Von der Dordogne aus sind wir unterwegs zu Freunden in der Provence. Weil Arles auf der Strecke liegt und wir noch nie dort waren, beschließen wir, eine Nacht zu bleiben. Noch im Auto suche ich auf Google nach den Sehenswürdigkeiten von Arles. Ed recherchierte schon zu Hause und er hat – bien sûr – schon mal ein Restaurant für den Abend reserviert.
Platanen und cigales
Sobald wir nach Arles hineinfahren, umweht uns südfranzösisches Flair. Große Platanen säumen die Straßen, stattliche Altbauten tragen schöne Pastellfarben, die Luft ist warm und trocken, und geschätzte 30.000 Grillen bieten uns ein ohrenbetäubendes Abendkonzert.
Die „Was man unbedingt in Arles sehen muss“-Webseiten erklären uns, dass wir auf jeden Fall Arena, Kirche, Abtei, Obelisk, Mühle, Kloster und Aquädukt anschauen sollten. Machen wir aber nicht. Wir haben ja nur einen Nachmittag, und ich will unbedingt zur Fondation Vincent van Gogh. Schließlich malte er hier seine berühmtesten Werke.
Das Licht von Arles
Das Museumsgebäude, ein Herrenhaus aus dem 15. Jahrhundert, war in den 1920er-Jahren eine Bank. In dieses alte Bankgebäude ist dann ein hypermodernes Museum eingezogen. Die Fondation besteht größtenteils aus Glaswänden, durch die das berühmte Licht von Arles, das Van Gogh so liebte, überall hinein fallen kann. Neben wechselnden Ausstellungen besitzt das Museum sieben Original-Werke von Van Gogh.
Bei unserem Besuch gehen wir erst über einen gegossenen Betonboden, dann plötzlich knarzt und knackt es, und wir stehen im ehemaligen Büro des Bankdirektors. Dort hängen, nur minimal beleuchtet, drei Werke von Van Gogh. Von Postern und Karten sind sie mir bekannt, doch wenn man sie hier in Arles in aller Ruhe und aus der Nähe betrachten kann, dann zeigt sich erst ihre wahre Schönheit.
Starry, starry night
Am späten Nachmittag kommen wir zufällig zum Garten des alten Krankenhauses, in dem Van Gogh untergebracht war, nachdem er sich ein Stück von seinem linken Ohr abgeschnitten hat. Ein Hinweisschild zeigt uns genau, wo Van Gogh saß, als er den Garten des Krankenhauses malte. Check √, gesehen √. Zeit, um etwas trinken zu gehen.
Wir suchen uns auf der Terrasse vom Café van Gogh einen Platz, dort ist es nicht so voll. Als ich mich umsehe, habe ich das Gefühl, dass uns jemand fotografiert. „Schau mal, welch nettes Paar dort sitzt …“ Doch plötzlich fällt mir auf, dass wir mitten auf Van Goghs „Café-Terrasse am Abend“ sitzen. Übrigens ist dies das erste Werk, in dem er seinen berühmten Sternenhimmel malte. Die Mauern vom Café van Gogh sind in einem sanften Sonnenblumengelb gestrichen – wie auf dem Originalbild. Weniger sanft ist jedoch die Rechnung: 13 € für ein Perrier und une pression. Nun verstehe ich auch, warum hier so wenig los ist.
Noch mehr Sterne in Arles
Am Abend gehen wir also zum Essen. Das Restaurant L’atelier des Chefkochs Jean-Luc Rabanel wurde mit zwei Michelin-Sternen ausgezeichnet. Das ist zwar schön für Jean-Luc, doch ins Restaurant gehen wir heute Abend nicht. Wir bevorzugen sein Bistro À Côté. Es liegt, so wie es der Name vermuten lässt, direkt neben seinem Sterne-Gourmettempel. Doch es ist ein ganzes Stück bezahlbarer.
Wir bestellen einen Aperitif, und die Bedienung rät uns, frische Sardinen dazu zu nehmen. Sie beschreibt das Gericht so überzeugend, dass wir sofort d’accord sagen. Eine gute Entscheidung, denn – ich übertreibe nicht – es sind die köstlichsten Sardinen, die ich seit Langem gegessen hab. Wir bekommen eine heiße Pfanne auf den Tisch gestellt, in der auf gebratenem Knoblauch und großen schwarzen Oliven die Fische liegen, mit ein paar Stängeln Zitronengras, Frühlingszwiebeln und frischem Rosmarin gewürzt. Auch alle anderen Gerichte unseres Abendessens sind herrlich, und ein paar Stunden später spazieren wir zufrieden zurück zu unserem Appartement.
Frühstück auf der Place Doumer
Am nächsten Morgen gehen wir zu beliebten Place Paul Doumer und setzen uns an einen freien Tisch auf der Terrasse des Café Chez Boubou. Während des Frühstücks schauen wir uns interessiert um – es gibt eine Menge zu entdecken auf diesem Platz. Einer der Lieferanten schrammt mit seinem weißen Lieferbus fast ein paar Stühle von einer Terrasse. Ein Halbstarker fährt mit seinem Elektro-Roller haarscharf an einem telefonierenden Mädchen vorbei, das erschrocken aufschaut. Und neben uns besprechen zwei ältere Herren lautstark das Leben …
Ja, wir freuen uns auf den Besuch bei unseren Freunden, doch wir wären auch gerne etwas länger geblieben. Auf jeden Fall kommen wir wieder zurück nach Arles. Und dann nehmen wir uns Zeit für die Kirche, den Obelisk, die Abtei und das Aquädukt!
Übernachtungstipps!
Asjha mietete ein Airbnb im Zentrum: La Cloison, ein minikleines, jedoch geschmackvoll eingerichtetes Studio mit großer Dusche.
Ebenfalls außergewöhnlich ist das Hôtel du Cloître, ein stilvolles Designhotel in einem früheren Kloster. Mit Dachterrasse!
Text: Ashja van den Akker Bild: Asjha van de Akker, CC-BY Tony Hisgett, CC-BY Bruce Tuten, Pixabay & Unsplash
Keine Reaktionen