Es gibt nur noch wenige handwerkliche Seifensieder in und im Umkreis der südfranzösischen Hafenstadt. Fast schien es, als sei die traditionelle Marseiller Seife vom Aussterben bedroht. Doch seit einigen Jahren haben Beauty-Blogger(innen) und Zero-Waste-Anhänger(innen) sie wieder für sich entdeckt. Die echte Savon de Marseille besteht nämlich aus rein natürlichen Zutaten und braucht so gut wie kein Verpackungsmaterial. Außerdem kann man – mithilfe zahlreicher „Oma-Rezepte“ – unglaublich viel damit anstellen.
1. Flüssige Handseife herstellen
Aus Stücken Marseiller Seife lässt sich ganz leicht Flüssigseife machen. Dazu die geriebene Seife in heißem Wasser auflösen, einen Esslöffel Glyzerin (in Drogerien erhältlich) hinzugeben und abkühlen lassen. Hier ein Rezept.
2. Waschmittel herstellen
Dasselbe gilt für Waschmittel: Geriebene Seife oder fertige Flocken von weißer Marseiller Seife in heißem Wasser auflösen und Natron (Natriumbikarbonat) sowie ein ätherisches Öl (für den Duft) hinzufügen. Billig und müllvermeidend! Hier könnt ihr euch eine Videoanleitung ansehen. Andere Rezepte geben noch Sauerstoffbleiche (aus dem Super- oder Drogeriemarkt) hinzu.
3. Zähne putzen
Grüne Marseiller Seife (auf Olivölbasis) ist eine sehr milde Seife, mit der man sich nicht nur die Haut und die Haare waschen, sondern auch die Zähne putzen kann. Manche schwören darauf, denn sie soll gut fürs Zahnfleisch sein. Einfach mit der Zahnbürste über das Seifenstück reiben. Mit ein paar Tropfen Pfefferminzöl dazu schmeckt das Ganze nicht mal nach Seife, sondern richtig schön frisch. Fluorid ist in dieser „Zahncreme“ allerdings keins drin.
4. Mittel gegen Motten
Legt einfach ein Stück grüne Marseiller Seife in den Kleiderschrank, um Motten fernzuhalten. Motten vertragen nämlich den Duft von Olivenöl nicht.
5. Desinfektionsmittel
Ein paar Esslöffel geraspelte Marseiller Seife zusammen mit Haushaltsessig in heißem Wasser auflösen, und man hat ein natürliches Putzmittel, mit dem sich Wachstischdecken, Spielzeug und andere wasserfeste Oberflächen gut reinigen lassen. Funktioniert ausgezeichnet und weckt Kindheitserinnerungen.
6. Rasierschaum herstellen
Wenn man geraspelte Marseiller Seife in etwas Wasser auflöst und ein paar Löffel Kokos- oder Mandelöl hinzugibt, bekommt man selbstgemachten Rasierschaum.
7. Linderung bei Mückenstichen
Marseiller Seife wirkt gegen Juckreiz und Hautreizungen: einfach auf einen Mückenstich reiben und eintrocknen lassen.
8. Treppen und Schubladen „schmieren“
Die Schublade geht schwer auf? Reibt mit einem trockenen Stück Marseiller Seife über die Ränder, und sie gleitet wieder sanft heraus und hinein. Die Holztreppe knarrt? Flocken von weißer Marseiller Seife in alle Ritzen stopfen, und das Problem ist gelöst!
Grüne und weiße Seife
Für obige Rezepte ist es wichtig, den Unterschied zwischen den 2 Sorten echter Savon de Marseille zu kennen: Es gibt eine grüne Variante, die aus mindestens 72 % Olivenöl hergestellt ist. Dies ist die mildeste Seife, die auch zur Körperpflege geeignet ist. Die weiße Seife, die seit Jahrhunderten aus einer Mischung von Palmöl und anderen pflanzlichen Ölen gemacht wird, eignet sich wiederum besser für die Wäsche und alle Haushaltsanwendungen.
Hier lest ihr, wie ihr echte Marseiller Seife von Imitaten unterscheidet.
Fahrt ihr demnächst nach Marseille? Im Alten Hafen gibt es seit Kurzem ein Musée du Savon de Marseille. Unbedingt reinschauen!
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Fotos: CC-BY/Alex Alishevskikh (Stapel von Blöcken) CC/Marius Fabre (Flocken), CC/Nicky Bouwmeester (Reibe), CC/Alvaro (Blöcke gelb/grün), CC-Pixabay/Jacqueline Macou (72% und Öffnung). CC/Josee Schouten (museum).
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