Pays d’Auge: das Zuhause von Äpfeln, Kühen und Camemberts
Das Pays d’Auge liegt direkt hinter der – weitaus berühmteren – Küste der Normandie, die für ihre Badeorte und D-Day-Landungsstrände bekannt ist. Doch auch das Hinterland ist eine Reise wert, denn hier dominiert die Farbe Grün. Das Pays d’Auge ist die Heimat von Cidre, Camembert, Parks und Schlössern – und von malerischen Dörfern voller Fachwerkhäuser. Perfekt für einen Kurzurlaub und ideal kombinierbar mit einem Besuch an der Küste. Wir nehmen euch mit auf unseren Roadtrip durch das Pays d’Auge.


Route du Cidre im Pays d’Auge
„Daan, halt mal schnell an. Ich möchte ein Foto machen!“ Wir fahren auf der Route du Cidre, einer gut ausgeschilderten Strecke von insgesamt 40 Kilometern. Wie auf einer Postkarte breitet sich die Landschaft des Pays d’Auge vor uns aus. Und nach jeder Kurve wartet der nächste fotogene Anblick: gefleckte, für die Normandie typische Kühe, die friedlich zwischen den Apfelbäumen grasen, eine alte Fachwerkscheune und natürlich die romantischen Dörfer wie Cambremer, Beaumont-en-Auge und vor allem Beuvron-en-Auge.
In Letzterem legen wir einen Stopp fürs Mittagessen ein. Heute ist besonders viel los, denn der große Pflanzenmarkt findet statt. Rosen, Geranien und viele andere Blumen fügen sich perfekt in die charmante Kulisse des Ortes ein. Der Dorfkern besteht fast ausschließlich aus Fachwerkhäusern in unterschiedlichen Farben – vor allem Grün, Blau und Braun. Dass Beuvron-en-Auge auch außerhalb der Markttage viele Besucher anzieht, zeigt sich an den zahlreichen Restaurants rund um den Platz.
Zum Glück ist der Ort klein und gemütlich. Wir setzen uns auf die Terrasse des Teesalons Antoine et Lucil und genießen den Anblick der vorbeischlendernden Menschen.
Probieren und einkaufen auf dem Bauernhof
Wir setzen unsere Fahrt auf der Cider-Route fort. Der Name kommt nicht von ungefähr: Die Straße führt an Bauernhöfen und Landgütern vorbei, in denen man Apfelsaft, Apfelwein oder Apfelschnaps kaufen kann. Darauf weisen – meist recht kleine – Schilder am Straßenrand hin. Haltet also die Augen offen oder sucht euch im Voraus gezielt Höfe aus, bei denen ihr probieren und einkaufen möchtet. Unsere Empfehlungen:
Manoir de Drouet in Cambremer: Stéphane und Lucille Grandval empfangen euch herzlich auf ihrem nostalgischen Bauernhof. Bei einer kleinen Führung erfahrt ihr mehr über ihre verschiedenen Apfelerzeugnisse: Apfelsaft, Cidre, Pommeau (ein Aperitif) und Calvados als Digestif. Und natürlich könnt ihr auch mal probieren.
Domaine Dupont in Victot-Pontfol: ein prachtvolles Landgut mit Herrenhaus, auf dem die Familie Dupont seit mehr als 100 Jahren biologische Apfelsäfte, Weine und Liköre produziert.
Wir beenden unsere Tour im hübschen Cambremer – und landen mitten in einem Food-Festival mit Markt. Von Apfelwein über Käse bis hin zu Wurstwaren ist hier alles vertreten, was die Region kulinarisch zu bieten hat. Man kann probieren, ein Gläschen trinken – und später sogar das Tanzbein schwingen. Die Stimmung ist ausgelassen, und es wird schnell klar: Die Menschen hier wissen, wie man das Leben genießt.
Das gilt auch für unsere Unterkunft, die romantische Domaine Le Coq Enchanté. Hier erfahrt ihr mehr darüber.
Neben Cider auch köstlicher Landwein
Ein Weinberg mitten in der Calvados-Region? Ja, tatsächlich! Zugegeben: Er ist eher klein, aber immerhin. Dieser Weinberg scheint an einem besonderen Ort zu liegen, und darüber wollen wir natürlich mehr erfahren. Also machen wir uns auf den Weg zum Weingut Arpents du Soleil in Grisy, unweit von Saint-Pierre-sur-Dives.
Dort werden wir herzlich empfangen – von Etienne Fournet, einem jungen, engagierten Winzer, der seit einigen Jahren stolzer Besitzer des Weingutes ist. Voller Begeisterung führt er uns hinauf auf die Kalksteinfelsen. Dieser riesige weiße Kalksteinhügel, auf dem heute zahlreichen Pflanzen und Bäume wachsen, entstand vor Millionen von Jahren. Der Boden ist ideal für den Anbau von Weinreben. Und auf der anderen Seite des Hügels sehen wir sie tatsächlich gedeihen.
Ein einzigartiger Weinberg in der Normandie
Historische Quellen belegen: Dieser Weinberg ist der älteste – und bis vor Kurzem auch der einzige – in der Normandie. Er wurde im Mittelalter von Mönchen angelegt, und der Überlieferung nach war die Qualität des Weins derart gut, dass sie sich als Hoflieferanten bezeichnen durften. Eine schöne Geschichte – doch Étienne legt den Fokus lieber auf die wissenschaftlichen Aspekte des Weinanbaus.
Er erklärt uns, dass hier aufgrund der besonderen Kombination von Terroir (Bodenbeschaffenheit), Höhenlage und vergleichsweise vielen Sonnenstunden ein besonderes Mikroklima herrscht. Die Bedingungen ähneln denen der Gegend um Saumur an der Loire. Ist das hier also eher ein Loire-Wein oder doch ein echter Normandie-Wein?
Wir möchten natürlich probieren und entscheiden uns für den weißen Auxerrois. Er überzeugt mit einem vollen Farbton, einem ausgeprägten Charakter und einem leicht würzigen Abgang. On aime! Auch der rote Pinot Noir hat Substanz, und wir können ihn uns sehr gut zu einem guten Stück Fleisch vorstellen.
Charakteristisch für beide Weine ist, dass sie erst nach einigen Jahren der Reifung ihr volles Potenzial entwickeln. Da das Weingut klein ist, gibt es nur eine begrenzte Anzahl an Flaschen – und der Verkauf erfolgt derzeit ausschließlich in der Normandie. Wenn ihr Interesse habt, vereinbart am besten einen Termin für eine Weinprobe (nur von Mittwoch bis Samstag) und schlagt dann zu! Weitere Informationen: Arpents du Soleil.
Schlösser und Parks im Pays d’Auge
Es ist nicht weiter verwunderlich, dass die Pariser Aristokraten im 18. und 19. Jahrhundert diese romantische, naturbelassene Umgebung als Landsitz wählten. So finden sich im Pays d’Auge zahlreiche Schlösser mit prachtvollen Gärten, die heute besichtigt werden können. Dabei handelt es sich weniger um echte Schlösser, sondern vielmehr um große, elegante Herrenhäuser. Wir haben unter anderem das Château de Canon in Mézidon besucht.
Besonders sehenswert ist der französische Garten mit seinen symmetrisch angelegten Wegen, geometrischen Blumenbeeten und einer Reihe klassischer Statuen entlang eines großen rechteckigen Teichs, in dessen Wasser sich das Herrenhaus spiegelt. Auf dem Rückweg zum Schloss empfiehlt sich ein Spaziergang durch den angrenzenden Wald – und ein Abstecher in den liebevoll gepflegten Rosengarten.
Direkt nebenan befindet sich die Domaine de Ouézy, auch bekannt als Ferme de Ouézy. Der Besitzer Hervé erwarb das Landgut vor einigen Jahren. Bei den Einheimischen hat er einen Stein im Brett, weil er daraus einen Lehrbauernhof machte.
Im weitläufigen Park leben über 1.000 Tiere, darunter Kühe, Schafe, Hühner, Schweine, Enten, Gänse und Ziegen. Kinder dürfen die Schweine streicheln, die Lämmer mit der Flasche füttern und auf einem Traktor mitfahren. Ein echtes Paradies für die Kleinen! Übernachtet werden kann in einem der 5 Baumhäuser, und ab diesem Sommer wird zusätzlich ein Hotel eröffnet.
Ach, hätten wir doch mehr Zeit gehabt! Wir hätten gerne noch das Château de Boutemont mit seinem jardin remarquable besucht. Aber das heben wir uns für das nächste Mal auf!
Wie kommt man ins Pays d’Auge?
Mit dem Auto fährt man in etwa 6,5 Stunden von Düsseldorf ins Pays d’Auge. Wir haben uns für die Zugreise entschieden: Zuerst mit dem Eurostar nach Paris, dort sind wir in den TGV nach Caen umgestiegen. In Caen haben wir einen Mietwagen genommen.
Weitere Informationen über das Pays d’Auge auf der folgenden Calvados-Website: www.calvados-tourisme.com
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