Ein Thalasso-Hotel an der bretonischen Küste. Es ist Nebensaison (der französische Originaltitel lautet „Hors-saison“). Ein paar vereinzelte Gäste in weißen Bademänteln, umhüllt von einer schicken, aber auch sterilen Kuratmosphäre. Mittendrin der bekannte Schauspieler Mathieu, um die 50 Jahre alt, der gerade seine Hauptrolle in einem Theaterstück geschmissen hat. Versagensangst, Midlifecrisis, Panikattacken. Eine Woche Thalasso soll helfen.
Das Leben mit seinen Ecken und Kanten
Doch so richtig klappt es nicht mit der Entspannung. Der Kaffeeautomat nervt mit moderner Technik, die Ehefrau hat keine Zeit für seelentröstende Telefongespräche, und statt menschlicher Hände übernehmen Geräte die Massagen. Und immer wieder wird er von Leuten erkannt, die ihm ein Gespräch aufdrängen oder ein Selfie mit ihm machen wollen.
Ein Lichtblick in der Kurtristesse
Und mitten in dieser unterkühlten Hotelatmosphäre und den rauen Wetterumständen taucht Alice auf, mit der er vor 15 Jahren eine Beziehung hatte und die mit Mann und Tochter in dem bretonischen Küstenort lebt. Mathieu und Alice treffen sich zum Essen, Spazierengehen, Reden. In ruhigen, beinahe zärtlichen Gesprächen finden sie wieder zueinander.
Die Landschaft als Seelenspiegel
Wie eine Metapher für ihr Leben wirkt die karge, felsige Küstenlandschaft, in der die beiden spazieren gehen. Grauer Himmel, starker Wind. Als Gegenpol dazu das tosende blaue Meer, das so voller Leben steckt. Stéphane Brizé zeigt mit „Zwischen uns das Leben“ eine melancholische Momentaufnahme zweier in der Mitte des Lebens stehender Menschen, die mit einmal getroffenen Entscheidungen konfrontiert werden. Zart und einfühlsam werden sie von Guillaume Canet (bekannt aus „Die schönste Zeit unseres Lebens“) und Alba Rohrwacher („La Chimera“) gespielt. Den Trailer anschauen:
Türen, die wir nie aufgestoßen haben
Der Regisseur Stéphane Brizé über „Zwischen uns das Leben“: „Ich wollte in diesem Moment verweilen, in dem wir über Entscheidungen nachsinnen, die wir nie getroffen haben oder die ein Fehler waren, über Begegnungen, die wir verpasst oder falsch genutzt haben, über Türen, die wir nie aufgestoßen haben, über Verabredungen, die wir verbummelt haben, über Momente im Leben, in denen wir uns für den einen Weg entschieden haben, statt für einen anderen. Ich wollte diesen eindringlichen, geheimen Grübeleien nachgehen, einen Film darauf aufbauen.“
Das Ergebnis: Ein gefühlsstarker Film, der bei den Internationalen Filmfestspielen von Venedig 2023 begeistert aufgenommen wurde und der ab dem 1. Mai 2024 in den deutschen Kinos läuft. Sehr einfühlsam und passend ist auch die Filmmusik des französischen Sängers, Songwriters, Pianisten und Komponisten Vincent Delerm.
Text: Ulrike Grafberger, Fotos: © Michael Crotto / Alamode Film und © Gaumont / Alamode Film
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