Schon seit den 1950er-Jahren haben die Franzosen am dritten Donnerstag im November eine sehr gute Ausrede, um einen langen Abend in der Bar zu verbringen. Denn dann wird der neue Beaujolais ausgeschenkt, und das sorgt in ganz Frankreich für eine ausgelassene Partystimmung in den Stammkneipen und Studentenlokalen. Der Beaujolais Nouveau ist nicht nur köstlich, sondern auch bezahlbar – und daher gibt es diese Tradition schon seit vielen Jahrzehnten. Das bisschen Kopfschmerzen am nächsten Morgen ist die Sache wert!
Ein kluger Schachzug im Jahr 1951
Im Jahr 1951 kam ein bekannter Beaujolais-Winzer auf die Idee, die „Tradition“ des Beaujolais als Primeur-Wein ins Leben zu rufen. Er brachte einen jungen Wein auf den Markt, der von Weinfreunden besonders schnell konsumiert werden sollte, um die damals angeschlagene Weinregion zu unterstützen. Das funktionierte so gut, dass dieser Brauch im Jahr 2022 noch immer fest in der Gesellschaft verankert ist. Und das gilt sogar für den Fernen Osten, denn in Japan ist der Beaujolais Nouveau seit Jahren ein Riesenerfolg. Das Land importiert jährlich mehr als 8 Millionen Flaschen Beaujolais Nouveau: 1/3 der Gesamtproduktion!
Beaujolais und niedriger Alkoholgehalt
Der Beaujolais Nouveau wird aus der fruchtigen Traubensorte gamay hergestellt, die sich besonders gut für einen Primeur-Wein eignet. Die Aromen entfalten sich schon nach kürzester Zeit, und die kurze Mazeration der Trauben (4-7 Tage) macht den Wein weniger tanninhaltig, weshalb er jung getrunken werden kann. Es handelt sich auch um keinen Wein, den man lange aufbewahren kann: Der Beaujolais sollte sogar innerhalb eines Jahres getrunken werden! Der junge Wein ist bekannt für sein Aroma mit einem „Hauch von Banane“, das meist gut herauszuschmecken ist. Außerdem hat der Beaujolais einen relativ niedrigen Alkoholgehalt (ca. 12 %), und er wird meist leicht gekühlt serviert.
Die Spitze des Beaujolais-Weinbergs
Bei all dem Trubel rund um den Primeur-Wein sollte man jedoch nicht vergessen, dass der Beaujolais Nouveau nur 1/3 aller Beaujolais-Weine ausmacht. Die restlichen 2/3 bestehen aus Beaujolais, Beaujolais villages und 10 Cru-Weinen des Beaujolais wie Brouilly, Chénas, Fleurie, Juliénas, Morgon, Moulin-à-vent und Saint-amour. Darunter sind sehr hochwertige Weine, welche andere bekannte französische Weine leicht in den Schatten stellen. Und dennoch haben die besseren Beaujolais-Weine oft ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis. Das liegt vermutlich daran, dass der einfache Beaujolais Nouveau den Namen der Weinregion ein wenig herabsetzt. Wir würden sagen: Profitiert davon! Und genießet heute Abend ein Glas des berühmtesten Primeur-Weins Frankreichs!
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