Eines möchten wir noch klarstellen: Wir fahren gerne Rad, doch wir sind keine Langstreckenradler. Daher war die komplette Route der ViaRhôna mit einer Gesamtlänge von 815 km, von Genf bis in die Provence, für uns keine Option. Und das war auch gar nicht nötig, denn man kann die Strecke prima in Etappen abfahren. Wir teilten sie in zwei Hälften auf: Letztes Jahr starteten wir in Savoyen und fuhren durch das Rhône-Tal bis in die Ardèche und Drôme. Und dort machten wir jetzt weiter mit dem Ziel, die Sonne im Mittelmeer untergehen zu sehen. Dieses Mal umfasste die Route rund 200 km und wir legten sie größtenteils mit dem Fahrrad, teilweise auch mit dem Zug zurück. Hier folgen ein paar Eindrücke von unserer Radtour du Soleil…
Mit dem Rad durch die Ardèche
Wir starteten in der Ardèche bei Tournon, um dann Richtung Süden über Tain l’Hermitage, Montélimar, Avignon, Tarascon, Arles und down under zum Zielpunkt am Meer zu radeln: Port-Saint-Louis-du-Rhône. Die Route von Tournon nach Montélimar führte durchs Grüne (ausgenommen das Gelände eines Atomkraftwerkes), wobei das Highlight die Passerelle himalayenne war. Die ist eine lange Metallbrücke, die bei Mistral-Wind von der Seite wahrlich eine Herausforderung für Radfahrer ist. Blond wie wir sind, hatten wir nämlich KOMPLETT das Schild übersehen, auf dem stand, dass man vom Rad absteigen und schieben soll. Macht es also lieber gleich richtig!
Von Montélimar nach Avignon (Drôme/Provence)
Die Strecke von Montélimar – über Viviers – nach Bourg-Saint-Andéol war für uns eine der schönsten Etappen der gesamten Route. Eine von Wäldern und Weinbergen geprägte, abwechslungsreiche Landschaft. Bei Pierrelatte stiegen wir in den Zug nach Avignon (das Rad durfte mit!) und von dort konnten wir vom Bahnhof zum Hotel im Zentrum radeln. Avignon hat innerhalb der Stadtmauern nur wenige Parkplätze für Autos und ist daher nahezu autofrei. Herrlich! Mit dem Fahrrad oder zu Fuß kann man prima die Altstadt erkunden! Wir haben alle unsere Insider-Tipps aus Avignon für euch zusammengefasst.
Über Tarascon nach Arles (Provence/Camargue)
Hoppla, dann wurde es kompliziert. Der ViaRhôna-Radweg zwischen Avignon und Arles ist noch nicht ganz fertig, darum gibt es eine alternative Route über die schöne Stadt Beaucaire. Diese Streckte führt euch kreuz und quer durch Weinberge und Obstbaumwiesen und mündet in den grünen Weg vom Pont du Gard Richtung Beaucaire und danach über einen vorrübergehenden Abschnitt der ViaRhôna-Route nach Arles. Wir entdeckten noch eine andere interessante Route, für die man Avignon bei der Porte Saint-Michel verlässt und dann Richtung Rogognas weiter fährt. So kommt ihr zur Abzweigung nach Tarascon über die D35. Dies ist eine prima Ausweichroute, denn so radelt ihr auf dem roten Fahrradweg. Darüber hinaus bringt euch diese Tour zu schönen, provenzalischen Dörfern wie Barbentane und Boulbon, für beide lohnt sich ein kleiner Abstecher! Für die Etappe zwischen Tarascon und Arles wählten wir La Petite Route d’Arles, eine alte Straße durch Felder voller Sonnenblumen, auf der fast keine Autos fahren. Hier kann man sehr gut nachvollziehen, dass Vincent van Gogh von der Landschaft verzaubert war! Der einzige Nachteil ist, dass man sowohl am Anfang als auch am Ende an einem Industriegelände entlang fährt. Naja, wenn das alles ist…
Mit dem Rad durch die Camargue
Arles verlässt man natürlich erst dann, wenn man sich etwas von der römischen Architektur angesehen hat. Wir gingen vom Forum zum Amphitheater. Hier kann es recht voll werden, denn das sind wahre Touristenmagnete. Doch wenn man davor steht, weiß man auch warum. Nach Arles beginnt – was die Landschaft betrifft – die echte Camargue! Auf der Arles-Landkarte, die wir beim Office du Tourisme bekamen, haben wir die richtige Ausfahrt von Arles finden können, sodass wir schnell die uns vertrauten ViaRhôna-Schilder zurückfanden. Schon nach 8 km erwartete uns die erste Überraschung: die kleine Zugbrücke, die Vincent van Gogh in seinen Bildern verewigte. Sie steht hier noch immer und ist ein fantastisches Fotomotiv!
Sumpf und Wildpferde
Danach kamen wir aus dem bebauten Gebiet in die raue Natur der Camargue. Aus dem Asphaltweg wurde Schotter, aus den Bäumen am Wegesrand Rietgras. Die nächsten 40 km fuhren wir an einem Kanal entlang (abgeleitet aus der Rhône) und vorbei an Weiden, Kornfeldern und – ja, auch das haben wir gesehen – Reisanbaugebieten, die letztendlich in eine Dünenlandschaft übergehen. Auf halber Strecke empfiehlt sich ein Zwischenstopp bei Marais de Vigueirat, einem wunderbaren Naturpark, der zum Essen und Spazierengehen einlädt. Typisch Camargue, inklusive Sumpf, Wildpferde und Flamingos! Außerdem mit vielen schönen Aussichtspunkten. Hier konnten wir Energie für unsere letzte Strecke nach Port-Saint-Louis-du-Rhône tanken. Dieser Badeort mit Fischerhafen machte deutlich, dass wir bald am Meer sein werden. Als wir dort radelten, landeten wir – weil es keinen Radweg gab – auf einer schmalen Spur der Route Nationale. Doch inzwischen, so wurde uns mitgeteilt, ist auch das letzte Stück des Radwegs ausgebaut.
Meer!
Nach 5 Tagen Radfahren hatten wir unsere Endstation erreicht. Wir wollten jetzt nur noch unsere Füße in den Sand stecken und das Salzwasser des Mittelmeers genießen. Von Port-Saint-Louis sind es noch rund 8 km Durchstrampeln bis zum Meer. Wir haben erfahren, das in der Camargue rund 14 Radwege* ausgebaut wurden, sodass ihr nicht über die ViaRhôna zurückfahren müsst. Ihr könnt beispielsweise die Route 9 nehmen: Der Circuit des flamants roses et du sel führt an Flamingo-Seen, Salzflächen und Weiden mit Pferden und Stieren entlang. Hier sieht man die echte Camargue!
* Die Landkarte mit den 14 Radwegen (9,50 €) bekommt ihr bei den Offices du Tourisme von Arles, Port-Saint-Louis-du-Rhône und Saintes-Marie-de-la-Mer. Inklusive separater Faltkarten.
Gut zu wissen
Wir mieteten E-Bikes beim Radverleih Cycletic in Lyon. Empfehlenswert, wenn ihr in Lyon losfahrt, doch sie bringen die Fahrräder (wie in unserem Fall) auch zum Hotel in der Umgebung und/oder sie holen die Räder (gegen Bezahlung) auch am Zielpunkt wieder ab. Auch entlang der ganzen ViaRhôna gibt es gute Fahrradvermietungen: An 35 Stationen kann man E-Bikes bekommen: Die Mietdauer reicht von einem halben Tag bis zu einer Woche im Zeitraum von Ende April bis Mitte Oktober. Wenn ihr in der Provence Urlaub macht und dort ein paar Tage Rad fahren möchtet, dann ist Sun-Ebike empfehlenswert. Sie haben auch einen Pannenservice, einen Gepäck-Transport und man bekommt Gratis-Fahrradtaschen, wenn man ein Rad mietet.
Bei dieser Radtour lernten wir auch einiges über den Mistral. Der sorgte nämlich auf der ganzen Strecke für Rückenwind. Wir werden also NIEMALS mehr vergessen, dass dieser für diese Region so typische Wind immer aus dem Norden kommt. Das sollte man bei der Wahl der Fahrtrichtung immer im Hinterkopf behalten, denn als Gegenwind ist mit dem Mistral nicht zu spaßen.
Möchtet ihr mehr über die Routen und Etappen der ViaRhôna erfahren, dann schaut mal bei viarhona.com vorbei. Dort findet ihr allerlei praktische Informationen über das Radfahren entlang der Rhône, außerdem noch GPS-Routen zum Herunterladen sowie – praktisch für Familien – eine Übersicht der kinderfreundlichsten Strecken. Inzwischen gibt es auch einen deutschsprachigen Reiseführer mit Routenkarten, den ihr online bestellen könnt.
Erfahrt auch mehr über den ersten Abschnitt unseres Fahrradabenteuers auf der ViaRhôna von Savoyen bis zur Ardèche, bei dem wir unterwegs die verrücktesten Sachen erlebten.
Anmerkung: Möchtet ihr lieber von einem festen Standort aus einen Teil der ViaRhôna abfahren, dann könnt ihr hier unsere Erfahrungen mit Nebenstrecken durch die Ardèche und die Drôme nachlesen.
AUCH INTERESSANT:
Josee und Carole radeln auf der ViaRhôna
Rad Zwischenstopps an der Südliche Rhône
Prima Unterkünfte für Radfahrer entlang der ViaRhôna
Update AUG2019 Text: Josée Schouten/Ulrike Graffberger Bild: Josée Schouten, Carole Gölitz
Keine Reaktionen