Die D-Day-Strände der Normandie
Über 80 Jahre ist es her, und doch ist die Geschichte des Zweiten Weltkriegs bis heute allgegenwärtig. Vor allem in unseren westlichen Nachbarländern gedenkt man der Invasion vom 6. Juni 1944 in der Normandie. Über dieses Thema gibt es zwar unzählige Filme und Bücher, aber nichts hinterlässt einen so bleibenden Eindruck wie ein Besuch der Landungsstrände selbst. Wir machten uns also auf den Weg, und nach einem kurzen Stopp im hübschen Bayeux zog es uns an die Küste, wo wir in die Geschichte dieses historischen Ereignisses eintauchten.


Omaha Beach – Saint-Laurent-sur-Mer
Omaha Beach ist wohl der bekannteste der Landungsstrände im Calvados. Am besten erreicht ihr den breiten Sandstrand über das Dorf Saint-Laurent-sur-Mer. Hier erinnern Denkmäler, Fahnen und Infotafeln an den Ort, an dem am 6. Juni 1944 rund 35.000 amerikanische Soldaten landeten. Oder besser gesagt: landen wollten. Eine der Tafeln bringt es auf den Punkt: „Some must die, so others might live“ (Churchill).
Direkt am Strand steht das bekannte Kunstwerk Les Braves: Edelstahlskulpturen, die teils auf dem Strand, teils im Wasser stehen. Sie symbolisieren Hoffnung, Freiheit und Brüderlichkeit. Ein bewegender Anblick. Wir trinken einen Kaffee auf der Terrasse des D-Day House, dasdirekt am Parkplatz liegt und sich auch für ein Mittagessen anbietet.
Omaha Beach – Colleville-sur-Mer
American Cemetery
Von Arromanches fahren wir in rund 30 Minuten zur berühmten US-amerikanischen Kriegsgräberstätte in Colleville-sur-Mer. Ein Ort, der einen tiefen Eindruck hinterlässt: endlose Reihen weißer Kreuze auf einem perfekt gepflegten Rasen direkt oberhalb des Omaha Beach, wo an einem einzigen Tag 2.000 amerikanische Soldaten ihr Leben verloren. Im Visitor Center wird die Invasion Stunde für Stunde nacherzählt – mit Fotos, Uniformen und persönlichen Geschichten. Man hört andächtig zu. Draußen gehen wir entlang der 9.388 Gräber, die in einer fast surrealen Umgebung zwischen sattem Grün und türkisblauem Meer liegen. Auf den Walls of the Missing stehen die Namen von mehr als 1.500 vermissten Soldaten. Bewegend!
Omaha Beach – Vierville-sur-Mer
Auf kleinen Landstraßen geht es weiter nach Vierville-sur-Mer. Direkt neben dem privaten D-Day Omaha Museum essen wir bei L’Embuscé – einem charmanten Café in einem alten Doppeldeckerbus. Auf der Straße vor uns sehen wir Jeeps und alte Motorräder vorbeiziehen, oft mit Fahrern in Originaluniform. Als ob die Zeit stehengeblieben wäre! Im Museum treffen wir auf eine große Privatsammlung mit Gegenständen und Fahrzeugen aus dem Zweiten Weltkrieg. Wir sind nicht hineingegangen, aber draußen gibt es auch einiges zu sehen, zum Beispiel ausgediente Armeefahrräder.
Pointe du Hoc – zwischen Omaha Beach und Utah Beach
Wenn man schon in der Nähe ist, sollte man unbedingt zur Pointe du Hoc weiterfahren. Diese 30 Meter hohe Steilklippe wurde am D-Day von US-Rangern erklommen, um die deutsche Artilleriebatterie auszuschalten. Zwischen tiefen Bombenkratern wandert man zu alten deutschen Bunkern und hat von dort aus einen guten Ausblick auf die Klippe. Es ist kaum vorstellbar, wie die Soldaten den Aufstieg geschafft haben. Heute leidet die Klippe stark unter Erosion – seit 1944 sind bereits 60 Meter davon verschwunden.
Drei D-Day-Museen bei Omaha Beach – was ist der Unterschied?
Overlord Museum (Colleville-sur-Mer)
Das größte Museum in der Region, mit einer Vielzahl von Panzern, Fahrzeugen, Kanonen und Dioramen. Vermittelt ein umfassendes Bild der Schlacht um die Normandie. Weitere Infos
Musée Mémorial d’Omaha Beach (Saint-Laurent-sur-Mer)
Kleineres Museum direkt am Strand. Zeigt viele Originalobjekte, Fotos und Geschichten amerikanischer und deutscher Soldaten, die sich rund um Omaha Beach abspielten. Weitere Infos
D-Day Omaha Museum (Vierville-sur-Mer)
Privates Museum mit einer Fülle an Originalstücken: Fahrzeuge, Waffen, Uniformen und Ausrüstung. Jedes Objekt wird mit einer persönlichen Geschichte erzählt, was den Besuch zu etwas ganz Besonderem macht. Weitere Infos
GGold Beach – Arromanches
Arromanches ist ein überraschend schöner Badeort mit nostalgischen Belle-Époque-Villen. Früher ein Fischerdorf, wurde es Ende des 19. Jahrhunderts zum Ferienort der Pariser Oberschicht. Der D-Day ist auch hier allgegenwärtig: In den Hauptstraßen hängen memorial flags mit Fotos und Namen gefallener Soldaten – nicht nur aus den USA, Kanada und Frankreich, sondern auch aus Deutschland und Russland. In den schmalen Straßen hinter der Promenade erwarten euch Souvenirläden und Cafés, in denen sogar D-Day-Bier ausgeschenkt wird.

Auf dem zentralen Platz am Meer steht das nagelneue Musée d’Arromanches. In dem imposanten Glasgebäude erfährt man, wie die Briten 1944 die Mulberry-Hafenanlage im Meer errichteten. Eine wichtige logistische Einrichtung, um Fahrzeuge, Treibstoff und Munition ans Festland zu bringen und somit die Invasion zu unterstützen. Kurzum: ein kompletter Hafen im Meer, von dem Teile bei Ebbe noch heute begehbar sind. Hoch oben auf der Klippe gibt es ein 360°-Kino, das in einem kurzen Film den Verlauf des D-Day eindrucksvoll darstellt. Die Aussicht von oben ist spektakulär!
Tipp: Wer Lust auf ein echtes Plateau de fruits de mer hat, geht am besten ins Restaurant La Marine, direkt am Hauptplatz von Arromanches.
Ver-sur-Mer – British Normandy Memorial & Standing with Giants
Manchmal sind es die Orte, von denen man es am wenigsten erwartet, die einen doch am meisten berühren. So wie das British Normandy Memorial bei Ver-sur-Mer zwischen Gold und Juno Beach. Auf einer etwas höher gelegenen Wiese voller blühender Margeriten und einem schönen Meerblick stehen über 1.475 Metall-Silhouetten. Jede davon ist ein Symbol für einen britischen Soldaten, der in den ersten Tagen der Invasion gefallen ist. Die Installation Standing with Giants wurde 2024 eröffnet und hinterlässt einen tiefen Eindruck. Jedes Silhouetten-Porträt ist einzigartig, und die Zitate von Angehörigen machen das Denkmal noch persönlicher. Tipp: Besonders eindrucksvoll ist die Installation bei Sonnenuntergang.
Juno Beach – Courseulles-sur-Mer
Ein Fischerdorf mit zwei Gesichtern: einerseits modern, andererseits charmant-authentisch. Direkt am breiten Sandstrand liegt das Juno Beach Centre. Hier erfahrt ihr nicht nur mehr über die Rolle der kanadischen Truppen, sondern auch über Kanadas Kultur und Geschichte. Nettes Detail: Das Personal besteht aus jungen Kanadiern und Kanadierinnen, die hier für ein halbes Jahr ehrenamtlich arbeiten.
Die Strände Gold und Sword Beach haben wir mit dem Fahrrad besucht. Hier findet ihr die – unserer Meinung nach – schönsten Badeorte. Darüber berichten wir demnächst mehr.
Schöne Campingplätze nahe der Landungsstrände
Im Hinterland bei Colleville-sur-Mer stießen wir auf den kleinen, Familiencampingplatz La Roseraie. Es gibt dort nur 87 Plätze (Stellplätze und Mobilheime), einen kleinen Laden, ein überdachtes Schwimmbad sowie einen Spielplatz. Empfehlenswert!
Fazit unserer Reise zu den Landungsstränden
Egal, welchen Strand ihr besucht: Der D-Day ist überall spürbar. Nicht nur in den Museen und Denkmälern, sondern auch im Alltag. Uns hat besonders bewegt, wie viele Amerikaner, Kanadier und Briten diese Orte besuchen. Kein Wunder, denn viele Familien haben hier Angehörige verloren, die für unsere Freiheit gekämpft haben.
Gerade in unruhigen Zeiten wie heute wird einem das wieder bewusst. Der Mut und das Opfer dieser Menschen sind und bleiben unvergessen.
Mehr Infos zu dieser beeindruckenden Region findet ihr auf der Website von Calvados Tourisme
AUCH INTERESSANT:
Strandnahe B&Bs und Hotels in der Normandie
Pays d’Auge im Calvados: Romantik pur
Text: Josée Schouten; Fotos: Josée Schouten und Daniëlle van Poppel, Anfangsfoto: Arromanches/Depositphotos.com
Keine Reaktionen