Saint-Guilhem-le-Désert, ein idyllisches Dorf als Ausgangsbasis
Wir starten in Saint-Guilhem-le-Désert, einem der schönsten Dörfer des Languedoc im Herzen Okzitaniens. Der Ort liegt inmitten einer zerklüfteten, grünen Landschaft und grenzt an die Gorges de l’Hérault. Aus gutem Grund zählt Saint-Guilhem zu den Les Plus Beaux Villages de France: Es gibt eine romanische Abteikirche, ein Kloster und eine jahrhundertealte Tradition: Compostela-Pilger ziehen seit dem 9. Jahrhundert durch diesen Ort.
Es macht viel Spaß, durch die schmalen Gassen zu schlendern und einen Blick in die vielen kleinen Galerien und Geschäfte zu werfen, in denen handwerklich hergestellte Produkte wie Seife, Lavendel, Olivenöl, Taschen und Keramik angeboten werden. Auf dem Dorfplatz trinken wir unter einer alten Platane einen Kaffee. Französischer geht’s nicht mehr!
Erfrischend im Sommer: die Höhle von Clamouse
Die Sonne sorgt schon am frühen Morgen für viel Wärme. Zeit, um unterzutauchen. Wir brechen zur Höhle von Clamouse auf, die an der Straße entlang der Gorges de l’Hérault in Richtung Saint-Jean-de-Fos liegt. Im Jahr 1945 entdeckten Höhlenforscher aus Montpellier diese faszinierende Höhle. Auf der Suche nach dem Ursprung der Quelle des Flusses Clamouse stießen sie auf dieses beeindruckende Gangsystem voller Kristallformationen, Stalaktiten und Stalagmiten. Es dauerte weitere 25 Jahre, bis die Höhle größtenteils für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurde.
Seltsame Höhlenbewohner
Unser Rundgang, der nur mit einem Führer möglich ist, beginnt mit einem kurzen Film. Danach steigen wir hinab in eine wundersame Unterwelt. Von schmalen Wegen aus bestaunen wir die zerklüfteten Formen der vom Wasser erodierten Felsen aus nächster Nähe. Im „Sandsaal“ begegnet man sogar Höhlenbewohnern, nämlich fast durchsichtigen Fischen ohne Augen sowie winzigen Salamandern. Als wären wir inmitten eines David-Attenborough-Naturfilms!
Auge in Auge mit den Höhlenbewohnern: nahezu transparente Fische ohne Augen und Mini-Salamander
Außergewöhnliche Tropfsteingebilde
Weiter geht‘s vorbei an kleineren und größeren Höhlenräumen. Sie haben alle einen anderen Farbton (Weiß, Beige, Rot) und überall sind die verschiedensten Tropfsteinformationen zu sehen, darunter gigantische „Orgelpfeifen“, die bei einer Mini-Lichtshow zahlreiche „Ohs“ und „Ahs“ hervorrufen. Am faszinierendsten finden wir jedoch les excentriques: eine seltene Tropfsteinform, die entgegen der Schwerkraft in alle Richtungen zu wachsen scheint. Die Gebilde beflügeln sofort die Fantasie: Sehen sie nicht aus wie Zuckerwatte, Korallen oder Eiskristalle?
Auf der Suche nach weiteren Abenteuern? Spéléopark und Escape Game!
Seid ihr mit Kindern unterwegs, die 10 Jahre oder älter sind? Dann könnt ihr die Höhle von Clamouse auch über den Spéléopark erkunden. In den Höhlen wurden nämlich 2 „akrobatische“ Parcours angelegt, sodass ihr – gesichert mit Seilen – die Galerien erkunden könnt. Das ist euch doch etwas zu abenteuerlich? Dann könnt ihr mit dem neuen Escape Game (auf Französisch und Englisch) 4 kryptische Rätsel lösen, um das Geheimnis von Clamouse zu lüften.
📍 La Grotte de Clamouse – praktische Tipps
Bei einem Besuch im Juli und August wird eine Reservierung dringend empfohlen. Es werden bis zu 7 Führungen pro Tag angeboten. Über eine App erhaltet ihr die Erklärungen auch in anderen Sprachen. Dauer des Höhlenbesuchs: etwa 1,5 Stunden. Vergesst nicht, eine Jacke oder einen Pullover mitzunehmen, denn die Temperatur in der Höhle beträgt nur 14 Grad.
Weitere Informationen und Buchungsmöglichkeiten
Mittagessen mit Blick auf das Flusstal
Zeit, sich bei einem wohlverdienten Mittagessen im Restaurant Le Petit Jardin in Saint-Guilhem-le-Désert zu entspannen. Dieses Familienrestaurant verfügt über eine schattige Terrasse mit Blick auf das Hérault-Tal. Ihr könnt euch für ein Essen à la carte entscheiden und Salat oder Grillgerichte wählen. Aber das Drei-Gänge-Menü für nur 24,90 € ist der Hit: große Portionen und alles frisch vom Grill, Kindermenüs ab 9,90 €. Reservieren ist empfehlenswert.
Kanufahren auf dem Hérault
Die Sonne knallt inzwischen vom Himmel und wir wissen, wohin wir wollen: aufs Wasser! Wir entscheiden uns für den Kanuverleih Rapido und wählen den kurzen Circuit des Falaises (4 km) – perfekt für eine entspannte Kanufahrt auf dem Hérault. In unserem 2-Personen-Kanu lassen wir uns am grünen Ufer entlangtreiben und hören nichts als Vogelstimmen.
Das Wasser ist ruhig, der Fluss ist breit, la vie est belle!
Schöner Zwischenstopp: eine außergewöhnliche Kanu-Bar
Plötzlich sehen wir in der Ferne eine farbenfrohe Szenerie am Ufer. Als wir näherkommen, befindet sich dort ein leuchtend rotes Boot mit der verlockenden Aufschrift: Kanu-Bar. Wie originell! Wir legen an und lassen uns auf die im Wasser stehenden Barhocker mit Tischen plumpsen. Infotafeln verraten Bar-Mann Brunos Signature-Drink: Limonade in den Geschmacksrichtungen Thymian, Lavendel, Minze und Rosmarin. Aber es gibt auch kaltes Bier und kleine Snacks.
Der Bar-Inhaber Bruno ist ein kleiner, aber robuster Mittfünfziger mit einem unverkennbaren okzitanischen Akzent. Im Winter ist er Olivenbauer im nahe gelegenen Saint-Jean-de-Fos, im Sommer betreibt er diese fröhliche Bootsbar – und das schon seit 20 Jahren! Im Juli und August ist Bruno täglich vor Ort, in der Vor- und Nachsaison immer dann, wenn das Wetter mitspielt. Er muss jedoch täglich alles auf- und wieder abbauen, was einen 15-Stunden-Arbeitstag mit sich bringt. Aber er beschwert sich nicht: „Ich bin draußen an der frischen Luft und treffe nette Leute aus aller Welt – was will man mehr?“ Wir stimmen zu und bestellen eine zweite Limonade. Danach schwimmen wir noch eine Runde und kommen zu dem Schluss, dass wir Brunos Kanu-Bar für eine geniale Idee halten. Daher teilen wir den Tipp gerne mit euch, unseren Lesern und Leserinnen. Behaltet sie im Hinterkopf, falls ihr mal auf dem Hérault unterwegs seid.
👉 Nehmt Bargeld mit, denn in der Kanu-Bar ist keine kontaktlose Zahlung möglich.
Ich bin draußen an der frischen Luft und treffe nette Leute aus aller Welt – was will man mehr?“(Bruno, der Kanu-Barkeeper
Kanutouren von 4 km bis 12 km
➤ Circuit des Falaises (4 km): ab 16 € p. P.
➤ Lange tocht (12 km): ab 26 € p. P.
➤ Die Kanuvermietung Rapido liegt ca. 4 km hinter Saint-Guilhem. Weitere Infos
Besucher- und Parktipps Saint-Guilhem: Pont du Diable
In Saint-Guilhem-le-Désert einen Parkplatz in der Hochsaison finden? Das ist eine echte Herausforderung! Wir empfehlen euch, den etwa 4 km entfernten (kostenpflichtigen) Parkplatz Pont du Diable anzusteuern. Von dort aus verkehren kostenlose Shuttlebusse zum Dorf und zur Höhle (von April bis Juni nur an den Wochenenden, im Juli und August täglich). Ihr könnt das Auto auch gleich mehrere Stunden dort abstellen, denn es gibt in der Nähe ein Besucherzentrum, ein Restaurant, einen kleinen Strand am Fluss und einen fotogenen Blick auf die Pont du Diable, die tausendjährige romanische Brücke, die zum UNESCO-Weltkulturerbe zählt. Weitere Infos
📍La Vallée de l’Hérault – praktische Tipps
La Vallée de l’Hérault liegt 40 km westlich von Montpellier entfernt, ungefähr in der Mitte zwischen Saint-Guilhem-le-Désert und Pézenas. Von Montpellier aus führt eine Autobahn ins Tal hinein, sodass man in etwa einer halben Stunde mit dem Auto ankommt. Der Fluss Hérault ist die Lebensader des Tals. Und die umliegende Landschaft ist geprägt von Weinbergen, Kalksteinplateaus, Naturparks und etwa 28 großen und kleinen Dörfern, von denen einige noch mittelalterlichen Charme besitzen. Das Angebot an Unterkünften ist jedoch begrenzt: Es gibt einige Pensionen und kleinere Hotels. Auch befinden sich rund 5 Campingplätze in der Gegend.
Weitere Infos und Tipps für La Vallée de l’Hérault
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Text: Josée Schouten, Fotos: Josée Schouten, Danielle van Poppel, 2. Foto von der Pont du Diable: OT Saint Guilhem-le-Désert/Vallée d’Herault
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