Vent des Forêts, der Wind der Wälder. Das ist ein Wegenetz, das sich durch 6 Walddörfer entlang der Maas zieht. Mit 7 Wanderungen von insgesamt 45 km. Was so besonders daran ist? Die Touren führen an über 150 Kunstwerken vorbei. Kein Park. Kein Museum. Sie stehen in Wäldern, entlang von Feldern und Straßen, in Obstgärten, Dörfern und in der Nähe von Kirchen.
Das Gebiet von Vent des Forêts befindet sich inmitten des französischen Departements Meuse in Lothringen. Es ist Herbst, die Zeit der Brunft. In der Dämmerung sind die Brunftlaute der Hirsche zu hören. Bis tief in die Nacht erfüllt das Geklapper der aneinanderschlagenden Geweihe der männlichen Tiere den Wald. Der Hall überzieht Hügel und Felder. In wolkenlosen Nächten kann man zudem Tausende von Sternen und sogar die Milchstraße sehen – so dunkel ist es in dieser Gegend.
Wachsende Zahl von Kunstwerken
Wer jemals auf dem beliebten Maas-Radwanderweg gefahren ist, kennt vielleicht das leuchtend-grüne V auf den Schildern des Vent des Forêts. Doch was genau ist das? Schon seit 23 Jahren erhalten jedes Jahr rund 8 (internationale) Künstler die Möglichkeit, sich einen Ort in der Gegend zu suchen und dafür ein Kunstwerk zu entwerfen. Einzigartig ist die enge Verbundenheit mit genau diesem Ort. Manchmal ist das direkt zu sehen: eine fröhlich-gelbe Bank, durch die seit Jahren ein bewusst ausgewählter Baum wächst. Oder die kranke Eiche, die an Ort und Stelle ein Scharnier am unteren Ende ihres Stammes bekommen hat und nun am Boden liegt.
Gemeinschaftsprojekte von Künstlern und Anwohnern
Jeder Künstler sucht sich einen Platz und macht sich dort an die Arbeit. Oftmals bekommt er Unterstützung von Einheimischen, die ihm beispielsweise ein Dach über dem Kopf zur Verfügung stellen. Oder Bauern bieten Arbeitsplätze in Scheunen, Traktoren oder Gerätschaften an. Auch Schweißer, Zimmerleute und Maurer helfen mit. Ehrenamtliche, ganze Schulklassen und sogar schon die Insassen des Gefängnisses Saint Mihiel haben mit Künstlern zusammengearbeitet. Es gibt keine Berührungsängste zwischen den Künstlern und der einheimischen Bevölkerung. Im Gegenteil. Vielleicht ist dies das Erfolgsgeheimnis von Vent des Forêts.
Madame Simon
Im idyllischen Dorf Laheymeix ist die Stiftung Vent des Forêts ansässig. Das Haus, die Scheunen und Ställe sowie das frühere Café Simon wurden nach dem Tod der letzten Bewohnerin angekauft. Madame Simon ist überall in der Gegend ein Begriff. Bis ins hohe Alter bereitete sie Mahlzeiten für ihre Gäste zu. Punkt 12 Uhr wird gegessen, was auf den Tisch kommt. Ihr Wohnzimmer-Café-Restaurant ist so erhalten geblieben, wie es war. Am warmen Kachelofen spürt man bei einer Tasse Schokolade oder Kaffee, bei einem Glas Wein und einem Snack noch einen Hauch der Geschichte. Und im alten Buffetschrank stehen Gläser mit Honig und confitures der Region, die zu kaufen sind.
Wanderkarten
An mehreren Plätzen stehen durchsichtige Plastikbehälter, in denen die schönen Wanderkarten stecken. Dort könnt ihr euch ein Exemplar herausnehmen. Praktisch, obwohl es auch eine Website und eine eigene App gibt. Nicht nur für Wanderer, sondern auch für Moutainbiker ist diese Gegend absolut empfehlenswert. Sogar Geocaching-Fans kommen auf ihre Kosten. Und dennoch ist es hier angenehm ruhig. Ideal, um die Ruhe und den Frieden zu genießen. Und um ein Wochenende lang zu wandern und frische Luft zu schnappen. Übernachten könnt ihr z. B. in Saint Mihiel, Bar-le-Duc, Verdun oder – ganz romantisch – im Chateau des Monthairons. (Tipp: Sucht bei airbnb nach dem Stichwort „Maas“)
Vent des Forêts ist ganzjährig gratis zugänglich, und jedes Jahr kommen neue Kunstwerke hinzu. Sowie erst kürzlich das Werk von Alexander Lee (geboren in Tahiti, wohnhaft in New York), der mit einem Kunstwerk aus sechs gestapelten Blöcken eine Verbindung zwischen Französisch-Polynesien und der Maas schafft. Andere Werke wiederum sind vergänglich und verschwinden langsam in der Natur. Auch der Einfluss der Jahreszeiten sorgt für überraschende Effekte. Bitte beachtet: Schaut während der Jagdsaison (Sept.-Feb.) auf der Website nach, wo ihr nicht wandern dürft – und zieht vorsichtshalber eine auffällige Jacke an! A bientôt!
Weitere Infos:
– Chateau des Monthairons
– Verdun Hotel Jardins du Mess
– Künstler Alexander Lee
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Text und Fotos: Warna Krijgsman
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