Schon seit Jahren wollte ich diese Radtour unternehmen, und im letzten Sommer setzte ich die Idee in die Realität um: den Luberon mit dem Fahrrad zu erkunden. Es wurde eine unvergessliche Erfahrung – mit vielen Erinnerungen an das Idealbild des französischen joie de vivre. Freiheit und Glücksgefühle unter südfranzösischer Sonne! Erfahrt hier mehr über meine Reisevorbereitung und die Routen, die ich zurückgelegt haben. Außerdem findet ihr Insider-Tipps, die ich beim Radeln durch Les Pays d’Aigues im Süden des Luberon sammeln konnte.
Empfehlenswerte Dörfer für eine Kaffee- oder Mittagspause
Lourmarin
Das Saint-Tropez des Luberon! Die schmalen Gassen des autofreien Zentrums laden zum Shopping, Atelierbesuch, Kaffeetrinken auf einer Terrasse und zum Beobachten der vorbeischlendernden Menschen ein (und davon gibt es im Sommer viele!). Tipp: Bevor ihr in das Dorf fahrt, solltet ihr unbedingt das beeindruckende Château de Lourmarin besichtigen. Die Festung aus dem 12. Jahrhundert wurde im 15. Jahrhundert im Renaissancestil wiederaufgebaut, und heutzutage können verschiedene Säle und Räume besichtigt werden. Es ist täglich zugänglich (gegen Gebühr) und von der oberen Terrasse aus habt ihr einen fantastischen Blick auf das Dorf.
Zum Weiterlesen: Der Luberon des Peter Mayle
Cucuron
Ein traumhaftes provenzalisches Dorf, das durch die Dreharbeiten am Wasserbecken und in den umliegenden Restaurants für den Film „Ein gutes Jahr“ mit einem Schlag weltberühmt wurde. Nehmt euch unbedingt die Zeit, euch das Dorf genauer anzusehen. Auch auf dem Platz in der Mitte des Dorfes gibt es mehrere Cafés und Restaurants.
Ansouis
Ein prachtvolles mittelalterliches Dorf auf einem Hügel mit engen, kreuz und quer verlaufenden Gassen. Auf dem Platz bei der Kirche stoßt ihr auf die Bar des Sports, die täglich Kaffee und Mittagstisch anbietet. Die einzige Alternative dazu ist die Patisserie Volpert, 100 Meter davon entfernt, die für ihre köstlichen Kuchen in der ganzen Gegend bekannt ist (nicht jeden Tag geöffnet). Lest weiter unten etwas über die fantastische Eisdiele l’Art du Glacier vor den Toren von Ansouis!
La Tour d’Aigues
Dieses kleine Städtchen bietet zahlreiche Einkehrmöglichkeiten. Wenn es euch möglich ist, besucht den Ort an einem Dienstag. Dann ist nämlich Markttag und ihr könnt eure Fahrradtasche mit vielen provenzalischen Köstlichkeiten für unterwegs füllen!
Cadenet
Reichlich Auswahl gibt es in diesem Städtchen. Doch ich entdeckte ein besonders schönes Lokal für einen Lunch oder das Abendessen: La Source. Dies ist ein verstecktes Restaurant mit einem schönen Innenhof, das von dem Belgier Dirk und seiner Frau Severine geführt wird. Hoffentlich findet ihr noch einen freien Tisch im Innenhof! Freut euch auf lokale Gerichte zu einem guten Preis!
Bitte beachten: Vielleicht wählt ihr- wie ich – Mirabeau als Zwischenstopp für einen Kaffee. Dieses typisch provenzalische Dorf auf dem Hügel wurde durch den Film „Manons Rache“ berühmt. Aber: Es gibt dort weder ein Restaurant noch ein Café! Dennoch ist der Ort einen Besuch wert, schon allein wegen des Brunnens in der Dorfmitte, der von einer schönen Statue der wortkargen Manon flankiert wird. Danach geht‘s weiter nach Beaumont-de Pertuis! Sehr euch auch mal dieses Video an, das einen guten Überblick über alle Dörfer im südlichen Luberon bietet.
Zum Weiterlesen: Top 11 der schönsten Dörfer des Vaucluse
Schöne Zwischenstopps entlang der Strecke, die nicht in jedem Reiseführer stehen
Eisdiele bei Ansouis: L’Art du Glacier
Seid ihr Eisliebhaber, dann muss dieser kleine Umweg einfach sein! In dieser Eisdiele, die auf einem Hügel einige Kilometer außerhalb des Dorfes Ansouis steht, hat die Familie Perrière die Eisherstellung zur Kunst erklärt. Um den puren Geschmack von Früchten oder Kräutern optimal zur Geltung zu bringen, wird genau analysiert, welche Zubereitung das optimale Geschmackserlebnis bietet. Ihr werdet staunen, aus wie vielen Geschmacksrichtungen ihr wählen könnt! Lavendeleis ist naheliegend, aber habt ihr schon einmal Rosmarin- oder Thymianeis probiert? Es werden rund 50 Grundgeschmacksrichtungen angeboten, die um saisonale Varianten ergänzt werden. Und ich kann es bestätigen: Jedes Stückchen Eis sorgt für eine wahre Geschmacksexplosion im Mund!
L’Art du Glacier, 767 Chemin des Hautes Terres, 84240 Ansouis
Wunderschöner Garten bei Cucuron: Pavillon de Gallon
Etwas außerhalb von Cucuron, an der Hauptstraße Chemin de Galon, verbergen hohe Mauern ein prächtiges grünes Paradies! Es ist das Ergebnis von 20 Jahren liebevoller Arbeit seines kunstinteressierten Besitzers Guy Hervais, der früher einmal künstlerischer Direktor, Gartenarchitekt und Fotograf war. Sein Fachwissen und seine Leidenschaft sind, historischen Gärten ein modernes und möglichst natürliches Leben einzuhauchen, während die alte Struktur erhalten bleibt. Das ist ihm hier äußerst gut gelungen. Der Garten wirkt nicht übertrieben, vielmehr sehr natürlich. Und erst beim Durchlaufen erkennt man die Vielfalt der Pflanzen und den sorgfältigen Zuschnitt der Buchsbäume. Neben dem Garten befinden sich die Wiese mit Obstbäumen (26 verschiedene Obstsorten) und der Weinberg, der für die Produktion von 200 Flaschen Wein pro Jahr gut ist und den illustren Namen „Hocus Pocus“ trägt. Guy hat dem Pavillon du Galon eindeutig seinen Stempel aufgedrückt. Oder wie er es selbst ausdrückt: „Meine Kreativität ist in allem zu sehen, was ich hier schaffe.“
Der Pavillon du Galon zählt zu den Jardins Remarquables, von denen es in ganz Frankreich 450 gibt. Sie wurden aufgrund ihrer kulturellen, historischen und botanischen Werte ausgewählt und können nur an 50 Tagen im Jahr besucht werden. Erkundigt euch beim örtlichen Fremdenverkehrsamt, an welchen Tagen sie geöffnet sind. Seid ihr mit einer Gruppe von mindestens 4-8 Personen unterwegs, könnt ihr eine Besichtigung mit kleiner Verkostung von selbst angebautem Obst, Limonaden oder sogar Hauswein buchen. Der Pavillon de Galon verfügt auch über Gästezimmer tres luxe mit eigenem Schwimmbad neben dem Landhaus.
Pavillon de Galon – Chemin du Galon – Tel. +33 (0)6 13 391 731
Die Gärten eines Weinschlosses bei Pertuis: Château du Val Joanis
Wenn ihr es nicht schafft, den oben genannten Garten zu besuchen, gibt es eine Alternative: An der Hauptstraße zwischen Villelaure und Pertuis befindet sich die Einfahrt zum Weingut Château du Val Joannis. Der Zugangsweg – links und rechts von Tausenden von Rebstöcken gesäumt – scheint kein Ende zu haben: Es handelt sich um das größte Weingut des Luberon und es gehört Niederländern. Doch ich bin wegen des Weins, sondern wegen der Gärten hierhergekommen, die ebenfalls zu den Jardins Remarquables zählen. Entworfen wurden sie Ende der Sechziger Jahre vom vorherigen Besitzer, dem als Inspirationsquelle die Bastide des Anwesens aus dem 17. Jahrhundert diente. Der Garten besteht aus drei Terrassen; einem Kräuter-, Gemüse- und Blumengarten, einem klassischen französischen Garten mit Zypressen und Buchsbaumhecken und einem kleinen Baumgarten. Absolut empfehlenswert! Zu besichtigen nach Anmeldung: Tel. +33 (0)4 90 79 20 77
Château du Val Joanis – 84120 Pertuis
Lavendel-Geschäft bei Cucuron: La Provence en Bouteille
Auf dem Weg von Cucuron nach Ansouis (Route 14: Le Pays d’Aigues) kommt ihr nicht nur an Lavendelfeldern vorbei, sondern ihr begegnet auch dem Schild „La Provence en Bouteille“. Diese Lavendel-Boutique von Virgine ist auf jeden Fall einen Besuch wert, denn hier kann man sicher sein, dass das Sortiment zu 100 % pur ist. Öle, Säckchen mit getrocknetem Lavendel, Duftflakons … die Auswahl ist riesengroß. Außerdem stellt die Besitzerin Sirup aus Kräutern her, aus dem man köstliche natürliche und sommerliche Erfrischungsgetränke zubereiten kann. Nach einer kleinen Verkostung habe ich meinen Favoriten gefunden: eine Flasche Eisenkraut-Sirup!
La Provence en bouteille, Chemin de L’ Agrie, 84160 Cucuron
Josees Unterkünfte unterwegs
Auberge la Fenière (Cadenet): Hier möchte man länger bleiben!
Mein Startpunkt war so schön, dass ich nicht mehr weg wollte! Die Lage an der ziemlich stark befahrenen D 943, der Route du Cadenet, erweckt einen falschen Eindruck. Dieses schöne Hotel ist eine grüne (und ruhige) Oase mit gi-gan-tischem Garten, Swimmingpool und verschiedenen Sitzgelegenheiten unter Bäumen. Man kann sowohl im traditionellen Haus als auch im Nebengebäude Les Cabanons de Campagne übernachten, das etwas weiter unten an der Straße liegt und in dem auch ich wohnte. Das Schöne an meinem großen, modernen und luxuriösen Zimmer war der 25 Meter lange Pool, der direkt an die Terrasse grenzt. Ideal für eine morgendliche Schwimmrunde. Highlight der Unterkunft ist jedoch die Küche. Ob zum Frühstück oder zum Abendessen – die Besitzerin und Chefköchin Nadia Samut bietet ihren Gästen ein kulinarisches Erlebnis. Sie verarbeitet Obst und Gemüse aus ihrem eigenen Garten, ergänzt um lokale Produkte. Jedes Gericht ist ein Festmahl und ein Erlebnis für alle Sinne. Neben dem – etwas teuren – Restaurant gibt es auch ein Bistro in einem renovierten Bauernhaus mit Terrasse (Bio- und glutenfreies 3-Gänge-Menü ab 50 €) mit typisch provenzalischer Atmosphäre.
Meine Lieblingsunterkunft bot auch ein tolles Frühstücksbuffet mit viel frischem Obst, eingelegtem Gemüse, gegrillten Aprikosen und Feigen, glutenfreiem Brot, frischer Kuh- oder Ziegenmilch, frischgepressten Säften und köstliche Kuchen … hmmm, mir läuft schon das Wasser im Mund zusammen, wenn ich nur daran denke!
Auberge la Fenière – D943 Cadenet – Zimmer ab 155 €
B&B La Chambre d’Appolline (Grambois): viel Gastfreundschaft
Bei Einheimischen übernachten: Dieses chambre d’hôtes von Fred und Fanny hat eine wunderbar ländliche Lage, ein paar Kilometer außerhalb von Grambois. Das sympathische Gastgeber-Ehepaar tauschte vor einigen Jahren die Stadt Lille gegen dieses schöne Fleckchen Erde in der Provence – und sie haben es nie bereut! Die Familie hat sich inzwischen um die Töchter Leonie und Séraphine und den Hund Oslo vergrößert.
Das große Haus (innen schön renoviert) verfügt über ein geräumiges Gästezimmer, und auf dem großen Grundstück befindet sich auch ein Swimmingpool. Neben diesem Gästezimmer gibt es auch eine roulotte (eine Art Zirkus-Wohnwagen) für 2 Personen sowie einen gîte (für 4 Personen und mit eigenem Eingang) neben dem Haus. Fred ist ein großer Fahrradfanatiker und kann euch mit vielen Tipps versorgen. Auf dem angrenzenden Feld bauen die beiden Thymian an, aus dem sie allerlei Produkte herstellen.
La Chambre d’Appoline – 514 Chemin du Jas de Bertet, 84240 Grambois – Zimmer ab 90 €, gîte ab 126 € pro Nacht.
Text und Fotos: Josee Schouten
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