Als ich die Hauptstraße zum Zentrum des malerischen Städtchens Die entlangfahre, fällt mir das große gelbe Gebäude sofort ins Auge: Jaillence, Clairette de Die – Cremant de Die. Es ist die Genossenschaft, in der die Trauben aus den 211 Weinbergen des Drôme-Tals zu dem köstlichen Schaumwein verarbeitet werden, den ich seit meinem 20. Lebensjahr zu meinen Lieblingsweinen zähle.
Ein herzlicher Empfang
Begrüßt werden wir von Etienne. Seine Körpergröße lässt eher auf holländisches statt auf französisches Blut schließen. Und das stimmt auch: Er hat eine niederländische Mutter, ist aber in Frankreich aufgewachsen. Im Sommer arbeitet er hier im Museum und führt Besucher durch das Muséo’bulles, das im Gebäude der Genossenschaft untergebracht ist. In Begleitung dieses kompetenten Führers machen wir uns auf eine Reise durch die Geschichte und die Kunst der Weinherstellung. Und natürlich dreht sich alles um die Clairette de Die, denn das ist eine ganz besondere Geschichte!
Jeder Besuch in Die ohne einen Schluck des köstlichen Clairette de Die ist ein verschenkter Besuch
Clairette de Die: einzigartiger Herstellungsprozess
Clairette de Die ist ein Schaumwein mit einer langen Tradition, die bis in die Römerzeit zurückreicht. Dieser Wein wird hauptsächlich aus der Muskatellertraube (mindestens 75 %) und der weißen Clairettetraube hergestellt, was für fruchtige Aromen und einen leicht süßlichen Geschmack sorgt. Das Besondere daran ist die traditionelle Herstellungsmethode, die sogenannte méthode dioise ancestrale. Die Fermentation erfolgt teilweise bei sehr niedrigen Temperaturen, sodass der natürliche Zucker erhalten bleibt. Der halbvergorene Most wird dann in Flaschen abgefüllt und gelagert, wobei Druck und Temperatur die charakteristischen feinen Blasen bilden. Ein natürlicher Prozess, der mindestens 1 bis maximal 3 Jahre dauern kann und in Frankreich einzigartig ist.
Eine Reise entlang des Weins
Wir folgen Etienne ins Museum und steigen in den Keller hinab: Dort erwartet uns ein Dutzende Meter langer Gang, der auf beiden Seiten komplett mit Regalen voller Flaschen gefüllt ist. Beeindruckend! In verschiedenen Räumen wird auf spielerische und interaktive Weise die Geschichte dieses besonderen Weins erzählt: von seiner Entstehung in der Römerzeit bis zum Wein, so wie wir ihn heute trinken.
Man kann zwar alle Informationen auch über einen Audioguide bekommen, doch wir hören lieber unserem witzigen Führer Etienne zu. Er erklärt uns alles sehr ausführlich, während er uns an Installationen, Maschinen, Videos, Fotos und sogar einer alten Bar vorbeilotst. Alles ist sehr gut aufbereitet und vermittelt einen guten Eindruck sowohl vom Weinherstellungsprozess als auch von der kulturellen und wirtschaftlichen Bedeutung der Clairette de Die für diese Region. Denn mit einer Produktion von fast 9 Millionen Flaschen jährlich ist das hier big business!
Und dann natürlich: probieren!
Dieser Rundgang ist der perfekte Auftakt für das große Finale. Und das ist natürlich … die Verkostung! Wir haben erfahren, dass es mehrere Arten von Clairette-Weinen gibt. Nun freuen sich unsere Geschmacksknospen darauf, diese während der Weinprobe kennenzulernen. Zurück geht es also zur Grande Boutique am Eingang und dann in die Bar à Bulles. Etienne schenkt uns einen Impériale, einen Brut, einen Dessé und einen Crémant ein.
Ja, bei allen Arten handelt es sich um Clairettes de Die. Doch einige sind süßer als andere, und auch das Perlige variiert von Wein zu Wein. Es überrascht daher nicht, dass Daniëlle und ich am Ende unterschiedliche Lieblingsweine haben. Die Geschmäcker sind eben verschieden. Und hier wird mir klar: Die Clairette de Die besitzt so viele Varianten, dass sich ein Besuch bei Jaillance auf jeden Fall lohnt. Vor allem dann, wenn man auch noch ein paar Flaschen oder Kisten mit nach Hause nehmen möchte.
Maison Jaillance,355 Av. de la Clairette, 26150 Die. Ganzjährig geöffnet, im Juli und August von 9.00 bis 13.00 Uhr und von 14.00 bis 19.00 Uhr. Den Rest des Jahres: von 10 bis 12.30 Uhr und von 14 bis 19 Uhr. Weitere Infos
Das Museo’bulles kann nur mit einem Führer besucht werden. Im Juli/August gibt es 3 bis 4 Führungen pro Tag (in den anderen Monaten 1 bis 2). Audioguides sind in Französisch, Englisch, Deutsch und Niederländisch erhältlich. Reservierung erforderlich, Tel. +33 (0)4 75223015. Mehr erfahren
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