Durch den südlichen Luberon im Vaucluse
Mit dem SonnenThaly fuhr ich nach Aix-en-Provence. Mein Plan war es, die Radwege des südlichen Luberon zu erkunden. Diese Region hat sich nämlich voll und ganz dem grünen Tourismus verschrieben, und da gehört das Radfahren natürlich mit dazu! Vom TGV-Bahnhof nahm ich ein Taxi zu meiner ersten Unterkunft, der Auberge la Fenière, die zwischen Cadenet und Lourmarin liegt. Das war aber auch die einzige Strecke, auf der ich mich fahren ließ. Den Rest wollte ich selbst bewältigen!
Le Luberon à vélo: ein fahrradfreundliches Wegenetz
An Infos rund um das Thema Radfahren mangelt es hier nicht: Im Vorfeld konnte ich mich schon online nach den zahlreichen Radfahrmöglichkeiten erkundigen, und zwar über die Website veloloisirprovence.com. Nützlich ist dort die Routenseite, die einen schnellen Überblick über verschiedene Routenvorschläge (mit oder ohne Beschilderung) bereithält. Die vorgeschlagenen Routen bieten zusätzliche Informationen über die Dörfer, durch die ihr kommt, sowie über die Höhenunterschiede während der Route. Alles könnt ihr auch als PDF oder als GPX-Datei herunterladen.
Ebenfalls praktisch: Auf dieser Website stehen auch Angaben zu den nächstgelegenen Fahrradwerkstätten, Übernachtungsmöglichkeiten entlang der Strecke sowie zu Adressen, an denen ihr ein (Elektro-)Fahrrad mieten könnt. Kurzum, die besten Voraussetzungen für jede Menge Fahrradspaß! Vor Ort angekommen, gefiel mir der Radwanderführer Le Luberon à Vélo sehr gut, der in jedem örtlichen Fremdenverkehrsbüro (Office du Tourisme) erhältlich ist. Dennoch solltet ihr auch unterwegs immer gut aufpassen (das gilt zumindest für mich), denn ein Schild kann man schnell übersehen! Mehr darüber erfahrt ihr in meinem Bericht.
Kurze und lange Routen
Alles in allem bietet der Luberon 464 Kilometer an ausgeschilderten Radwegen. Es begegnen euch so klangvolle Namen wie Les Ocres à Vélo (durch das ockerfarbene Gebiet um Roussillon), Lavandes & Vieilles Pierres (entlang der Lavendelfelder bei Apt). Einige Routen lassen sich recht einfach in kleinere Radtouren aufteilen. Das ist praktisch, wenn man einen festen Standort hat (Campingplatz oder Hotel). Auch die von mir gewählte Route, Le Pays d’Aigues, ließ sich in mehrere Abschnitte aufteilen.
Mit dem Fahrrad durch das Pays d’Aigues
Tag 1: Dörfer, Gärten und Lavendel
Mein Startpunkt war das herrliche Hotel Auberge de la Fenière in Cadenet (hätte ich eigentlich als Endziel nehmen sollen, denn es ist fantastisch). Hier schwang ich mich gutgelaunt auf mein gemietetes E-Bike (via Bee’s in Lourmarin). Auf dem Programm stand eine ca. 30 Kilometer lange Radtour durch das Pays des Aigues, was im Altfranzösischen „Land des Wassers“ bedeutet. Dieses Gebiet ist bekannt für seinen fruchtbaren Boden, der von zahlreichen Quellen und durch ausgeklügelte, einst von den Römern angelegte Wassersysteme gespeist wird. Das Ergebnis dieser Bewässerung: eine wunderschöne grüne Umgebung mit Weinbergen, Olivenhainen und Lavendelfeldern. Eine Augenweide für jeden Radfahrer!
Diesen Anblick wollte ich ebenso in vollen Zügen genießen wie die schönen provenzalischen Dörfer und Sehenswürdigkeiten, an denen ich vorbeikommen würde: Cucuron, Vaugines Lourmarin und Cadenet.
Mehr darüber in unserem Artikel „Radfahren im Luberon: Sehenswertes und Zwischenstopps“
Die Route ist größtenteils gut ausgeschildert (Le Pays d’Aigues à Vélo, Nr. 14) und führt hauptsächlich über ruhige D-Straßen. Einzige Ausnahme: die Durchgangsstrecke zwischen Lourmarin und Cadenet, die recht verkehrsreich sein kann. Eine weitere, rund 2 km lange Teilstrecke führt über einen weißen Schotterweg.
Tag 2: zwischen Weinbergen und Seen
Zu meiner nächsten Unterkunft in Grambois ging es weiter Richtung Osten – noch immer der Route Nr. 14 nach Villelaure folgend – mit einer Pause im Weingut Château de Val Joannis. Nicht um den Wein zu probieren, sondern um die schönen Gärten zu bewundern. Danach ging’s weiter nach Ansouis (traumhaft!) und zum See Etang de la Bonde für ein erfrischendes Bad.
Tag 3: Markt, Berge und Täler
Besonders glücklich fühlte ich mich auf meinem E-Bike an diesem Tag. Pfeifend startete ich von meiner Unterkunft, dem B&B La Chambre d’Apolline in der Nähe von Grambois. Um dieses Dorf hinter sich zu lassen, muss man erst einmal ordentlich in die Pedale treten, denn es geht steil nach oben. Die Abfahrt durch die schöne ländliche Umgebung in Richtung Saint-Martin-de-la-Brasque nach La Tour d’Aigues wird danach mit schönen Ausblicken belohnt. Ich hatte Glück, denn es war Dienstag: Markttag! Eine prima Abwechslung boten die vielen provenzalischen Marktstände und Imbissbuden.
Weiter ging die Route nach Mirabeau (auch wieder oben auf einem Berg gelegen): ein idyllisches Dorf, das durch den Film „Manons Rache“ bekannt wurde. Leider hat die Funktion als Drehort dem Dorf keinen Aufschwung gebracht. Im Gegenteil: Es sieht so aus, als ob der Ort bald ausgestorben sein wird. Doch solltet ihr euch in dieser Gegend aufhalten, dann setzt euch unbedingt auf den Place de la Fontaine neben Manon!
Auf einer schönen, aber etwas befahreneren Straße musste ich kräftig in die Pedale treten, um nach Beaumont-de-Pertuis zu gelangen. Ab hier habe ich etwas geschummelt und die D-Straße zurück nach Grambois genommen. Denn ich bin nach meiner Abfahrt aus La Tour d’Aigues brav der Véloroute Nr. 4 gefolgt. Doch nach 5 km ist mir aufgefallen, dass ich in die falsche Richtung geradelt bin. Diese zusätzlichen Kilometer, die zu den vielen Anstiegen hinzukamen, sorgten für schwere Beine am Ende des Tages! #EsmussSpaßmachen!
Die Provence mit allen Sinnen entdecken
Fazit: Ich wäre hier gerne noch ein paar Tage länger mit dem Rad herumgefahren – am besten mit ein paar Ruhetagen zwischendurch. Die Landschaft ist wunderschön, das Routenangebot riesengroß. Vor allem dann, wenn man zwischendurch den Ausgangspunkt wechselt. Doch das Schönste war: Ich konnte den Luberon mit allen Sinnen erleben! Die Gerüche, die Freiheit, eine Pause einlegen zu können, wann immer ich wollte, und das ständige Zirpen der Grillen haben die Erkundung des Luberon zu einem provenzalischen Glückserlebnis gemacht!
Hier findet ihre alle Insider-Tipps und außergewöhnlichen Entdeckungen und Unterkünfte von Josees Radtour
Tipps und Erfahrungen
– Nehmt auf jeden Fall eine detaillierte Karte (z. B. ) oder die oben erwähnten Radkarten mit, da die Beschilderung der Radwege hier und da zu wünschen übriglässt.
– Die beste Zeit, um den Luberon mit dem Fahrrad zu entdecken, sind die Monate Mai, Juni und September, Oktober. Wenn ihr nur den Juli oder August zur Verfügung habt, brecht am besten am frühen Morgen auf und nehmt viel Wasser mit!
– Nehmt euch genug Zeit für Pausen unterwegs – zum Beispiel, um einen Markt, ein schönes Schloss, einen Winzer oder eine Eisdiele zu besuchen
– Wählt am besten eine Unterkunft aus, die auch ein Abendessen anbietet. Oder achtet darauf, dass ein Dorf in der Nähe ist, damit ihr am Abend nicht weit radeln müsst.
– Möchtet ihr doch lieber zum Abendessen in eines der schönen Dörfer, dann solltet ihr rechtzeitig einen Tisch reservieren. Manchmal sind die Lokale klein, und das Angebot ist begrenzt.
– Kommt ihr – wie ich – mit dem Zug, aber ihr möchtet nach Ankunft kein Taxi nehmen? Vom TGV-Bahnhof in Aix-en-Provence fahren auch Busse zum Bahnhof im Zentrum von Aix, wo ihr den Bus nach Pertuis nehmen könnt. Dieses Dorf liegt auch an den Radwegen des Pays des Aigues.
Lest hier mehr über die Verkehrsregeln und -verstöße in Frankreich.
Bonne route!
Text und Fotos: Josee Schouten. Mit Dank an Provence Vaucluse Attractivité und Velo Loisir Provence.
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