Caen: 1.000 Jahre alt und dennoch jung geblieben
Obwohl Wilhelm der Eroberer die Burg von Caen um das Jahr 1060 errichten ließ, besteht die Stadt als Siedlung schon länger. Im Jahr 2025 feiert Caen daher symbolisch 1.000 Jahre Stadtgeschichte. Jahrhunderte voller religiöser Einflüsse, aristokratischer Pracht und auch Spuren von Kriegen haben das Stadtbild geprägt. Doch Caen lebt – und wie! Dank des behutsamen Wiederaufbaus nach der Bombardierung im Zweiten Weltkrieg ist Caen heute eine lebendige Studentenstadt mit vielen Cafés, Museen und zahlreichen Veranstaltungen. Am 9. Juli 2025 wird Caen zum Beispiel Schauplatz des Zeitfahrens der Tour de France, das quer durch die Stadt führt. Hier kommen ein paar Caen-Tipps von uns.


Château de Caen
Die größte Attraktion von Caen ist das beeindruckende Château de Caen, das mitten in der Stadt liegt und vollständig ummauert ist. Es wurde im 11. Jahrhundert von Wilhelm dem Eroberer erbaut und zählt zu den größten mittelalterlichen Burgen Europas. Der Name lässt vermuten, dass die Burg noch völlig intakt ist, aber das stimmt leider nicht. Nach vielen Kriegen im Laufe der Jahrhunderte (einschließlich der Bombardierungen im Zweiten Weltkrieg) sind nur noch die Umrisse der ehemaligen Burg, der Burggraben und die Verteidigungstürme erhalten.
Was von der Burg ebenfalls noch übriggeblieben ist: der stolze Salle de l’Échiquier. Der frühere Gerichtssaal des Herzogtums Normandie dient heute hauptsächlich als Ausstellungsraum. Auf dem riesigen Burggelände (5 Fußballfelder groß!) befinden sich auch zwei Museen: das Musée de Normandie, das die reiche Geschichte und Kultur der Region zum Thema hat, sowie das Musée des Beaux-Arts mit einer beeindruckenden Sammlung von Gemälden aus dem 15. bis 20. Jahrhundert. Spaziert auch unbedingt mal durch den Skulpturengarten mit seinen außergewöhnlichen Kunstwerken auf hohen Pfählen!
Kurzum, man kann hier einige Stunden verbringen. Durch das Stadttor könnt ihr das Gelände kostenlos betreten und euch mal umsehen. Die Museen allerdings sind kostenpflichtig. Besteigt auch mal die Stadtmauer, von der aus ihr einen schönen Blick auf die Stadt habt. Oder macht ein Picknick auf dem Rasen, um alles auf euch wirken zu lassen. Für Kinder gibt es einen Spielplatz. Auf der Terrasse des Café Mancel, das in der Mitte des Geländes liegt, könnt ihr auch was trinken.
Abbaye aux Hommes (et Dames)
Eines der beeindruckendsten Gebäude von Caen ist die Abbaye aux Hommes, die (ebenfalls) von Wilhelm dem Eroberer in Auftrag gegeben und im 11. Jahrhundert als Buße für seine Heirat mit Mathilde ohne päpstliche Erlaubnis errichtet wurde. Heute beherbergt diese romanische Abtei das Rathaus von Caen; sie kann aber besichtigt werden.
Josée schlenderte durch die verschiedenen Säle, genoss den ruhigen Garten im Innenhof und besuchte das Grab Wilhelms in der angrenzenden Abteikirche. Auf der anderen Seite der Stadt befindet sich übrigens die Abbaye aux Dames, die von Wilhelms Frau Mathilde gegründet wurde und die dort auch begraben wurde. Diese Abtei ist ebenfalls für die Öffentlichkeit zugänglich (beide gegen Bezahlung).
Jardin des Plantes
Nach all den Steinen Lust auf etwas Grünes bekommen? Dann besucht den Jardin des Plantes. Dieser botanische Garten im Zentrum von Caen beherbergt auf einer Fläche von 5.000 m² alle möglichen Arten von regionalen Pflanzen und Gewächsen. In dem großen Gewächshaus findet ihr aber auch eine Sammlung exotischer Pflanzen. Im Park stehen Stühle und Bänke, und es gibt einen kleinen Spielplatz. Der Eintritt ist frei.
Mémorial de Caen
Als größere Stadt in der Nähe der Invasionsstrände war Caen während der Schlacht um die Normandie ein wichtiges Angriffsziel. Das Mémorial de Caen, das sich außerhalb der Stadt befindet, ist Frankreichs größtes Museum über den Zweiten Weltkrieg, aber auch über den Kalten Krieg und andere (Kriegs-)Konflikte im 20. und 21 Jahrhundert. Ein ganzer Saal ist dem D-Day gewidmet, und es gibt mehrere Filme zu sehen. Ihr könnt auch einen Bunker besichtigen, der Teil des Atlantikwalls war. Beeindruckend! Weitere Informationen. Praktisch: Um die Warteschlange zu umgehen, könnt ihr euer Ticket online buchen.
Shoppen in Caen
Shopaholics aufgepasst: Auch in Caen kommt ihr voll auf eure Kosten. Die Haupteinkaufsstraße ist die Rue Saint Pierre. Hier findet ihr sowohl große Marken- als auch Spezialitätengeschäfte, die sich oft hinter schönen Fassaden verbergen. Kleinere Boutiquen, Concept Stores und Galerien gibt es in der Rue Froide und der Rue Saint Laurent. Wenn ihr Antiquitäten mögt, ist die Rue Ecuyère the-place-to-go. Diese Straße wird auch „Rue de la Soif“ (Straße des Durstes) bezeichnet, da es hier einige Bars gibt.
Schöne Stadtviertel zum Ausgehen
Ein weiterer beliebter Ort, um draußen auf einer Terrasse etwas zu trinken und zu essen, ist der stimmungsvolle Place Sauveur, auf dem sich die vielen Studenten der Stadt treffen. Hier findet ihr gemütliche Restaurantterrassen mit Blick auf den monumentalen Platz aus dem 18. Jahrhundert. Wir haben bei Mr. Louis sehr gut gegessen. Das Bistro-Restaurant liegt direkt am Place Sauveur.
Ein weiterer Stadtteil, der nachts zum Leben erwacht, ist das Quartier du Vaugueux. In diesem alten Arbeiterviertel, gleich hinter dem Château de Caen, kann man durch enge Gassen schlendern und viele gemütliche Restaurants und Weinbars finden. Eine beliebte Ausgehadresse ist die Rue du Vaugueux mit einer großen Auswahl an Restaurants – von einfach bis schick. Und den Blick auf die beleuchteten Festungsmauern des Château de Caen gibt es gratis dazu!
Unser Lunch-Tipp: Guinguette
In der Altstadt, 5 Minuten vom Quartier du Vaugueux entfernt, entdeckten wir Guinguette, ein brandneues Restaurant mit farbenfroher Einrichtung und einem hübschen Innenhofgarten mit Terrasse. Die Speisekarte ist nicht sehr umfangreich, aber was auf der Karte steht, ist verlockend und schmeckt fantastisch. Alle Produkte sind lokal und/oder hausgemacht – und zudem sind die Preise sehr fair. Es ist sowohl mittags als auch abends geöffnet.
Ein praktischer Tipp für Caen: der City Pass
Wenn ihr jetzt denkt, ich möchtet in Caen so viel wie möglich sehen und unternehmen, dann solltet ihr euch einen City Pass zulegen. Damit habt ihr u. a. Zugang zum Musée de Normandie, zum Musée des Beaux-Arts, zum Mémorial de Caen, zur Abbaye aux Hommes, zur Abbaye aux Dames, für Le Petit Train (kleiner Zug, der durch die Stadt fährt) und zu einem englischsprachigen Stadtrundgang. Der Preis inklusive Nutzung der öffentlichen Verkehrsmittel (Straßenbahn/Bus) beträgt 29 €/24 Stunden, ohne öffentliche Verkehrsmittel 26 €. Es sind auch 2- und 3-Tages-Tickets erhältlich. Weitere Infos.
Unterkunftsempfehlung für Caen: Villa Robs
Unsere Rollkoffer rattern widerwillig über die Kieselsteine zum Eingang der Villa Robs. Dieses stattliche Gebäude in der Nähe des Place Sauveur wurde in eine stilvolle Kurzzeitresidenz umgewandelt. Es gibt 8 schicke Wohnungen für 2 bis 4 Personen, und keine gleicht der anderen. Die Inneneinrichtung lässt sich als bohémien, vintage und retro-chic beschreiben. Unsere Wohnungen haben einen ausgeprägten Ibiza-Look und wir sind überrascht von der kompakten, aber schicken Einrichtung, einschließlich Küche mit Tisch und Sitzecke. Auch preislich ist hier alles in Ordnung, denn die Wohnungen gibt es bereits ab 80 € pro Nacht. Einziger Nachteil im Sommer: Die Ferienwohnungen sind jedoch ohne Klimaanlage. Mehr erfahren
Fazit
Caen hat uns als Stadt überrascht. Egal, ob ihr in eine mittelalterliche Atmosphäre eintauchen, Geschichte und Kultur genießen oder einfach nur einen Tag mit Shoppen verbringen möchten – hier verbringt ihr auf jeden Fall eine schöne Zeit. Macht ihr in der Nähe dieser Stadt Urlaub oder besucht ihr die Landungsstrände, solltet ihr auf keinen Fall Caen links liegen lassen.
Zum Schluss noch ein paar interessante Fakten über Caen
– Caen hatte früher ein wichtiges Exportprodukt: den Pierre de Caen. Ein heller Kalkstein, der vor Ort abgebaut und u. a. für die Burg und die Abtei verwendet wurde. Sogar der Tower of London und Westminster Abbey wurden aus diesem Stein errichtet!
– Caen hat seinen eigenen „Turm von Pisa“: den schiefen Turm der Église Saint-Jean.
– Die Einwohner von Caen werden Caennais (m) und Caennaise (v) genannt. Man spricht den Namen Caen als Cà-n aus, mit dem -n hinten im Rachen.
– Das Office du Tourisme an der Place Saint-Pierre 12 ist in einem der markantesten Renaissancegebäude der Stadt untergebracht: dem Hôtel d’Escouille. Geht unbedingt mal durch das Tor und schaut euch den Innenhof mit seinen beeindruckenden Fassadenverzierungen an.
– Die Statue von Wilhelm dem Eroberer und seiner Frau Mathilde vor dem Eingang des Château de Caen ist sehr künstlerisch gestaltet – und das aus gutem Grund: Historiker konnten nirgendwo eine klare Abbildung der beiden finden, die zeigt, wie sie tatsächlich ausgesehen haben.
– Nur die Fassade des prachtvollen roten Fachwerkhauses in der Einkaufsstraße Rue Saint Pierre besteht aus Holz und Lehm, als Zeichen des Wohlstands. Alles dahinter ist jedoch aus Stein gebaut.
– Edith Piafs Großeltern wohnten im Quartier du Vaugueux. Sie hielt sich als Kind regelmäßig dort auf.
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