Wenn eine Vegetarierin einen Eintopf voller Würste und Fleisch zubereitet, dann können nur zwei Dinge dafür den Impuls gegeben haben: Nostalgie oder Liebe. Für Carole, die aus der Bretagne stammt, waren beide Gründe ausschlaggebend.
Doch lassen wir Carole selbst erzählen: „Alle wundern sich: Ich selbst esse kein Fleisch und dennoch koche ich einen bretonischen Eintopf, in dem die Würste und Fleischstücke nur so herumschwimmen … Der Grund: Ich stamme aus der Bretagne, mein Vater war dort Metzger. Im Winter stand bei uns häufig eine Potée Bretonne auf dem Tisch. Zuerst löffelten wir die Bouillon aus, denn sie füllt den Magen, danach kamen Gemüse und Fleisch an die Reihe. Inzwischen esse ich kein Fleisch mehr, aber die Zubereitung eines bretonischen Eintopfes habe ich nie verlernt.
Mit der Potée Bretonne verbinde ich nicht nur schöne Erinnerungen an meine Kindheit, sondern auch an meine Hochzeit. Nach der standesamtlichen Trauung in der Bretagne gingen wir in mein Lieblingsrestaurant, wo es Potée Bretonne und Crêpes gab. Obwohl mein Treuzeuge Jude ist, hat er ordentlich reingehauen (Juden essen eigentlich kein Schweinefleisch, aber ich werde nichts verraten;-)).
Nun also zurück in meine Küche, wo ich Wirsing und Fleisch ausbreite, um eine Potée Bretonne aus meinem neuen bretonischen Kochbuch zuzubereiten. Macht richtig Spaß, auch wenn ich das Fleisch nicht essen werde. Doch eines weiß ich: Mit dem bretonischen Eintopf kann ich jemanden glücklich machen: meinen Mann. Und tatsächlich! Als er nach Hause kommt, ruft er aus: „Das riecht wie zu Hause!“. Sein Zuhause allerdings ist nicht die Bretagne, sondern Hessen. So schließt sich der Kreis der schönen, duftenden Kindheitserinnerungen …
REZEPT : Potée bretonne – bretonischer Eintopf
Zutaten für 4 Personen:
2 Stücke gepökelter Bauchspeck à 400 g
2 frische Bratwürste
2 geraüchterte Mettwürste
1 geraüchterte Brühwurst
1 Wirsing
3 Zwiebeln
1 Knoblauchzehe
3 Möhren
800 g Kartoffeln
100 g leicht gesalzene Butter (demi-sel)
1 EL Rohrohrzucker
2 Nelken
1 Lorbeerzweig
1 EL Mehl
1 Prise schwarzer Pfeffer
1 Prise grobes Meersalz für das Kochwasser
Zubereitung
Den Wirsing entblättern, den Strunk herausschneiden und besonders dicke Blattrippen entfernen. Die Wirsingblätter unter fließendem Wasser waschen, etwa 2 Minuten in kochendem Salzwasser blanchieren, anschließend in Eiswasser abschrecken und abtropfen lassen.
Zwiebel und Knoblauch schälen und klein schneiden, Möhren schälen und in kleine Stücke schneiden, Kartoffeln schälen, waschen und in mundgerechte Stücke schneiden.
In einem großen Schmortopf die Butter gut erhitzen, bis sie schäumt, den Zucker einrühren. Wenn er geschmolzen ist, den Schinkenspeck zugeben und unter mehrmaligem Wenden goldbraun anbraten. Ein wenig Wasser angießen, sodass der Speck damit bedeckt ist, Zwiebeln, Knoblauch, Nelken und Lorbeer hinzufügen. Sobald das Wasser kocht, die Hitze reduzieren und das Ganze 30 Minuten bei geschlossenem Deckel köcheln lassen. Anschließend Möhren, Wirsing zugeben und alles zusammen weitere 10 Minuten garen lassen, mit Pfeffer würzen.
In einer kleinen Schüssel das Mehl mit ein wenig Wasser anrühren und unter Rühren in den Schmortopf geben, einmal aufkochen lassen.
In der Zwischenzeit sämtliche Würste in einen großen Topf legen, ausreichend Wasser angießen, sodass die Würste in dem Wasser schwimmen. Die Würste 10 Minuten kochen lassen. (Der Fett- und Salzgehalt der Würste mindert sich auf diese Weise).
Die Kartoffeln zu dem Gemüse geben und 15 Minuten mit garen lassen. Schließlich die Würste hinzufügen und ein letztes Mal alles zusammen 15 Minuten köcheln lassen.
Sehr heiß servieren. Bon Appétit!
Das Rezept für die Potée Bretonne stammt aus: Bretonisches Kochbuch, Kommissar Dupins Lieblingsgerichte, herausgegeben von Kiepenheuer&Witsch, 320 Seiten, 29,99 €. Und was isst Kommissar Dupin besonders gerne? Entrecôte, marinierte Schulter vom Salzwiesenlamm, den Fischtopf Cotriade, das Fleischgericht Kig ha farz und das Dessert Far breton (bretonischer Pflaumenkuchen), das auch Carole schon zubereitet hat. Er liebt die grandiose Vielfalt der bretonischen Küche. Das Amiral in Concarneau ist sein Stammrestaurant. Hier beginnt und beendet der Kommissar für gewöhnlich seine Arbeitstage.
Text: Carole Gölitz, Ulrike Grafberger, Fotos: Carole Gölitz
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