde und Marcel Proust, Sängerinnen wie Edith Piaf, Chansonniers und Schauspielern wie Yves Montand bis hin zu Berühmtheiten aus der Musikwelt wie Jim Morrison und Frédéric Chopin. Jeder Grabstein hat seine eigene Geschichte!
Und der Friedhof ist groß. Riesengroß! Das gesamte Gelände umfasst sage und schreibe 47 Hektar, was 22 Fußballfeldern entspricht. Kein Wunder, dass die Pariser ihn auch La cité des morts nennen … Eine ganze Stadt für die Toten. Père-Lachaise steht unter Denkmalschutz und gehört mit 3 Millionen Besuchern pro Jahr zu den 5 größten Touristenattraktionen in Paris.
Unmengen von Spazierwegen
Ich betrete den Friedhof durch den Fußgängereingang am Boulevard de Ménilmontant, der ungefähr gegenüber dem Ausgang der gleichnamigen Metrostation Père Lachaise liegt. Auf der großen Info-Tafel schaue ich mir die Karte des Friedhofs genauer an. Dort stehen die Straßennamen (!) und die Abteilungs- und Grabnummern bekannter Pariser Familien sowie nationaler und internationaler Berühmtheiten. Doch wo soll man nun anfangen? Père Lachaise ist nicht nur sehr groß, sondern auch auf einem Hügel gebaut. Also keine gute Idee, wie ein kopfloses Huhn herumzulaufen. Mince, hätte ich mich nur besser vorbereitet und vorher eine Karte gegoogelt! Dann hätte ich eine effiziente Routenplanung machen können. Ich erkenne jetzt zum Beispiel, dass ich für das Grab von Edith Piaf besser den Eingang ganz oben auf dem Hügel genommen hätte.
Kleine Tempel und große Skulpturen
Enfin, zwei Prominente sind in hier diesem Teil des Friedhofs gut ausfindig zu machen. Ich gehe über die größeren Wege und die schmalen Pfade und bewundere die beeindruckende Architektur der Gräber. Kleine Tempel, imposante Familiengräber, kunstvolle Skulpturen und Statuen als Dekoration. Vieles davon steht schon seit zwei Jahrhunderten hier. Das erklärt auch die Vielfalt der Stile. Zum Teil bevorzugte man Gotik, Barock, Neoklassizismus, dann wieder modern und schlicht so wie das Grab mit dem Porträt einer jungen Frau, die Opfer des Bataclan-Anschlags wurde. Ich muss erst einmal schlucken und verweile dann eine Zeitlang am Grab.
Bei Jim Morrison und Chopin
Man muss gut aufpassen, um den richtigen Wegen zu folgen und die kleinen Schilder im Auge zu behalten, welche die entsprechenden Bereiche angeben. Aber es gelingt mir, das Grab von Jim Morrison zu finden. Die vielen Blumen und sein Porträt deuten darauf hin, dass ich an der richtigen Stelle bin. Aber es ist viel kleiner, als erwartet. Außerdem liegt es zwischen anderen Gräbern versteckt und ist von Absperrungen umgeben. Ja, Jim ist hier noch immer sehr beliebt und gehört zusammen mit Edith Piaf zu den meistbesuchten Gräbern von Père Lachaise. Aber warum wurde dieser amerikanische Star hier begraben? Der Sänger der Doors lebte in den 1970er-Jahren in Paris. Hier wurden ihm Alkohol, Drogen und Rock’n’Roll zum Verhängnis.
Und weiter zum nächsten Grab: Frederic Chopin. Dieser Komponist ist leichter zu finden, da er sich an einem der breiteren Hauptwege des Friedhofs befindet.
Idealer Ort für eine Pause
Zeit für eine Verschnaufpause. Überall auf den Bänken sitzen locals, die hier ihr Mittagessen zu sich nehmen, ein Buch lesen oder sogar ein Nickerchen machen. Das überrascht mich nicht, denn Père Lachaise ist ein botanisches Paradies mit alten Bäumen, gepflegten Rasenflächen, prächtigen Staudenrabatten und vielen bunten Blumen. Man fühlt sich wie in einer Oase der Ruhe, die sich hervorragend dafür eignet, dem Trubel der Stadt zu entfliehen.
Nicht nur unter der Erde
Neben den berühmten Gräbern gibt es auf dem Friedhof Père Lachaise auch einige weniger bekannte Sehenswürdigkeiten. So kann man die Urnengalerie im Columbarium besichtigen oder entlang der Mur des Fédérés spazieren, einem Denkmal für die Opfer der Pariser Kommune von 1871. Von hier aus habt ihr auch einen fantastischen Blick auf die Stadt.
Zusammengefasst: Ob ihr euch nun für Geschichte, Kunst oder einzigartige Erlebnisse interessiert – Père Lachaise ist ein Must-see! Ich persönlich fand es ergreifend, an einem Ort mitten im pulsierenden 20. Arrondissement in eine andere Welt einzutauchen.
Der Zugang ist kostenlos.
Insider-Tipps für den Besuch des Père Lachaise
Damit ihr von Anfang an das Beste aus eurem Besuch machen könnt, findet ihr hier ein paar praktische Tipps:
– Überlegt euch im Voraus, was oder welches Grab ihr sehen möchtet, und wählt den entsprechenden Eingang, denn Père-Lachaise hat 5 Eingänge.
– Ihr könnt vor eurem Besuch schon mal diese Karte von Père-Lachaise downloaden.
– Tragt bequeme Wanderschuhe, denn die kleinen Wege sind uneben.
– Nehmt eine Flasche Wasser und eventuell auch ein Lunch-Paket mit, da es auf dem Friedhof weder einen Kiosk noch ein Café gibt.
– Verhaltet euch während eures Besuchs still, respektvoll und denkt daran, dass Père-Lachaise in erster Linie ein Friedhof ist. Haltet also Abstand zu Beerdigungen oder trauernden Besuchern.
Praktische Informationen
Öffnungszeiten vom Cimétière du Père-Lachaise:
1. November bis 15. März: 8.00 – 17.30 Uhr
16. März bis 31. Oktober: 8.00 – 18.00 Uhr
Bitte beachtet, dass der Friedhof an einigen Feiertagen möglicherweise geschlossen sein oder angepasste Öffnungszeiten haben kann. Informiert euch am besten auf der Website von Paris über den aktuellen Stand, bevor ihr euren Besuch plant.
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Text & Fotos: Josee Schouten
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