1. Der Fluss Drôme: das fließende Herz des Tals
Obwohl dieser Teil der Drôme auf der gleichen Höhe liegt wie die Ardèche, allerdings östlich der Rhône, hat sie eine komplett andere Landschaft: Sie erinnert mich etwas an die Provence mit den terracottafarbenen Dörfern, aber auch an die Toskana mit ihren Zypressen, die stolz am Horizont stehen. Und die schroffen Gipfel des Vercors lassen mich an die rauen und mächtigen Alpen denken.
In diesem Frühling färbt sich das Drôme-Tal gelb und rot: Getreidefelder, durchsetzt mit blühendem Mohn. Doch es wird nicht mehr lange dauern, dann zeigt sich die Landschaft in schönstem Lila: In der zweiten Junihälfte beginnen die vielen Lavendelfelder zu blühen. Aber – wie es der Name des Departements auch andeutet – der Fluss Drôme bildet das Herz des Tals und bietet darüber hinaus unzählige Freizeitmöglichkeiten. Ihr könnt dort Kanu und Kajak fahren, schwimmen oder radeln. Kein Wunder, dass sich an seinem Ufer zahlreiche Campingplätze angesiedelt haben (siehe Punkt 2).
Einen Besuch wert: La Gare des Ramières
Zwischen Crest und Loriol-sur-Drôme liegt der Gare des Ramières, ein früherer Bahnhof. Heute dient er als Besucherzentrum für das benachbarte Naturschutzgebiet. Anhand von Filmen, Modellen, Duftspendern, Unterwasserfenstern, dem Ertasten von Bäumen und dem Bestaunen von Bienenstöcken erfahrt ihr hier eine Menge über die regionale Flora und Fauna.
Anschließend könnt ihr das Naturschutzgebiet über zwei Wanderwege (2 x 7 km) erkunden. Ziel des Naturzentrums ist es, den Besuchern sowohl die Schönheit als auch die Verletzlichkeit der Natur bewusst zu machen. Und touché, ich lerne wieder was dazu: Der Bau von Staudämmen im Fluss, die mich lebhaft an meine ersten Campingferien hier als Kind erinnern, zerstören den natürlichen Rhythmus des Wassers auf katastrophale Weise. Die Strömung wird dereguliert; das Wasser fließt nicht mehr und erwärmt sich.
Dadurch wird die Nahrungskette von Fischen, Insekten, Vögeln und Fischottern unterbrochen. Eine wichtige Lektion, die man an künftige Generationen weitergeben sollte.
La Gare des Ramières, im Juli und August von 10.30 Uhr bis 12.30 Uhr und von 13.30 Uhr bis 18.30 Uhr geöffnet. Im April, Mai, September und Oktober von 13.30 Uhr bis 18.30 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei. Hunde sind auf den Wanderwegen nicht erlaubt.
2. Vallée de la Drôme: ein Paradies für Camper und Naturliebhaber
In dieser wunderschönen Landschaft möchte man logischerweise so viel wie möglich draußen sein und die Natur genießen. Daher ist es kein Wunder, dass sich hier viele Campingplätze am Flussufer befinden. Viele von ihnen sind echte Familienbetriebe. Die Eltern oder sogar Großeltern der Eigentümer stellten in den 1960er Jahren, als der Autotourismus aufkam und die Route du Soleil zu einem Inbegriff für den Frankreichurlaub wurde, ihre Felder den ersten Touristen zur Verfügung.
Die Campingplätze haben den Lauf der Zeit gut bewältigt und verfügen heute über eine zeitgemäße Ausstattung. Und sie sind (zum Glück!) klein und relativ einfach geblieben. Kein umfangreiches Animationsprogramm, keine großen Schwimmbäder, dafür großzügige grüne Stellplätze, Spielmöglichkeiten für Groß und Klein – und immer ist der Fluss zum Schwimmen, Planschen, Spielen und Entspannen in greifbarer Nähe. Camping in seiner Ursprungsform!
3. Eines der Highlights: La Tour de Crest
Mit Sicherheit einen Besuch wert ist das mittelalterliche Städtchen Crest (ausgesprochen Crè). Ein Wirrwarr aus schmalen Gassen, die nach oben zum „piece de résistance“ führen: La Tour de Crest. Dieser imposante Turm (donjon) von sage und schreibe 52 Metern Höhe ist das einzige Überbleibsel der befestigten Burg, die hier im 12. Jahrhundert zum Schutz des Gebiets errichtet wurde.
Dieses Wahrzeichen ist gut aus der Ferne zu sehen. Außergewöhnlich ist, dass dieser Bergfried bis weit ins 19. Jahrhundert hinein als Gefängnis diente. Bei einem Rundgang durch den Turm hört, lest und erfahrt ihr alles über ihn. In diversen Räumen erhaltet ihr auf unterhaltsame Weise mittels eines Audioguides einen guten Einblick in seine Geschichte. In der Hochsaison (6. Juli bis 31. August) könnt ihr auch an einer Führung mit einem Führer teilnehmen, der in der Gestalt von Major Montriond auftritt, einem Gefängniswärter aus dem 18. Jahrhundert. Über viele Stufen geht es langsam, aber sicher nach oben, von wo aus ihr eine fantastische Aussicht über die weite Landschaft habt. Sehr empfehlenswert!
Abseilen vom Crest-Turm
Die Wagemutigen unter euch können sich sogar vom Turm abseilen! Unter der Aufsicht eines professionellen Führers geht es von der Spitze 44 Meter nach unten. Das Abseilen ist in der Hochsaison jeden Mittwoch- und Samstagnachmittag möglich. Jeder ab 10 Jahre kann mitmachen. Kosten: 10 € zusätzlich zum Eintrittspreis. Wichtig: Reservierung erforderlich über accueil@tourdecrest.fr.
Tour de Crest: 10-19 Uhr, Eintritt 9,50 € in der Nebensaison und 10,50 € in der Hauptsaison, Kinder von 10-17 Jahren 5,50/6,50 € und 6-9 Jahre 3,50 €. Kinder unter 6 Jahren frei. Täglich geöffnet, im Juli und August auch am Dienstagabend.
4. Die, bekannt für ihren Markt und Sekt
Wenn ihr im Vallée de la Drôme seid, solltet ihr euch einen Besuch in Die nicht entgehen lassen. Dieses charmante Städtchen ist für seinen quirligen Markt bekannt, der jeden Mittwoch und Samstag in der Altstadt stattfindet. Eh oui, dies ist tatsächlich einer derjenigen Märkte, auf denen die französische joie de vivre überall zu spüren ist. Es gibt zahlreiche Stände, an denen lokale Produkte wie Wurst, Käse, Gemüse, Obst, Fisch und Fleisch, aber auch (Kunst-) Handwerk wie Messer, Keramik und Töpferwaren, Weidenkörbe und Schmuck angeboten werden.
Seid ihr mit dem Auto unterwegs? Fahrt dann rechtzeitig los oder parkt am Bahnhof, um euch einen Platz zu sichern. Außerdem ist Die die Heimat des berühmten Clairette de Die, eines köstlichen Schaumweins. Ihr könnt die Genossenschaft besuchen und ihn dort probieren! Demnächst erfahrt ihr mehr darüber.
5. Wandern im Forêt de Saou
50 Shades of Green. Das trifft voll und ganz auf den Forêt de Saou zu. Ein wirklich außergewöhnlicher Wald! Er ist der größte synclinal perché Europas: ein „Faltental“, in dem sich die Erdschichten nach oben wölben. Sie bilden drei imposante Erhebungen: Les Trois Becs (1.589 m). Ein wahres Paradies für Liebhaber der Geologie! Auch der Wald, der unter Naturschutz steht, bietet eine enorme Artenvielfalt. Hier gibt es endlose Wanderwege; und die Chancen stehen gut, dass ihr unterwegs Rehböcke, Bergziegen, Murmeltiere, Königsadler oder Wanderfalken seht. Die einzige Einkehrmöglichkeit, die es hier gibt, ist die Auberge Les Dauphins. Ein Pavillon aus dem 19. Jahrhundert, der heute als Besucherzentrum und Restaurant dient.
Noch ein schöner Wandertipp: Rocher du Vellan
Im Süden des Vercors, nördlich von Die und Crest, trefft ihr auf den Rocher du Vellan. Er ist nicht zu übersehen: ein riesiges Kalksteinplateau, das sich über die hügelige Landschaft erhebt. Und damit man ihn auch wirklich nicht übersehen kann, steht ein großes Kreuz auf seinem Gipfel.
Am Fuße der Hochebene liegt das kleine Dorf Plan-de-Baix. Dort startet ein Wanderweg, der in etwa 1,5 Stunden zum Gipfel führt. Wir haben uns für den ca. 20-minütigen Spaziergang vom Parkplatz zur Spitze entschieden. Oben auf dem Plateau angekommen, könnt ihr auf einem ausgeschilderten Weg weiterwandern, ein Picknick machen oder einfach einen der vielen Aussichtspunkte genießen.
6. Die raue Seite: Gorges d’Omblèze und ihre Wasserfälle
Einer der vielen Vorteile dieser Gegend: Oftmals reicht eine Stunde Fahrtzeit aus und man befindet sich in einer völlig anderen Umgebung. Nach unserem Besuch in Rocher de Vellan fuhren wir entlang des Flusses Gervanne durch die Gorges d’Amblèze. Eine wunderschöne Strecke vorbei an Kalksteinfelsen, die von Moos und Farnen bedeckt sind.
Achtet gut auf den Weg, denn unterwegs kommt ihr an La Chûte de la Pissoire vorbei: Der Wasserfall sucht sich unter der Straße nach Gervanne seinen Weg. Ein schöner Zwischenstopp fürviele Urlauber ist La Chûte de la Druise. Der spektakuläre Wasserfall ist ganze 70 Meter hoch. Um ihn in seiner vollen Größe sehen zu können, müsst ihr einen kleinen Pfad hinuntergehen: eine Wanderung von etwa 20 bis 30 Minuten (zieht gute Wanderschuhe an!).
An dieser Stelle ist der Fluss wunderschön. Ideal, um eine kleine Pause einzulegen, bevor es wieder bergauf geht. Leider hat es kurz vor unserer Ankunft stark geregnet, sodass wir die Tour nicht machen konnten. Aber wir kommen wieder! Weiterhin bietet diese naturbelassene Landschaft viele abenteuerliche Aktivitäten wie Klettern (l’escalade) und Canyoning.
7. Radfahren: VéloDrôme und andere Routen
Habt ihr Räder dabei? Perfekt, denn das Vallée de la Drôme ist auch ein hervorragendes Reiseziel für Radfahrer. Wir sind einen Großteil des VeloDrôme geradelt, der am Ufer der Drôme entlangführt. Die Gesamtstrecke ist 40 km lang und beginnt in Livron, wo sie auch an die ViaRhôna-Radroute anschließt. Von dort aus führt der erste Abschnitt durch ein Naturschutzgebiet und zum alten Dorf Haut-Livron, wo ihr zum Fluss hinunterfahren könnt und unter anderem am La Gare des Ramières (siehe Punkt 1) vorbeikommt.
Ihr radelt auf kleinen Landstraßen und auf Radwegen. Die Route endet in der Künstlerstadt Saillans. Für Mountainbiker gibt es mehrere Routen – vor allem rund um Saillans und in der Nähe von Grâne und Mirmande. Für hartgesottene Radfahrer gibt es als „Wadenbeißer“ die Straße von Die aus hoch zum Gipfel des Col du Rousset. Dies ist eine harte Tour mit fast 20 Kilometern Länge und 864 Höhenmetern. Wenn ihr es ruhiger angehen lassen möchtet, bleibt an den Bergflanken des Sud Vercors; hier gibt es genug Kilometer zum Üben!
Lest auch unseren Artikel über eine weitere Radstrecke in der Drôme: La Belle Via
8. Auf zum Gipfel des Col de Rousset!
Wenn es im Tal zu heiß ist und ihr trotzdem etwas unternehmen möchtet, ist ein Ausflug zum Col de Rousset eine gute Idee. Der Col de Rousset verbindet den Süden mit dem Norden des Vercors und die Straße von Die dorthin bietet großartige Panoramablicke. Allerdings gibt es auch viele Haarnadelkurven. Der Col de Rousset ist daher eine bei Motorradfahrern beliebte Strecke, die Vercors und Drôme mit dem Combe de Laval und dem Col de la Bataille kombiniert.
Oben an der Spitze angekommen, geht’s durch einen Tunnel in die Bergstation des Col de Rousset, wo im Sommer zahlreiche Aktivitäten angeboten werden. Dazu gehören eine Rodelabfahrt, Bogenschießen, eine Bergfahrt mit dem trottinette (einem großen Roller), E-Mountainbiking oder Rollskifahren. Hier eine Übersicht der Aktivitäten
9. Charmante Dörfer im Drôme-Tal
Es gibt so viele schöne Dörfer, durch die man schlendern kann! Authentisch, historisch und bezaubernd. Saou ist eines dieser versteckten Juwelen. Dieses hübsche Dorf am Rande des Forêt de Saou bietet eine authentische provenzalische Atmosphäre mit gemütlichen Cafés und Restaurants. Oder Beaufort-de-Gervanne, wo die Zeit stehen geblieben zu sein scheint. Schöne Anlaufpunkte für eine Kaffeepause oder einen Mittagsstopp.
Erfahrt mehr über die schönsten Dörfer der Drôme
Fazit
Das Vallée de la Drôme ist ein attraktives Reiseziel, in dem die vielfältige Natur und der authentische Charme die Hauptattraktionen sind. Ob ihr aktiv sein oder am Fluss chillen möchtet, hier lautet die Devise: less is more und nature rules!
Weitere Informationen über die Drôme findet ihr auf ladrometourisme.com
Tekst: Josée Schouten, Beeld: Josée Schouten, Daniëlle van Poppel, Tour de Crest-rappel: ©Paul Villecourt. Crest Tour, Foret de Saou , Rivière de la Drôme: ©L. Pascale-Drôme Attractivité, Col de Rousset station ©J.B. Fabry-Drôme Attractivité
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