Rund 100 Street-Art-Künstler bereichern in diesem Sommer die südfranzösische Metropole mit ihren Werken. Doch wird sich die bunte Spray-Kunst nicht auf Mauern und Galerien beschränken. Sogar Straßenschilder werden zu Projektionsflächen kritischer und zugleich humorvoller Kunstdarstellungen.
Schon lange hat sich Street Art aus dem Nischendasein heraus entwickelt, was wir u.a. dem großen Street-Art-Künstler Banksy verdanken, dessen Werke weltberühmt sind und für viel Geld gehandelt werden. Auch in Bordeaux erfreut sich Street Art großer Beliebtheit, nicht zuletzt wegen des kreativen Hotspots Darwin, der Street-Art-Künstlern viel Raum (und Mauerfläche) zum Experimentieren bietet.
Richtungsweisende Kunst
Der Street-Art-Künstler Clet Abraham (er stammt aus der Bretagne, lebt aber seit 20 Jahren in Italien) hat sich international einen Namen gemacht – und zwar aus einem originellen Grund: Er verwandelt gewöhnliche Verkehrsschilder in witzige Kunstwerke. So werden Richtungspfeile zu Pinocchio-Nasen, und Vorfahrt-achten-Schilder bekommen Schnürsenkel verpasst. In diesem Sommer holt Bordeaux 50 Werke von Clet Abraham in die Stadt. Die „aufgepeppten“ Verkehrsschilder verstecken sich ab dem 21. Juni in den Straßen von Bordeaux, zwischen La Base Sous Marine und Cinema Utopia.
Eine geschmackvolle Kombi: Wein und Street Art
Eine Weinstadt wie Bordeaux schreit förmlich danach, das berühmteste Getränk der Region auch in Kunstwerken auftauchen zu lassen. Der oben bereits erwähnte Clet Abraham zeigt ein umgekipptes Weinglas, dessen Inhalt sich über ein Einfahrt-verboten-Schild ergießt. Auch bei Darwin, dem kreative Hotspot von Bordeaux, lassen sich Street-Art-Künstler vom Wein und dessen Anbau inspirieren. Einer der Darwin-Künstler erklärt in einem YouTube-Film, inwiefern sich Weinherstellung und bildende Kunst ähneln: Beide benötigen viel Aufmerksamkeit, Pflege und Zeit.
Gebunkerte Kunst
Wasser, Stahl, ganz viel Beton und eine schaurig-schöne Atmosphäre: Der U-Boot Bunker La Base sous Marine ist faszinierend und inspirierend zugleich. Zwischen 1941 und 1943 wurde er von den Deutschen als U-Boot-Stützpunkt an der Atlantikküste erreichtet, als einer der fünf U-Boot-Bunker in Frankreich. Da sich Bunker bekanntermaßen nur schwer wieder beseitigen lassen, fand man für diesen Riesen-Betonklotz – nach einer sechsmonatigen Renovierung – eine neue Verwendung als „Underground“-Kulturzentrum, in dem Ausstellungen, Konzerte, Tanzvorstellungen etc. abgehalten werden. Vom 20. Juni bis zum 16. September wird hier die Ausstellung Légendes Urbaines mit Street-Art-Kunst gezeigt.
Festival Saison Street Art #3
Die Bunker-Ausstellung bildet einen Teil der sog. Saison Street Art #3. Dieses Street-Art-Festival wird nun schon zum dritten Mal in Bordeaux abgehalten und zeigt an mehreren Locations Kunstwerke, Installationen und Dokumentarfilme. Wo genau was zu sehen ist erfahrt ihr auf der Bordeaux-Website (in Französisch). Das Festival findet bis zum 27. September 2018 in Bordeaux statt – an mehreren Veranstaltungsorten (u.a. im Quartier Mériadeck und am Cours de Verdun) am linken Garonne-Ufer.
Der Street Art auf der Spur
Auf Street Art trifft man meist im öffentlichen Raum; und zwischen den einzelnen Werken können durchaus ein paar Meter Abstand liegen. Auch weiß man nicht immer, wo genau die Kunstwerke zu sehen sind. Eine geführte Tour, organisiert von Kunstkennern, ist somit naheliegend. In Bordeaux werden unter dem Motto Balades Street Art im Sommer (29. Juli bis 24. August 2018) 10 verschiedene Touren auf Französisch (mit dem Fahrrad oder zu Fuß) angeboten, die erfreulicherweise auch noch kostenlos sind. Einzige Voraussetzung: eine Anmeldung über die Facebook-Seite der Kulturorganisation L’IRRÉGULIÈRE. Für Gruppen bietet Bordeaux Walking Tours geführte Touren auf Englisch an. Weitere Infos.
Text: Ulrike Grafberger / Carole Gölitz, Fotos: Carole Gölitz, Clet Abraham, Stephane Boyancier, Ulrike Grafberger
Der Artikel entstand in Zusammenarbeit mit dem Office de Tourisme de Bordeaux
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