In dem kleinen Ort Hauterives, nicht weit von Romans-sur-Isère, steht ein exotisches Bauwerk, das an einen Tempel im fernen Angkor Wat erinnert, doch dann in einer überdrehten LSD-Version! Keine einzige Ecke in Le Palais Idéal ist rechtwinklig, und die Mauern sind mit den seltsamsten Steinen, Muscheln, exotischen Tieren und Wesen verziert. Das Ganze ist das rührende Lebenswerk des Briefträgers Cheval, der in 1879 mit seinem Fuß gegen einen merkwürdig aussehenden Stein stieß. Plötzlich fühlte er sich berufen, den Palast seiner Träume zu bauen, und zwar für seine kleine Tochter.
Eine unglaubliche GeschichteStellt euch das mal vor: Ein 43-jähriger Postbote macht jeden Tag seine Runde durch die Hügellandschaft der Drôme. Und zwar 35 km, zu Fuß und in Uniform. Im Sommer unter der stechend heißen Sonne. Und nachdem er den ganzen Tag herumgelaufen ist, stürzt er sich am Abend erneut in die Arbeit und errichtet dieses verrückte Bauwerk – ganze Abende und manchmal auch ganze Nächte lang.
Nach 30 Jahren (und insgesamt 90.000 Stunden Handarbeit!) steht ein riesiger Palast in der Landschaft, verschnörkelt mit einem Mix aus Baustilen, die von allen Kontinenten stammen. Woher kam die Kunstkenntnis? Der Postbote Cheval wurde von den Ansichtskarten, die er austrug, inspiriert: Schwarz-weiß-Fotos von Hindu-Tempeln, Moscheen und ägyptische Grabkammern.
Spielfilm mit Jacques Gamblin und Laetitia Casta
Wie kommt man darauf, so etwas Außergewöhnliches zu errichten? War der Briefträger ein Verrückter, ein Genie, ein leidenschaftlicher Künstler? In dem französischen Spielfilm L’Incroyable destin du Facteur Cheval (2017) wird nach einer Antwort gesucht. Wenn ihr ihn finden könnt, dann unbedingt ansehen!
Facteur Cheval, ein Mann mit autistischen Zügen, erleidet in seinem Leben eine Menge Schicksalsschläge. Er verliert eine Geliebte nach der anderen … Sein Palast wird eine Art Rettungsanker, etwas, das seinem Leben einen Sinn gibt. Doch nur seine Tochter scheint zu verstehen, was er da im Geheimen tut.
Der Dorftrottel wird zum Helden
Eine wunderschöne Filmszene: die Freude seiner Frau (gespielt von Laetitia Casta), als ihr Mann vom Bürgermeister einen Orden bekommt. Jahrelang fand sie das Projekt ebenso verrückt wie alle anderen Dorfbewohner. Doch nun wird ihr bewusst, dass Menschen von weit her kommen, um den Palast ihres Mannes zu bewundern. Facteur Cheval ist plötzlich nicht mehr der Dorftrottel, sondern der Held eines einfachen Dorfes in der Drôme. Fast ein Jahrhundert nach seinem Tod ist das noch immer ein guter Grund, um sich zum Palais Idéal einmal anzusehen.
Le Palais Idéal (inmitten eines 1000 m2 großen, üppigen Gartens) und das Museum über Facteur Cheval in Hauterives sind täglich geöffnet, 10,50 € (Erw.), 5 € (Kinder). In der Hochsaison solltet ihr besser reservieren. Weitere Infos: www.facteurcheval.com. Mehr über die Drôme: www.ladrometourisme.com.
Seit 1968 gilt der Palast als historisches Monument und das französische Vorbild für naive Architektur
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Text: Nicky Bouwmeester, Fotos: Depositphotos en filmstills L’Incroyable destin du Facteur Cheval. Außer Film-Foto: L’Incroyable destin du Facteur Cheval
Palais Idéal du Facteur Cheval
8, rue du Palais
26390 Hauterives
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