Das Departement Calvados gehört zur Basse-Normandie, die wiederum in mehrere Regionen unterteilt ist. Am bekanntesten ist die Küste mit ihren attraktiven Badeorten wie Honfleur, Deauville und Trouville sowie den verschiedenen D-Day-Landungsstränden. Wir haben allerdings diesmal das Hinterland ins Auge gefasst und die Regionen La Suisse Normande und Le Pays d’Auge besucht. Eins steht fest: Es gibt hier eine Menge zu sehen und zu erleben. Die Gegend eignet sich hervorragend für einen Kurzurlaub und lässt sich auch bestens mit einem Besuch der Küste kombinieren. Wir nehmen euch mit auf unsere Rad- und Autoreise durch die Normandie.

Die Normannische Schweiz: ein Eldorado für (sportliche) Radfahrer
Am besten lässt sich die schöne Landschaft der Normandie mit dem Rad erkunden. Als Startpunkt könnt ihr Caen wählen, die Hauptstadt des Calvados. Hier beginnt die Voie Verte Suisse Normande.
Dieser Radweg, der sich übrigens auch sehr gut zum Wandern eignet, wurde auf einer früheren Eisenbahnstrecke angelegt. Er verläuft größtenteils entlang des mäandernden Flusses Orne bis zur malerischen Stadt Clécy. Wir haben die Voie Verte (Grüne Route) von Thury-Harcourt nach Clécy mit dem Rad zurückgelegt und sofort einen großen Pluspunkt entdeckt: Der Radweg ist flach und autofrei. Diese Strecke ist Teil der Vélo Francette, einer 650 km langen Radroute, die La Manche mit dem Atlantik verbindet.
Schlemmen auf dem kulinarischen Radweg
In Clécy haben wir uns für die kleinere Radroute Saveurs de Suisse Normande entschieden – eine schöne Rundtour von nur 25 km. Aber nehmt euch ruhig einen ganzen Tag Zeit, denn unterwegs gibt es viel Verlockendes zu entdecken! Die Landschaft ist äußerst fotogen, und ihr kommt an mehreren Bauernhöfen vorbei, an denen Käse, Honig oder Apfelwein verkauft wird. Außerdem gelangt ihr über eine Nebenstraße in den malerischen Ort La Pommeraye, wo ihr die Ruinen des Château Ganne besichtigen könnt.
Auf dem Rückweg nach Clécy hatten wir einen direkten Blick auf den imposanten Bergkamm von Les Rochers des Parcs. Im Sommer wird hier viel geklettert, und von der Hochebene aus kann man die Gleitschirmflieger in den Himmel aufsteigen sehen. Ein E-Bike ist übrigens empfehlenswert, denn so mancher Hügel muss erklommen werden! Nehmt auf jeden Fall ausreichend zu trinken mit, denn wir haben während der Radtour eine Kaffeepause vermisst.
Dieser Fahrradrundweg ist in beiden Richtungen mit der roten Nummer 16 ausgeschildert. Nach unserer Radtour belohnten wir uns mit einem regionalen Mittagessen im Restaurant La Potiniere in Clécy, wo man auf der sonnigen Terrasse am Flussufer wunderbar sitzen kann. Sehr empfehlenswert!
Weitere Infos über die Radwege in La Suisse Normande
Mehr Infos über die Radrouten in Les Saveurs de Suisse Normande
Lieber zu Fuß unterwegs? Es gibt zahlreiche Wanderwege!
Wenn es eine Region im Calvados gibt, in der Wanderer voll auf ihre Kosten kommen, dann ist es ohne Zweifel die Normannische Schweiz. Von Clécy, Thury-Harcourt oder Saint-Germain-le-Vassain aus könnt ihr zu neun gut ausgeschilderten Wanderungen aufbrechen, die zwischen 5 und 29 Kilometern lang sind. Wenn ihr hier einen etwas intensiveren Wanderurlaub verbringen möchtet, empfiehlt sich die GR Tour de la Suisse Normande. Die Gesamtstrecke von 113 Kilometern ist in sechs Etappen unterteilt, und es gibt unterwegs mehrere Übernachtungsmöglichkeiten.
Mit dem Auto auf Entdeckungstour? Folgt der Route Touristique de la Suisse Normande (80 km), die euch zu allen Highlights der Region bringt.
Auf dem Wasser: unterwegs mit Kanu, Kajak oder Boot
Wir haben unsere Elektrofahrräder im Dorf Thury-Harcourt bei Thury Plein Air gemietet. Dieser Anbieter ist jedoch vor allem auf Kanu- und Kajaktouren auf der Orne spezialisiert – eine fantastische Möglichkeit, die bezaubernde Landschaft zu erkunden. Ihr werdet zum Startpunkt gebracht und paddelt dann ganz entspannt mit der Strömung zurück. Alternativ könnt ihr die Tour auch andersherum angehen, wenn ihr mehr Herausforderung sucht. Zur Auswahl stehen Strecken von 7 und 15 Kilometern. Gut zu wissen: In Pont d’Ouilly gibt es zudem einen Wassersportclub.
Outdoor in de natuur voor de echte avonturiers
Bungeejumping und Ziplining
Fotos hatten unsere Neugier geweckt, und so machten wir uns auf den Weg zum Skypark auf dem Viaduc de la Souleuvre. Diese alte Eisenbahnbrücke in der Nähe der gleichnamigen Stadt wurde 1970 größtenteils abgerissen, sodass nur fünf 60 Meter hohe Pfeiler übrig blieben. Sie bilden heute die Basis für eine Holzbrücke, die als Bungee-Jump-Plattform dient.
Als wir dort ankamen, regnete es, und wir gingen vorsichtig über die schmale, nasse Holzbrücke zur Mitte. Normalerweise tummeln sich hier die Wagemutigen, die mit viel Adrenalin in den Adern am dicken Gummiband gesichert werden. Doch diesmal war es hier leer: Der Wind war viel zu stark.
Das hielt uns jedoch nicht davon ab, zu einem anderen Highlight auf der Brücke zu gehen: zur Plattform. Sie ist komplett aus Glas, auch am Boden. Vielleicht nicht ganz so viel Nervenkitzel wie beim Bungee-Jumping, aber über das Glas zu gehen ist auf jeden Fall spannend!
Neben dem Bungee-Jumping kann man hier auch die Zipline nehmen. Eine der Strecken führt zum unteren Park Normandie Luge, wo auf Familien noch mehr wartet: eine Rodelbahn, ein Abenteuer- und Zipline-Parcours zwischen den Bäumen, ein Barfußgarten und ein Restaurant mit einer schönen Terrasse.
Kurzum: Hier findet eine abenteuerlustige Familie alles, was das Herz begehrt. Es gibt kein Mindestalter, aber ein Mindestgewicht von 40 kg. Das Höchstgewicht beträgt 120 kg 🙂
Weitere Infos über den Skypark Viaduc de la Souleuvre und die Normandie Luge findet ihr online.
Zum Klettern in die Felsen
Wenn ihr lieber mit beiden Beinen auf dem Boden – oder in diesem Fall auf den Felsen – bleiben möchtet, könnt ihr euch für einen Klettersteig oder das Klettern mit Abseilen entscheiden, zum Beispiel in Clécy.
Ein Besuch lohnt sich: Château de Falaise, das Zuhause von Wilhelm dem Eroberer
Guillaume le Conquérant, wie er in Frankreich genannt wird, war sowohl in der französischen als auch in der englischen Geschichte eine bedeutende Persönlichkeit. Der im Jahr 1028 geborene Herzog der Normandie wurde berühmt-berüchtigt, nachdem er 1066 die Schlacht von Hastings gewonnen und damit England erobert hatte. Anschließend wurde er zum König von England ernannt und begründete die normannische Dynastie. Diese Eroberung führte zu einer Verschmelzung der normannischen und angelsächsischen Kultur in England, deren Einfluss noch heute in der englischen Sprache, Architektur, Rechtsprechung und politischen Struktur zu erkennen ist.
Sein Zuhause war das Château de Falaise im gleichnamigen Dorf. Die Burg ist groß und wehrhaft. Besucher erhalten ein digitales Tablet, das sie in jedem der – meist recht kahlen – Räume aktivieren können. So bekommt man einen virtuellen Eindruck davon, wie die Burg damals aussah, als William mit seiner Frau Mathilde hier lebte. Sehr interessant!
Besonders eindrucksvoll sind die an die Wände projizierten Erzählungen über den Machtkampf zwischen den Söhnen nach Wilhelms Tod. Diese interaktive Art der Geschichtsvermittlung ist sowohl für Jung als auch für Alt lehrreich und spannend. Ein Besuch lohnt sich auf jeden Fall!
Weitere Informationen und Eintrittskarten über Château Falaise Guillaume le Conquerant
Eine schöne Ausgangsbasis: das charmante Dorf Clécy
Wir übernachteten unter anderem im kleinen, idyllischen Ort Clécy, der am Fluss Orne im Herzen der Normandie liegt und zu den Villages de Caractère im Calvados zählt. Dank seiner Lage eignet er sich sehr gut als Startpunkt für verschiedene Rad- und Wandertouren.
Um einen ersten Eindruck vom Ort und seiner Umgebung zu bekommen, könnt ihr zu einem kurzen Spaziergang von etwa 3 km aufbrechen, der als „La Croix de la Faverie“ ausgeschildert ist. Teilweise führt der Weg am Fluss entlang und dann hinauf zu einem Aussichtspunkt im Grünen, von dem aus ihr einen schönen Blick auf die Felsen des Rocher du Parc und das alte Viadukt über die Orne habt.
Wir haben übrigens im zentral gelegenen Logis-Hotel Au Site Normand übernachtet. Die Zimmer sind einfach, aber sauber, und es gibt ein hervorragendes Restaurant.
Wie kommt man in die Normannische Schweiz?
Mit dem Auto ist man von Düsseldorf aus in etwa 6,5 Stunden im Pays d’Auge. Wir hingegen nahmen den Eurostar (Zug) nach Paris und stiegen dort in den TGV nach Caen um. In Caen übernahmen wir einen Mietwagen – von dort aus sind es noch etwa 30 Minuten Fahrt.
Weitere Informationen und Tipps zur La Suisse Normande findet ihr unter www.calvados-tourisme.com
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