1. Poitiers: Studentenstadt mit viel Flair
Die Stadt Poitiers ist bei Studenten sehr beliebt, weshalb dort eine junge und sehr lebendige Atmosphäre herrscht. In der Stadt mit ihren 92.000 Einwohnern (darunter 27.000 Studenten!) gibt es über 100 Bars und Restaurants! Ein Bummel durch die mittelalterliche Innenstadt mit ihren gut besuchten Einkaufsstraßen voller Fachwerkhäuser, beispielsweise an der Grand’Rue, macht sehr viel Spaß.
Jeden Samstagmorgen wird ein großer Markt rund um die Markthallen von Notre-Dame abgehalten. Ideal, um sich dort an den Ständen mit Köstlichkeiten einzudecken, danach einen Kaffee zu trinken oder etwas zu Mittag zu essen. In Poitiers gibt es auch viele Parks und Grünflächen. So könnt ihr dem Blossac-Park (einem schönen klassischen französischen Stadtpark) einen Besuch abstatten oder am Ufer des Clain und auf der angesagten Insel Îlot Tison spazieren gehen, wo die meiste Zeit des Jahres eine nette guinguette(Bar im Freien) mit Sandfläche steht, eine Art Poitiers-Plage!
Schöne Kirchen, ein Palast und ein Museum
In früheren Zeiten war Poitiers als „la ville aux cent clochers“, die Stadt der 100 Glockentürme, bekannt. Und tatsächlich könnt ihr hier außergewöhnliche Kirchen besichtigen.
Da wären zum Beispiel die große Kathedrale Saint-Pierre (mit einem wunderschönen Lichteinfall im Kircheninneren) und die Kirche Sainte-Radegonde (frühromanisch, Foto rechts unten). Am berühmtesten ist jedoch die Notre Dame-la-Grande de Poitiers (Foto links unten). An der Fassade dieser romanischen Kirche im landestypischen Stil tummeln sich zahlreiche kleine Skulpturen. Eine Augenweide!
Weitere empfehlenswerte Sehenswürdigkeiten in Poitiers sind das Musée Sainte-Croix (prähistorischer Zeit bis hin zur Kunst des 20. Jahrhunderts) und der Palais de Poitiers. Ein Teil dieses Palastes wurde zuletzt für Eleonore von Aquitanien errichtet, eine sehr beeindruckende Königin des Mittelalters und Mutter von Richard Löwenherz.
2. Vor den Toren Poitiers: Chauvigny, faszinierende Mittelalterstadt
Rund 27 Kilometer westlich von Poitiers – nach einer Fahrt durch traumhafte Landschaften – erreicht ihr das charmante Festungsstädtchen Chauvigny. Vor allem der etwas höher gelegene und älteste Teil von Chauvigny ist fotogen. Dort stehen gleich 5 Burgruinen, darunter die Überreste eines Bischofspalastes mit hohem Turm.
In einer dieser romantischen Burgruine könnt ihr eine Vogelschau bestaunen: Les Géants du Ciel. Dabei fliegen Falken, Adler, Eulen und Geier über den Köpfen der Zuschauer hinweg. So nah, dass man ihre wunderschönen Flügel und Bewegungen aus der Nähe bestaunen kann. Vor und nach der Show könnt ihr die Vögel noch einmal aus der Nähe betrachten. Überall in der Burgruine stehen Käfige und Sitzstangen für die Tiere, an denen ihr direkt vorbeikommt.
Vergesst vor lauter fliegenden Attraktionen aber nicht, auch mal durch die idyllischen Gassen von Chauvigny zu schlendern (als wir dort waren, blühte gerade der duftende Blauregen). Und legt auch mal eine Pause auf dem schönen Platz im Zentrum (Place du Donjon) ein, wo es eine Crêperie gibt.
Eine weitere Überraschung ist die kleine Kirche Saint-Pierre, deren Wandmalereien an die UNESCO-Welterbe-Abtei Saint-Savin in der Nähe erinnern.
Tipp für Familien: In der Nähe von Chauvigny gibt es eine VéloRail, eine 1,5- bis 2-stündige Tour mit Fahrraddraisinen auf einer früheren Bahnstrecke, die durch Wälder und über Brücken führt.
3. Am Stadtrand von Poitiers: Futuroscope
Mit Kindern unterwegs? Futuroscope Xperiences ist ein sehr interessanter Themenpark, gelegen im Norden von Poitiers. Die Attraktionen haben neue Technologien, Robotik, Raumfahrt und Zukunft als Themen. Die meisten von ihnen sind Fahrgeschäfte oder Shows, bei denen Specialeffekte und Filmprojektionen eine große Rolle spielen.
Zwei aktuelle preisgekrönte Attraktionen im Futuroscope sind Chasseurs de Tornades, wo man mit einem Tornadojäger unterwegs ist, und L’Etincelle, ein 4D-Erlebnis rund um eine junge Superheldin aus Paris. Ab 15. Juli 2024 wird ein neuer weiterer Teil des Parks eröffnet: Aquascope, ein riesiger Wasserpark mit Rutschen und Lichtshows.
In der Nähe von Futuroscope gibt es mehrere Hotels, bei denen man während eines Zwischenstopps auch prima das Auto stehenlassen kann, u. a. das nachhaltige Hotel Altéora sowie die im Grünen gelegene Ecolodges und das Space-Hotel, das wie ein Raumschiff aussieht: Hôtel Station Cosmos! Weitere Infos unter Futuroscope.
4. Das sagenumwobene Dorf Lusignan mit seinem schönen Markt
Rund 25 Kilometer südöstlich von Poitiers liegt Lusignan. Dieses charmante Dorf liegt direkt am Jakobsweg. Überall im Ort (an den Häuserfassaden und Brunnen) finden sich Hinweise auf La Fée Mélusine. Diese regionale Legende handelt von einer Königin, die einmal in der Woche ihre Gestalt veränderte.
Dieses Dorf – mit einem kleinen Markt am Mittwochmorgen – ist bei Campern sehr beliebt. Denn am Flussufer bei Lusignan befindet sich der städtische Camping de Vauchiron, der auch ideal für Durchreisenden ist. Gleich neben der Rezeption des Campingplatzes gibt es einen Kanuverleih, sodass man hier zu Touren auf der Vonne aufbrechen kann.
5. Beeindruckend: die gallorömischen Ruinen von Sanxay
Unweit von Lusignan, ebenfalls südwestlich von Poitiers, liegen mitten in der Landschaft die gallorömischen Ruinen von Sanxay. Nicky bekam hier eine faszinierende Führung vom jungen Archäologen Martin Durquety. Er erzählte ihr, wie die Überreste einer mittelgroßen gallorömischen Stadt im späten 19. Jahrhundert ausgegraben wurden. Ein faszinierender Flecken!
Der Rundgang startet beim Amphitheater, dessen Umrisse und Tribünen noch gut erkennbar sind. Jeden Sommer findet hier ein Opernfestival statt: Les Soirées Lyriques de Sanxay. Und jedes Jahr ist das Festival restlos ausverkauft!
Wenn ihr dort weiter geht und den kleinen Fluss überquert, gelangt ihr zu den Thermen (die Becken sind noch immer gut erkennbar). Und ein Stück weiter seht ihr die Überreste des Apollo-Tempels. Überall gibt es zweisprachige Informationstafeln, außerdem bekommt ihr eine Broschüre mit Erläuterungen. Tipp: An sonnigen Tagen ist die Grünanlage am Fluss ein idealer Ort für ein Picknick. Weitere Infos unter Site Gallo-romain de Sanxay
Wo übernachten? Von hier aus seid ihr mit dem Auto in nur 10 Minuten bei einer stilvollen Unterkunft in Sanxay, einem kleinen Dorf am Fluss Vonne. L’Ecu de France ist ein kunstvolles B&B, Gîte sowie die Künstlerresidenz von zwei Ex-Parisern.
6. Die AOC-Weine des Haut-Poitou
Wenn ihr Weinliebhaber seid, solltet ihr unbedingt eines der zahlreichen Weingüter in der Region Haut-Poitou nahe Poitiers besuchen. Sie liegen eine gute halbe Stunde mit dem Auto von der Stadt entfernt. Wir haben uns zum Beispiel einer Führung über das Bio-Weingut Ampelidae angeschlossen. Eine interessante Begegnung mit dem jungen englischen Winzer Izzy!
Izzy erzählt sehr anschaulich (auf Englisch oder in fehlerfreiem Französisch) über die AOC-Weine des Haut-Poitoudat, die offiziell noch zur Weinregion des Loire-Tals gehören. Dennoch sind sie relativ unbekannt, weil sie rund 60 km südlich des Flusses wachsen. Dabei gedeiht in diesem kleinen Gebiet eine schöne alte Rebsorte, die man als Genießer kennen sollte: Sauvignon gris, auch bekannt als Surin du Poitou. Diese cépage bringt charaktervolle Weißweine hervor: trocken und mineralisch. Sehr lecker! (Fié Gris ca. 9 €/Flasche). Der mittelalterliche Weinkeller von Ampelidae (komplett aus Tuffstein geschlagen) ist ebenfalls einen Besuch wert. Immer mit von der Partie: Pépin, der Hund von Izzy.Weitere Infos über das Weingut Ampelidae
Weitere Weingüter der AOC-Region Haut-Poitou, die ihr auf den Weinkarten der Restaurants in dieser Region findet:
Domaine de la Rotisserie (auch dort werden Führungen angeboten)
Domaine Paon perché (gîtes & Weinprobe mit Mittagessen ab 10 Pers.)
Domaine de la Tour Beaumont
7. Wandern auf der „stillen“ Compostela-Route
Die Landschaft rund um Poitiers ist hügelig und erfrischend grün: Es gibt mehrere Waldgebiete rund um die Stadt, wie den Forêt de Moulière. Eine schöne Gegend also für Wanderer und Radfahrer. Auch mehrere Fernwanderwege kreuzen die Vienne. Zum Beispiel eine relativ unbekannte Nebenroute des Jakobswegs: die Via Turonensis (GR655), auch La Tranquille genannt. Dies ist eine ruhige Variante der wesentlich bekannteren (und manchmal auch sehr überlaufenen) anderen Routes de Compostela in Frankreich. Die La Tranquille führt von Paris über Tours und Poitiers nach Bordeaux.
Ein weiterer Wanderweg in der Vienne ist der Chemin Saint-Martin, ein Pilgerweg auf den Spuren des heiligen Martin. Dieser hatte in der Nähe von Poitiers, in Ligugé, eine Abtei gegründet. Für Radfahrer gibt es den Scandiberique (EuroVélo 3), der die Region auf 116 km durchquert und südlich von Chauvigny am schönsten ist.
Übernachtungstipp: Direkt am Compostela-Wanderweg könnt ihr bei Michèle in der Domaine de Puy le Comte (Bild oben) übernachten. Sie vermietet Gîtes (ab 85 €/3 Pers.) auf einem Bauernhof, auf dem sie und ihr Mann auch eine bunte Schar von Tieren halten: Esel, Schafe, Hühner, Katzen … Sie haben diese Tiere vor dem Schlachthof oder dem Tierheim gerettet!
9. Der große See von Saint-Cyr: Sandstrand, Golfplatz und Vogelreservat
Ein weiterer schöner Ort in der Umgebung von Poitiers, ist der Lac de Saint-Cyr. Dieser künstliche See entstand, als hier 1987 Baumaterial für den Bau des Vergnügungsparks Futuroscope ausgehoben wurde. Der Lac de Saint-Cyr liegt inmitten einer 300 Hektar großen Grünfläche. Gespeist wird er vom Fluss Clain, der auch durch Poitiers fließt.
Auf dem Lac de Saint-Cyr können Sie Wassersport treiben: Kajaks, Tretboote, Surfbretter und Segelboote können im Sommer gemietet werden. Es gibt auch einen Sandstrand mit aufblasbare Spielgeräte im Wasser. Allerdings ist das Schwimmen ab 2024 verboten, so dass Sie den Strand diesen Sommer leider nicht nutzen können. Außerdem findet ihr am Seeufer einen Campingplatz mit 2 Restaurants, einen Golfplatz (9 und 18 Löcher) und ein Vogelschutzgebiet mit Wanderwegen. Weitere Informationen: www.parcdesaintcyr.fr und unter www.golfduhautpoitou.fr
Noch mehr Tipps für Poitiers und Umgebung findet ihr unter: visitpoitiers.fr
Text: Nicky Bouwmeester, weitere Fotos: Aurélie Guisiano (VisitPoitiers), Bernard Noël (Sanxay), Emmanuel Dissais/WC (Lusignan)
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