Welche Erdbeeren stecken in meinem Eis? Wie wachsen die Austern im Atlantik heran? Woher kommt die Fleur de Sel auf meinen Île-de-Ré-Kartöffelchen? Wie landen die Sardinen in der Büchse? Woher stammt der leckere Fisch auf meinem Teller? Und wie werden diese unwiderstehlichen St.-Michel-Butterkekse gebacken? Ihr seht: Ich bin von Natur aus neugierig und möchte gerne wissen, was ich esse. Darum macht es mir Spaß, der Herkunft lokaler Produkte während unserer Reise am Atlantik auf den Grund zu gehen.
Austern
Unsere Tochter Anouk ist zwar nicht gerade ein großer Austernfan, aber mein Mann und ich könnten jeden Tag welche essen. Die Austernzüchterin Eva Charneau zeigt uns ihre Farm und ihre Austernbar Les Amourettes in La Tranche-sur-Mer am Atlantik. Eva weiß, wovon sie spricht. Und sie schafft es sogar, Anouk zum Probieren einer Auster zu bewegen, auch wenn diese inzwischen erfahren hat, dass das Weichtier beim Verzehr noch lebt. Aber schließlich sage ich ihr immer: Probier erst mal, denn woher willst du sonst wissen, ob du etwas magst oder nicht. An der französischen Atlantikküste könnt ihr überall Austernfarmen besichtigen, vor allem auf der Île d’Oléron und der Île de Ré, in Marennes und in der Bucht von Arcachon.
Les Amourettes, Route de la Pointe d’Arcay, +31 6 70 17 45 43
Restaurant Le Buccin, rue des Martyrs, 17320 Marennes – Tolles Restaurant mit großer Panorama-Terrasse, abends Blick auf den Sonnenuntergang über der Inselbrücke. Hauptsächlich Gillardeau-Austern. Mittagessen vanaf 19,50€
Mehr über Austern : 20 Fakten rund um die Auster.
Meersalz
In der Sommersaison führt Nicolas Arnould zweimal pro Woche Besucher durch seine atlantischen Salzgärten in Mesquer bei Guérande. Los geht die Führung auf Französisch, doch zu unserer Verblüffung schaltet er auf einmal um auf perfektes Deutsch. Der Grund: Seine Frau ist Deutsche, und er selbst hat lange Jahre in Deutschland gearbeitet, bevor er seinen früheren Beruf als Salzbauer wiederaufnahm. Ideal also für alle, die kein Französisch können! In rund 2,5 Stunden erzählt er zunächst die Geschichte der Salzsümpfe, dann zeigt er die Tier- und Pflanzenwelt (so haben wir die Gelegenheit, wilden Senf zu kosten) und schließlich seine Salzfelder am Atlantik, wo man erfährt, wie das Salz gewonnen und geerntet wird. Nicolas liebt die Natur, das Essen, die Geschichte und seine Region. Die Besichtigung endet in der Salorge de Rostu, einer großen Halle, in der das Salz und das „weiße Gold“ lagern: die feine Fleur de Sel.
Reservierung im Tourismusbüro +33 2 40 62 52 04 oder direkt bei Nicolas +33 6 04 48 60 92.
Sardinen
Ölsardinen sind eines der bekanntesten Erzeugnisse von der französischen Atlantikküste, vor allem die aus dem Hafen- und Badeort Saint-Gilles-Croix-de-Vie. Am 6. Mai und am 30. Juli werden sie hier zur Fête de la Sardine zünftig gefeiert. Zwar gelangen sie nach wie vor traditionell von Hand in die Büchse, trotzdem sind sie inzwischen fast ein hippes Trendprodukt geworden. Die Konservenfabrik La Perle des Dieux, die Premiummarke im Ort, lässt sogar spezielle Sardinenbüchsen von Künstlern gestalten. Und das ist nicht nur ein Marketingtrick: Sie sind wirklich richtig lecker – und außerdem noch schön anzusehen.
Adressen verschiedener Läden an der Atlantikküste: https://www.laperledesdieux.com/nos-boutiques/
Besichtigung der Konservenfabrik: , 49, Rue des Couvreurs – 85800 Saint-Gilles-Croix-de-Vie, Tel.: +33 2 51 55 55 44.
Erdbeeren
Die Fraiseraie in Pornic muss man einfach besuchen, wenn man schon mal in dieser Gegend am Atlantik ist. Hierher kommen die Einheimischen aus nah und fern, um das berühmte Erdbeereis zu essen. Das Mäuerchen gegenüber der Eisdiele, von dem man den wunderschönen Hafen überblickt, wird im Volksmund sogar „Leckmauer“ genannt. Nach unserem köstlichen Mittagessen auf der schattigen Terrasse der zum Erdbeerhof gehörenden Crêperie hat auch Anouk hier ein hausgemachtes Eis verputzt. Vom Aperitif bis zum Dessert spielt die Erdbeere in diesem Lokal die Hauptrolle. Hier hat es uns ausgezeichnet gefallen, und die Galettes (herzhaft) und Crêpes (süß) sind einfach fantastisch. Ehrenwort von der Crêpes-Expertin! 🙂 Absolut empfehlenswertes Ausflugsziel für Familien. Man kann hier auch Erdbeeren pflücken, die dann zu Eis, Marmelade und weiteren Köstlichkeiten verarbeitet und im Hofladen verkauft werden.
Erdbeerpflücken: Mai bis August mittwochs und samstags von 9.00 bis 12.00 Uhr.
Eisdiele und Crêperie: Place du Petit Nice, 44210 Pornic
Läden: http://www.lafraiseraie.com/nosboutiques.html
Fisch
Für Freunde von Fisch und Meeresfrüchten (wie mich) ist die französische Atlantikküste ein Schlemmerparadies. Das vielfältige Angebot entdeckt man am besten auf den Fischauktionen, wenn der Fang nach dem Einlaufen der Fischerboote frisch versteigert wird. Allerdings ist das eher etwas für Frühaufsteher. Aber auch in den Fischgeschäften oder an den Fischständen auf den Märkten und in den Markthallen der Atlantik-Region gehen Fischliebhabern die Augen über.
3 Fisch-Adressen, die wir empfehlen können:
– Mirko Al Mare aux Boucholeurs – französisch-italienisches Ambiente
– La Rochelle – Aquarium Café – gute Küche, tolle Aussicht
– La Bicyclette Jaune in Lacanau – so hervorragend, dass wir gleich zweimal da waren
Beim nächsten Mal stellen wir euch die Weine, die Brioche und andere regionale Spezialitäten der Atlantikküste vor.
Text: Carole Gölitz, Fotos: Carole & Guido Gölitz
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