1. Die Franzosen essen weniger Fleisch
In der klassischen Bistroküche nimmt Fleisch noch immer die Hauptrolle ein. Entrecôte, Entenbrust, Blutwurst gehören zum Menü einfach dazu, als Beilage gibt’s häufiger Kartoffeln als Gemüse. Und dennoch verzehren die Franzosen immer weniger Fleisch: In den letzten 20 Jahren verringerte sich der französische Fleischkonsum um durchschnittlich 13%. Unter Personen mit höherem Bildungsniveau liegt der Durchschnitt gar bei 20%. Rund 40% der Franzosen bezeichnen sich als Flexitarier. Das entspricht ungefähr der deutschen Bevölkerung, von der rund 37 % (Quelle: GfK) den Fleischkonsum bewusst verringern und regelmäßig auf Fleisch verzichten.
Dieser Kulturwandel spiegelt sich auch in einem aktuellen Gesetz wider. Seit November 2019 sind französische Schulen dazu verpflichtet, ihren Schülern in der Kantine mindestens 1 Mal pro Woche eine vegetarische Mahlzeit anzubieten.
2. Die Franzosen sitzen kürzer am Essenstisch
Der Weltrekord bleibt ihnen erhalten: Die Franzosen verbringen täglich durchschnittlich 2 Stunden und 13 Minuten am Essenstisch. Das ist doppelt so lange wie die Amerikaner (1 Stunde) und ein klein bisschen mehr als die Spanier (2 Stunden und 6 Minuten). Dennoch nimmt man sich immer weniger Zeit fürs Essen: Vor allem die Mittagspause am Arbeitsplatz fällt stets kürzer aus (durchschnittlich 35-45 Minuten), und auch in Frankreich sind die Fastfood-Restaurants im Vormarsch. Seit 2007 hat sich die Anzahl der McDonalds-Filialen verdoppelt: bis zu mehr als 1500. Damit ist Frankreich das europäische Land mit den meisten Filialen der US-Fast-Food-Kette. Trotzdem kann das Mittagessen am Sonntag noch immer (ewig) lang dauern. Vor allem bei festlichen Anlässen kann es passieren, dass sich die Gesellschaft erst um 17 Uhr vom Tisch erhebt.
3. Die Franzosen snacken häufiger zwischendurch
Schade, eine der vernünftigsten Essensgewohnheiten der Franzosen verliert an Bedeutung: Die festen Essenszeiten waren heilig, und zwischendurch wurde nur wenig genascht und gesnackt. „Le grignotage’“, so wie es in Frankreich heißt, ist im Kommen: 1 von 3 Franzosen nascht täglich zwischendurch, was die immer häufiger anzutreffenden Chipstüten und Schokoriegel zum Mitnehmen in den Geschäften widerspiegeln. Außerdem hat inzwischen jede französische Supermarktkette ihren eigenen „To Go“-Bereich.
4. Françaises können auch dick werden
Ganze Bücher wurden über die Diätgeheimnisse der Pariserinnen und das „französische Paradox“ geschrieben. Denn wie kann es sein, dass die Franzosen so gut und so viel essen, ohne dick und krank zu werden? Dieser Mythos hat jedoch an Glanz verloren, denn laut Statistik sind 50 % der Franzosen übergewichtig. In Deutschland liegt die Zahl wesentlich höher: 54 % der Erwachsenen sind zu dick.
5. Die Franzosen trinken immer weniger Wein
In den letzten 50 Jahren nahm der Weinkonsum um ganze 60% ab. Im Durchschnitt trinkt ein erwachsener Franzose nun etwas mehr als 51 Liter Wein per Jahr. Im Vergleich mit den Italienern (44 Liter p. P.), den Deutschen (28 Liter p. P.) und den Spaniern (24 Liter p. P.) ist das noch immer recht viel. Zwar sank der Weinkonsum seit den 1960er-Jahren drastisch, als 100 Liter Wein im Jahr (133 Flaschen) normal waren. Inzwischen lautet der Trend: „weniger, aber besser“. Und so gönnen sich die Franzosen heutzutage teurere (und stärkere)Weine als früher.
Ein weiterer neuer Trend zeigt sich in den größeren französischen Städten: komplett alkoholfreie Bars und Getränkeshops mit „Wein“, Bier und Aperitif-Getränken ohne Alkohol. Es gibt inzwischen sogar einen eigenen Namen für ein Abendessen, bei dem keine alkoholischen Getränke serviert werden: sobrerepas (eine Zusammensetzung aus sobreund repas, also „nüchterne“ Mahlzeiten).
6. Die Franzosen kaufen bewusster ein
Nachdem diverse Lebensmittelskandale die Runde machten, achten die Franzosen besser darauf, was im Einkaufskorb landet. Aus Gewohnheit wählen sie sowieso häufig Saison-Produkte und gehen regelmäßig auf den Markt. Doch in den letzten Jahren ist auch die Nachfrage nach Bio-Marken explosiv gestiegen. Weiterhin möchten die Franzosen gerne genau wissen, was in den Packungen aus dem Supermarkt steckt – und deshalb ist die App Yuka ein Riesen-Erfolg. Diese Smartphone-App gibt es zwar erst seit 2017, doch inzwischen verzeichnet sie ganze 25 Millionen Nutzer! Mit ihr können Konsumenten im Laden die Produkte scannen. Es ist dann sofort zu sehen, ob und welche ungesunden Inhaltsstoffe, z.B. Geschmacksverstärker, hinzugefügt wurden. Seit den jüngsten Bauernprotesten will die französische Regierung ein neues Punktesystem auf Verpackungen einführen: Es soll anzeigen, inwieweit die Lebensmittel in Frankreich produziert wurden und somit regional sind.
7. Fransen essen weniger Baguette
Noch immer gehört zu einem ordentlichen französischen Essen ein Baguette dazu: 79% aller Franzosen möchten auf das Brot zum Essen nicht verzichten. Dennoch verzehren die Franzosen nur noch ein Drittel derjenigen Menge aus den 1950er-Jahren, was einem halben Baguette pro Person und Tag entspricht. Damit nimmt ein Franzose rund 43 Kilo Brot pro Jahr zu sich (In Deutschland ist es mit 46,6 Kilo pro Jahr sogar noch etwas mehr). Inzwischen gibt es bei den französischen Bäckern immer mehr Spezialbrote aus verschiedenen Getreidesorten sowie glutenfreie Varianten.
Fotos: CC/Andreas Kushumahadi (baguette), CC/Jay Wennington (tafel), CC/Jez Timms (Fleisch)
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