Das wird während der Olympischen Spiele 2024 besonders sein, wenn in den Gärten von Versailles Pferdesportveranstaltungen stattfinden. Ein concours hippique zwischen den Brunnen von Le Nôtre … Platz gibt es ja genug, denn das Gelände des Château de Versailles ist genauso groß wie es schön ist. Es erstreckt sich über sage und schreibe 825 Hektar. Das bedeutet: Ihr braucht rund 3 Stunden, um den kompletten Park zu durchqueren. Und das, ohne den Spiegelsaal, die 55 Brunnen, das kleine Dorf von Marie-Antoinette und die Paläste von Trianon besucht zu haben … Bereitet euch also gut vor, wenn ihr das Projekt Versailles in Angriff nehmt!
I. Was könnt ihr in Versailles besichtigen?
Das Château de Versailles besteht aus 5 Bereichen:
1. Schlossgebäude
2. Gartenanlagen von Le Nôtre
3. Trianonbereich: zwei kleinere Lustschlösser und der Weiler der Königin
4. proßer öffentlicher Park
5. königliche Ställungen
Hinzu kommt noch die Stadt Versailles, die sich im Laufe der Jahrhunderte rund um das Schloss gebildet hat. Ihr findet dort charmante kleine Plätze, eine Kathedrale, schöne Geschäfte und einen geselligen, halb überdachten Wochenmarkt am Freitag und am Sonntagmorgen (Marché Notre Dame).
1. Hauptpalast
Im Hauptpalast von Versailles sind die Kapelle, das Schlafzimmer von Ludwig XIV., der berühmte Spiegelsaal sowie Dutzende anderer Räume und Galerien mit Barockmöbeln zu besichtigen. Die Privatzimmer des Sonnenkönigs (wie das Schlafzimmer seiner Hunde!) könnt ihr nur im Rahmen einer speziellen Führung (7 €) sehen; das gilt auch für das goldene Opernhaus des Palastes.
2. Garten
Direkt hinter dem Palast schließen sich die berühmten Gärten von André Le Nôtre an, die prachtvoll im französischen Stil mit Zierhecken, Brunnen, Weihern und Marmorstatuen angelegt wurden. Der schönste Bereich ist derjenige mit den Blumenbeeten neben der Orangerie, auf die ihr von der Treppe herunterschaut. Der bekannteste Brunnen ist der Apollobrunnen (Foto unten). Im Jahr 2024 wird er nach einer großen Renovierung in goldenem Glanze wieder in Betrieb genommen. Und lasst euch auch den Latona-Brunnen nicht entgehen mit den goldenen Fröschen! Interessantes Detail: Die Brunnen von Versailles funktionieren noch immer mit dem hydraulischen System aus dem 17. Jahrhundert.
Die kleinen, abgeschirmten Gärten (in denen die Hofdamen diskret spazieren gehen oder sich mit Verehrern treffen konnten) tragen den Namen bosquets. Während der abendlichen Brunnenshow (siehe unten) sind auch diese geöffnet. Dann „tanzen“ die Springbrunnen zur Musik.
3. Domaine de Trianon und l’Hameau de la Reine (das Dorf der Königin)
Rund eine halbe Stunde braucht ihr vom großen Hauptpalast hinüber zum Grand Trianon, wo die Familie des Sonnenkönigs logierte. Marie-Antoinette gefiel es dort nicht sonderlich gut; auch wir sind nicht so begeistert. Von außen sieht der Marmorpalast etwas steif aus, und drinnen stehen viele pompöse Empire-Möbel aus der Zeit, als Napoleon hier verweilte (hier werden manchmal interessante Ausstellungen gezeigt). Um den Grand Trianon herum gibt es jedoch stilvoll angelegte Gärten.
Nur 10 Gehminuten vom Grand Trianon entfernt befindet sich das charmante Petit Trianon, in das sich Marie-Antoinette gerne zurückzog. Auch hier findet ihr elegante Gartenanlagen, pastellfarbene Gemächer und das Privattheater der Königin.
Eine weitere Viertelstunde zu Fuß, und ihr gelangt zum Hameau de la Reine, dem „Bauerndorf“ von Marie-Antoinette, in dem sie gerne das Milchmädchen spielte. Die absolut übertriebene Romantikszenerie des 18. Jahrhunderts ist wirklich sehenswert.
4. Park von Versailles und Grand Canal
In der Sichtachse des Hauptpalastes, direkt hinter den Gärten von Le Nôtre, beginnt der Grand Canal, ein kreuzförmiger Bootsteich mit einer Länge von 1,5 km. Rund um den Kanal und die französischen Gärten befindet sich der öffentliche Park von Versailles. Dieser hat einen etwas rustikalen Charakter mit jahrhundertealten Kastanienbäumen, Schafsweiden und vielen Wander- und Radwegen.
5. Grande Ecurie und Kutschenmuseum
An der zur Stadt gerichteten Seite von Versailles, direkt gegenüber dem Palasteingang, liegt die Grande Ecurie, die aus der Vogelperspektive die Form eines großen Hufeisens hat. Ihr könnt dort gratis das Kutschenmuseum besichtigen, am Wochenende eine Pferdeschau bestaunen oder die die königlichen Stallungen besuchen.
II. Wie viel Zeit solltet ihr für Versailles einplanen?
Ein kompletter Tag ist das Minimum – und dann habt ihr noch nicht alles gesehen. Steht euch nicht mehr Zeit zur Verfügung (z.B. weil ihr in Paris übernachtet), überlegt dann am besten im Voraus, was ihr euch anschauen möchtet. Die französischen Gärten (oder auch Barockgärten genannt) und der Palast sind logischerweise die erste Wahl. Und der Weiler von Marie-Antoinette kommt auf dem dritten Platz (finde ich), doch dann ist der Tag auch schon vorbei. Möchtet ihr noch die 2 Trianon-Schlösser, die Kutschen und den englischen Park besichtigen, dann solltet ihr besser ein komplettes Wochenende einplanen (Eintritt 64 € für 2 Tage, aber für 1 € extra könnt ihr auch ein Jahresabo für 65 € nehmen).
Wer Versailles im Schnelldurchgang erleben möchte, der kann auch eine organisierte Radtour buchen (in Englisch). Ihr nehmt von Paris aus den Zug und steigt in Versailles aufs Fahrrad. Dann radelt ihr über das komplette Landgut, durch die Gärten, zum Dorf von Marie-Antoinette und natürlich besucht ihr auch den großen Palast, Kosten 109 € (inklusive Zugticket und Eintritt).
Übernachtungstipp: Unser Lieblingshotel in der Nähe (Hôtel de France, gegenüber dem Palast) wird derzeit leider zum neuen Hôtel les Lumières umgebaut, doch das oder moderner Komfort im Novotel ist auch eine interessante Option. Camping? Diese Huttopia-Naturcampingplätze, gelegen in einem Wald, sind nur 10 Fahrminuten vom Schloss entfernt.
III. Wann ist die beste Zeit für einen Ausflug nach Versailles?
Da Versailles zu den bekanntesten Sehenswürdigkeiten Europas gehört, kann es im Palast richtig voll werden (in den Gärten ist es wesentlich ruhiger). Die Vor- oder Nachsaison ist daher die beste Zeit für einen Besuch, denn im Sommer ist das Schloss meist überfüllt und im Winter sind die Gärten nicht so beeindruckend. Von Düsseldorf aus seid ihr in 5,5 Stunden mit dem Auto in Versailles, also ideal für einen Wochenendtrip im Herbst oder im Frühling. Das Schloss lässt sich natürlich auch gut mit ein paar Tagen Paris kombinieren: Von Versailles aus seid ihr mit dem RER-Zug in 45 Minuten im Zentrum der Hauptstadt. Bitte beachtet: Während der Olympischen Spiele 2024 (26. Juli bis 11. August 2024) finden die Reitsportturniere in Versailles statt. Das Schloss und die Gärten bleiben in dieser Zeit geöffnet, doch es wird dann bestimmt sehr voll sein. Weitere Infos
Tipp: Vom 1. April bis zum 31. Oktober finden an den Wochenenden Les Grandes Eaux Musicales statt. Dann rauschen die Wasserfontänen zu bestimmten Zeiten im Takt der Barockmusik. Dann sind auch die 15 bosquets (kleine verborgene Gärten) geöffnet, die ihr sonst nicht besichtigen könnt. Normalerweise ist der Besuch der Gärten kostenlos. An den Tagen, an denen die Brunnenshow stattfindet, gibt es allerdings einen Aufschlag von 12,50 € für Erwachsene (+ Eintritt in den Palast und eventuell in die Domaine de Trianon) sowie 11 € für Kinder ab 5 Jahren.
Weitere Sonderprogramme in den Gärten: Les Jardins Musicaux (Musik in den Schlossgärten, unter der Woche von April bis Ende Oktober) und Les Grandes Eaux Nocturnes (beleuchtete Springbrunnenshow mit Feuerwerk am Samstagabend von Juni bis Ende September).
IV. Kauft man die Versailles-Eintrittskarten besser online?
Ja, auf jeden Fall. Auch um die Wartezeit an der Kasse zu umgehen, empfiehlt sich der Kauf der Tickets im Voraus übers Internet. Ihr müsst, um Versailles besuchen zu können, ein Zeitfenster reservieren. Das gilt auch für für Besucher unter 18 Jahren, EU-Bürger unter 26 Jahren, die kostenlosen Zutritt haben. Das Zeitfenster könnt ihr während des Buchungsvorgangs hier – oder über die Versailles-Website – auswählen. Übrigens müsst ihr dann noch immer bei der Sicherheitskontrolle am Schlosseingang (Eingang „A“) in der Reihe stehen.
Idealerweise steht ihr schon um 9.00 Uhr am Tor. Und wenn ihr später kommen solltet, dann schaut euch am besten erst die Gärten an (keine oder fast keine Warteschlange) und erst danach den Palast. Ab 15.30 Uhr wird es im Château nämlich etwas ruhiger, weil dann die meisten Touristenbusse wieder weg sind. Der letzte Zugang ist um 17.30 Uhr, doch rechnet mindestens 1,5 Stunden für euren Besuch ein.
V. Versailles mit Kindern: Was kommt gut an?
Zusammen den Palast besuchen – für Kinder ist das wohl nicht der spannendste Teil eines Versailles-Besuches. Die ersten Räume über die Geschichte des Châteaus sind recht anspruchsvoll, die möblierten Zimmer im ersten Stock finden die meisten Kinder ganz ok, der Höhepunkt dürfte jedoch der Spiegelsaal mit seinen funkelnden Kronleuchtern und Kristallen sein. Doch viel, viel spannender sind die Gärten mit den Brunnen (voller Götter- und Tierstatuen) und das Kutschenmuseum. Ein absolutes Highlight ist Hameau de la Reine. Dieses zauberhafte Dorf, das Marie-Antoinette errichten ließ, ist ein Märchenland avant la lettre. Es gibt dort lebende Bauernhoftiere, ulkige Gartenbeete, einen echten Leuchtturm am See sowie diverse Reetdachhäuser, die man sich anschauen kann.
Außerdem könnt ihr an einigen Zugängen zum Park von Versailles (Kinder-)Fahrräder mieten; und die Ruderboote auf dem Grand Canal sind ebenfalls bei Kindern beliebt.
VI. Praktische Tipps für Versailles
– Zieht gute Schuhe an (hohe Schuhe sind wegen der Kieselwege vor dem Château und auch wegen der unbefestigten Alleen in den Gärten eine Katastrophe).
– In den Gärten seid ihr Kälte, Wind und Hitze ungeschützt ausgesetzt; nehmt daher passende Kleidung mit.
– Bitte beachten: Die komplette Anlage ist am Montag geschlossen. Domaine de Trianon und die Kutschengalerie öffnen immer erst am Mittag.
– Nutzt im Hauptpalast den Audioguide (gratis), den es auch in deutscher Sprache gibt.
– Im großen Park rund um die Barockgärten kann man prima picknicken, doch denkt daran: Im Palast sind Lebensmittel und Getränke verboten (bei der Sicherheitskontrolle werdet ihr gebeten, diese bei der Garderobe abzugeben).
– Ist jemand aus eurer Gruppe nicht gut zu Fuß? Ihr könnt einen Golfwagen mieten (ca. 42€/Stunde) und ein kleiner Zug (9 €) zwischen Palast, Grand Trianon, Petit Trianon und Grand Canal.
– Von Paris aus bringt euch die RER C-Linie nach Versailles Château-Rive Gauche; die Kosten für die Hin- und Rückreise betragen circa 12 €, und die Fahrt dauert 45 Minuten.
– Mit dem Auto unterwegs? Am Sonntag könnt ihr in Versailles gratis auf der Straße parken.
– Es gibt 3 Smartphone-Apps vom Palast, den Gärten und dem Domaine du Trianon (für iPhone und Android).
– Möchtet ihr ein Ruderboot (barque) auf dem Grand Canal mieten, dann braucht ihr einen Personalausweis. Eine separate Buchung an der Kasse kostet 20 €/Stunde. Auf der Website von Versailles könnt ihr jetzt aber auch ein komplettes Arrangement buchen, das den Eintritt für Schloss und Gärten sowie eine Stunde Ruderboot-Fahren für 74 €/2 Personen beinhaltet. (Darin enthalten sind 2 Eintrittskarten zu 32 €, das bedeutet 10 € Rabatt).
Ihr könnt euch auch Fahrräder ausleihen (am Ufer des Canal Grande, in der Nähe des Restaurants La Flottille). Bezahlen könnt ihr vor Ort oder über die Website des Châteaus de Versailles, wenn ihr für 74 €/2 Pers. ein komplettes Arrangement bucht (inkl. 1 Stunde Fahrradverleih + 2 Eintrittskarten zu 32 €).
– Ihr könnt euch auch Fahrräder ausleihen (am Ufer des Canal Grande, in der Nähe des Restaurants La Flottille). Bezahlen könnt ihr vor Ort oder über die Website des Châteaus de Versailles, wenn ihr für 74 €/2 Pers. ein komplettes Arrangement bucht (inkl. 1 Stunde Fahrradverleih + 2 Eintrittskarten zu 32 €).
– Die ersten Säle im Hauptpalast, die über die Geschichte von Versailles informieren, sind oftmals sehr voll (am Anfang des Besuchs liest noch jeder Tourist jeden einzelnen Buchstaben), doch ihr könnt euch schon zu Hause anhand der tollen iPad-App Versailles 3D umfassend informieren. Ideal, um in die richtige Versailles-Stimmung zu kommen!
– Mit dem Auto nach Versailles/Paris? Lest dann unsere Tipps zu Themen wie Periphérique, Umweltplakette (verplichtend) und Parken auf den Pariser Straßen. (circa 2,5 € bis 3,5 €/Stunde, oder mehr). Was Letzteres betrifft, so empfehlen wir euch, im Voraus online einen Parkplatz zu reservieren.
– Günstig zum Essen gehen in Versailles? Direkt neben dem Palast gibt es ein neues Restaurant in der Tradition der Pariser „Bouillons“, also einfache und günstige Lokale. In diesem neuen Bouillon Versailles werden kalte Vorgerichte schon ab 3 € angeboten (Ei mit Mayonnaise, Selleriesalat) und Hauptspeisen ab 13 € (Wurst mit Kartoffelbrei, Boeuf Bourguignon).
– Ein früherer Tipp von uns war das Restaurant Ore von Alain Ducasse, in dem man zu erstaunlich günstigen Preisen zu Mittag essen konnte. Die Location ist noch immer spektakulär (gelegen in einem Seitenflügel des Palastes), aber die Preise sind gestiegen und der Schwerpunkt liegt jetzt auf den Menüs (ab 45 €).
– Eine weitere schöne Adresse in der Stadt Versailles: Gaulupeau, eine Konditorei aus dem Jahr 1769 mit einer schönen Teestube!
Château de Versailles, täglich – außer montags und am 1. Mai – geöffnet. Eintrittskarte für die komplette Anlage mit oder ohne Audioguide ab 32€/1Tag, Ticket nur Schloss ohne die Gärten 21 €/Tag. Oder inklusive Abend Fontänenshow 36 €/1 Tag (in Juni bis September.). Kinder bis 18 Jahre haben gratis Zugang.Öffnungszeiten. Weitere Infos: www.chateauversailles.fr
PS. Auf der Suche nach einer schönen Adresse zum Kaffeetrinken in Versailles-Stadt? Gaulupeau, ein Patissier seit 1769, hat einen schönen, frisch renovierten Teesalon!
Text: Nicky Bouwmeester Bilddcredits: Nicky Bouwmeester (Ducasse, divers exterieur, interieur, Kinder), Garten: Armand Khoury/INPL, Oranjerie Scott Stewart (Unsp), Château de Versailles, Christian Millet (hinterseite chateau), Thomas Garnier (Springbrunnen oben links Collage Kinder), Flickr – CC/Marc Lagneau (Grand Canal), CC/Osbornb-2 (Ruderboot),CC/Albert (Grand Trianon), Peter Reed (Oranjerie/Garten), CC/Jason Pier (Türknauf Petit Trianon), Cc/Chris Goldberg (Hameau collage), Jean Pierre Albérda (Petit Trianon), CC/Sarah Carlson (Hameau Haus), CC/George Moga (buste), hameau Marie-Antoinette – CC-Satoshi Nakagawa. CC-BY Osbornb. Foto Ducasse: CC/Ore Ducasse und Depositphotos .
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