Während ihrer Radtour entlang der Maas kamen Carole und Josee auch am Städtchen Verdun vorbei. Vor hundert Jahren fand hier eine der größten Schlachten des Ersten Weltkrieges statt. Zeit für einen Zwischenstopp!
Die Sonne scheint, und in Verdun braust das Leben. Im Zentrum und in den Straßencafés am Maas-Ufer ist eine Menge los. Wie anders muss das vor über hundert Jahren ausgesehen haben, als Verdun im Ersten Weltkrieg Austragungsort einer der schwersten Kämpfe zwischen Deutschen und Alliierten war. Die Schlacht um Verdun wütete vom 21. Februar bis zum 19. Dezember 1916 und hatte – laut Schätzungen – über 700.000 Tote, Verwundete und Vermisste zur Folge. Und das auf einem Schlachtfeld, das nicht größer als 10 x 10 km ist. Verdun wurde somit zum Symbol für die Schrecken des Ersten Weltkrieges und die vielen menschlichen Opfer, die ein Krieg und der Kampf um die Freiheit fordern kann. Mit diesem Grauen wird man bei einem Verdun-Besuch unweigerlich konfrontiert. Wir schnappen uns das Fahrrad und tauchen in die Geschichte ein:
Die unterirdische Zitadelle von Verdun
Am Stadtrand von Verdun sind die Überreste der Festungsmauern zu sehen. Ein großes Tor bietet Zugang zur Citadelle souterraine. Dort angekommen, nehmen wir in einem Zug Platz, der uns durch das riesige, 7 km umfassende Gängesystem fährt. Eine Zeitreise – mit Bildern, Tonaufnahmen und ganz vielen Emotionen. Über 2.000 Soldaten lebten und schliefen hier während des Krieges; es gab eine Bäckerei, eine Kantine, eine Druckerei und eine Offiziersmesse. Kurzum: Unter der Stadt Verdun befand sich eine weitere, militärische Stadt. Die Erzählungen des Audioguides sorgen ebenso für Gänsehaut wie die Temperatur, die hier konstant 7 Grad beträgt. Die Tour ist absolut empfehlenswert und liefert eine hervorragende Einführung in die Geschichte und die Ereignisse rund um Verdun. Weitere Infos findet ihr auf der Website der Zitadelle.
Beinhaus von Douaumont
Mit dem Fahrrad verlassen wir die Stadt und radeln die Hügel hoch. Es geht gleichmäßig nach oben und die Radwege führen uns durch einen großen Wald und dann durch ein Tal. Nach 8 Kilometern erreichen wir unser Ziel: das Ossuarium (Beinhaus) von Douaumont, das zu den beeindruckendsten Grabstätten Frankreichs gehört. Das Monument beherbergt die Überreste von 130.000 nicht identifizierten Soldaten, die ihr Leben in der Schlacht um Verdun verloren haben. Was diese Zahl bedeutet, wird einem erst dann bewusst, wenn man sich genauer umsieht.
Im Gebäudeinneren bedecken unzählige Soldatennamen die Mauern; draußen auf dem Friedhof verschlägt es einem beim Anblick der 16.000 weißen Kreuze auf den Soldatengräbern den Atem. Die Soldaten stammten aus aller Welt; ihre Gräber sind nach Nationalität und Glaube angeordnet. Der Wahnsinn dieser Massenschlachtung geht einem hier durch Mark und Bein. Weitere Infos sowie die Öffnungszeiten des Beinhauses von Douaumont findet ihr hier.
Verdun Memorial Museum
Auf dem Rückweg stoppen wir beim Verdun Memorial Museum, das an unserer Strecke liegt. Die makellose Fassade des Gebäudes deutet auf eine Renovierung hin, die tatsächlich vor 2 Jahren im Rahmen des 100-jährigen Gedenkens an die Schlacht um Verdun durchgeführt wurde. Im Memorial Museum findet ihr eine große Kollektion an historischen Objekten wie Waffen, Uniformen und Fahrzeuge, deren Verwendung in Französisch, Englisch und Deutsch multimedial verdeutlicht wird. Das Museum ist täglich von 9.30 bis 17.00 Uhr, teilweise auch bis 18.00 oder 19.00 Uhr geöffnet.
Openair-Vorstellung „Des Flammes à la Lumière“ im Sommer
Wir haben es leider nicht selbst miterlebt, aber dieses sommerliche Spektakel (21. Juni bis Ende Juli) findet immer in den Steinbrüchen von Haudainville statt, am Orteinsang von Verdun. Sage und schreibe 250 Schauspieler inszenieren diese gigantische Openair-Vorstellung, die mit Licht- und Toneffekten die Schlacht von Verdun zum Thema hat. Weitere Infos auf Spectacle-Verdun.
PRAKTISCHE TIPPS:
> Wir haben ein E-Bike beim Office du Tourisme gemietet, das nur 500 Meter von unserem Hotel entfernt lag. Kosten für das Fahrrad: 30€/Tag , 45€/2 Tage inkl. Fahrradtasche.
> Verdun liegt an der Maas-Fahrradroute. Diese Radstrecke führt mit einer Gesamtlänge von 1152 km durch die Niederlande, Belgien und Frankreich. Sie startet im niederländischen Hoek van Holland und endet in Langres.
> Es gibt einen speziellen Pass, mit dem ihr die Zitadelle, das Mémorial von Verdun, das Beinhaus von Douaumont, das Fort de Douaumont und das Fort de Vaux besuchen könnt. Dieser Pass kostet 25 € für Erwachsene und 15 € für Kinder. Weitere Infos darüber findet ihr auf der Website von Tourisme Verdun.
Auskünfte über die Kriegsstätten des Ersten Weltkrieges und die Denkmäler von Verdun und in Lothringen bietet die Website Tourismus-Lothringen.
Text: Josee Schouten, Fotos: Josee Schouten und Carole Gölitz
Keine Reaktionen