Während ihrer Drôme-Radtour durch das Isère-Tal kamen Josee und Carole auch nach Romans-sur-Isère. Der Ort erwies sich als idealer Zwischenstopp auf dem Weg in den Süden. Und es gibt dort so viel zu sehen, dass man sogar noch einen weiteren Tag einplanen sollte.
Wir sind schon ein paar Stunden unterwegs. Von Saint-Nazaire-en-Royans aus folgten wir den Wegweisern der Véloroute Voie Verte Vallée de l’Isère, einer gut ausgeschilderten Radroute mit einer Gesamtlänge von 42 Kilometern, die größtenteils am Fluss Isère entlang führt und Tain l’Hermitage als Ziel hat. Wie bei allen unseren Touren gilt auch diesmal der Grundsatz: Der Weg ist das Ziel. Und so erreichen wir gutgelaunt zur Kaffeezeit Romans-sur-Isère. Ein sehr hübsches Städtchen mit rund 33.000 Einwohnern und einer schönen Altstadt, das im Laufe seiner Geschichte zwei Blütezeiten erlebte: Die erste im Mittelalter, als sich hier Tuchhändler niederließen und monumentale Herrenhäuser errichteten, die noch heute das Stadtbild prägen.
Die zweite Blütezeit brachte das 19. Jahrhundert mit sich, als Romans als die Schuhstadt Frankreichs zu Ruhm und Reichtum gelangte. Auch an diese glorreiche Zeit wird man überall erinnert. Wir begeben uns also auf Schusters Rappen und erkunden die Stadt.
Musée de la Chaussure
Fangen wir mit dem Musée de la Chaussure an, das sich in einem geschmackvoll restaurierten Kloster aus dem 17. Jahrhundert angesiedelt hat. Zu dem denkmalgeschützten Haus gehört ein prachtvoller Garten; auch das Schuhmuseum überrascht durch eine großzügige, übersichtliche und interessante Aufteilung. Wir zwei Frauen waren natürlich überglücklich, als wir schon im ersten Raum unsere Füße in echte Museumstücke stecken durften. Eine große Kollektion an Schuhklassikern berühmter Modeschöpfer steht dort herum und lädt zum Probieren ein. Für jeden Schuhfetischisten ein einmaliges Erlebnis!
Pantoletten und Babouches
Mit Audioguides (empfehlenswert!) ausgestattet, durchwandern wir die Geschichte des Schuhs im Laufe der Jahrhunderte. Uns begegnen Mokassins aus dem Osmanischen Reich, Pantoletten und Stiefel aus der Epoche des Sonnenkönigs, Geisha-Sandalen aus Japan, arabische Babouches … und sogar Siebenmeilenstiefel – ja, die gibt es wirklich! Sie wurden extra angefertigt, um Reitern mehr Stabilität zu bieten (sie wurden unter dem Sattel festgemacht), wenn sie auf dem Rücken eines Pferdes in den Kampf zogen. Das Märchen vom Kleinen Däumling und dem Siebenmeilenstiefel ist also nicht komplett aus den Fingern gesogen.
Charles Jourdan: lokaler Held
Besondere Aufmerksamkeit wird der lokalen Berühmtheit Charles Jourdan geschenkt. Dieser bekannte, französische Schuhdesigner aus Romans wirbelte in den Sechzigern die Modewelt auf und arbeitete sogar mit Dior zusammen. Die letzten Museumsräume sind sehr ausgefallenen Tretern des 21. Jahrhunderts gewidmet: Schuhe und Stiefel, die besonders klassisch, frivol, modern und extravagant sind wie Sushi-Schuhe, Fischschuhe und Just-married-Schuhwerk!
Übrigens ist nur noch ein einziger Schuhdesigner in Romans übriggeblieben: Robert Clergerie. Doch der ist überaus erfolgreich und zählt Michelle Obama und Carla Bruni zu seinen Kundinnen.
Vom Schuh zum Shopping: Marques Avenue
Auch wenn bei der Schuhindustrie von Romans-sur-Isère im 20. Jahrhundert das Licht ausging, so kommen Modefans noch heute allzu gerne ins Fashion Outlet Center am Stadtrand. Marques Avenue ist ein modernes und attraktives Einkaufszentrum, in dem die Kollektionen von 150 nationalen und internationalen Marken mit Rabatt verkauft werden. Ihr könnt hier durch Boutiquen von renommierten Mode- und Sportmarken, aber auch durch Geschäfte mit qualitativ hochwertigen Haus-, Garten- und Küchenprodukten bummeln.
Uns jedoch ruft wieder der Radweg. Aber wer mit dem Auto Richtung Süden unterwegs ist, der sollte Romans als interessanten Zwischenstopp mit Abstecher zum Fashion Outlet unbedingt im Hinterkopf bewahren.
Lokale Delikatessen: Pogne und Raviole
Trotz all dieser Schuh- und Mode-Verlockungen geht unsere Liebe für Romans vor allem durch den Magen. Die Stadt ist die Heimat von Pogne de Romans, einem runden Hefegebäck, dessen Aroma durch Orangenblütenessenz und Rum verfeinert wurde. Oftmals werden diese Brioches auch noch mit bunten Zuckerstreuseln verziert. Wir legen eine Pause bei Pascalis ein, welcher als der Pogne-Spezialist gilt, um unsere Radtaschen mit diversen Varianten dieser süßen Köstlichkeit zu füllen. Später freuen wir uns wie verrückt über diesen wohlschmeckenden Reiseproviant!
Raviole de Royans
Doch es gibt noch eine weitere lokale Spezialität – und für die radeln wir extra zur Bar à Vin, die auf einem kleinen Platz im Zentrum zu finden ist. Lasst euch von dem simpel klingenden Namen der Bar nicht täuschen: Dies ist ein hervorragendes Restaurant, das mittags die traditionellen Raviole von Romans serviert! Natürlich müssen wir sofort an die italienischen Ravioli denken … und tatsächlich besteht äußerst viel Ähnlichkeit! Die mit Käse gefüllten Teigtaschen sind jedoch kleiner als ihre italienischen Namenvettern. Und vor dem Kochen sehen sie wie eine große Schokoladentafel aus, weil sie aneinander kleben. In den Geschäften der Stadt erhaltet ihr die Raviole in 3 Tafeln mit jeweils 48 Stücken (une grosse). Ansonsten sind die Raviole schnell zubereitet: etwas Öl und geraspelten Käse (Comté oder Beaufort) hinzufügen und fertig! Schmeckt klasse als Hauptgericht oder – in einer kleineren Portion – als Vorspeise.
Insidertipp-Hotel: L’Orée du Parc
Radelnd kommen wir an einem stattlichen Herrenhaus vorbei, das ein Hotel zu sein scheint. Das müssen wir uns ansehen! Drinnen werden wir von Sylvain und Bénédicte, die das kleine Viersternehotel seit Jahren leiten, herzlich begrüßt. In dem Haus aus dem frühen 20. Jahrhundert wohnte früher eine Familie; heute beherbergt es 10 komfortable Gästezimmer, die alle in einem anderen, modernen Stil gehalten sind. Nette Idee: Schreibtisch und Kleiderschranktüren sind mit witzigen Trompe-l’oeils versehen. Im Erdgeschoss gibt es einen stilvollen Salon mit einem Piano sowie einen schönen Frühstücksraum mit Blick in den großen Garten, der mit einem Pool sowie vielen Sitzplätzen im Grünen lockt.
Gut zu wissen: Das Hotel L’Orée du Parc verfügt über einen eigenen Parkplatz sowie über einen Fahrradraum, weshalb das Hotel ideal für einen Zwischenstopp in Romans ist. In 2019 kommen übrigens noch weitere Zimmer in einem Nebengebäude hinzu. Auch diese werden wieder modern eingerichtet sein, doch mit einem deutlich französischen Touch. Wir sind schon gespannt!
Möchtet ihr mehr über unsere Vallée de l’Isère-Radtour und/oder über die ViaRhôna erfahren? TIPP: Lest hier die Reportage über unsere Radtour auf der Véloroute Vallée de l’Isère. Weitere Informationen über das Reiseziel oder Fahrradtouren findet ihr auf der Website von Drôme Tourisme. Vor Ort in Romans liegt das Office de Tourisme direkt neben Marques Avenue.
Adressen aus diesem Artikel
Musée International de la Chaussure Ob Groß oder Klein – dieses Museum ist wirklich einen Besuch wert! Dank des Audioguides erfahrt ihr viele nette Anekdoten rund um die Schuhe und ihre Trägerinnen. Plant ungefähr 1,5 Stunden für den Rundgang durch alle Museumsräume ein. Vielleicht auch eine halbe Stunde extra, falls ihr – so wie wir – alle Schuhe anprobieren möchtet. J
Geöffnet von Dienstag bis Samstag von 10.00 bis 17.00 Uhr, am Sonntag von 14.30 bis 18.00 Uhr, Eintritt 6 € Erw., Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre gratis.
Marques Avenue Outlet-Zentrum mit 150 verschiedenen französischen und internationalen Marken wie Maje, Armor Lux, Repetto, Aigle, Fusalp, Yves Delorme, The Kooples, Claudie Pierlot, UJA, Bensiomon, Le coq sportif, American Vintage, Desigual und Essential. 60, Avenue Gambetta. Tipp: Sehr gut zu Mittag essen könnt ihr bei La Villa Margot, gegenüber von Marques Avenue.
Boulangerie Pascalis Diese Bäckerei hat sich auf Pognes spezialisiert, eine süßes, in der Region sehr beliebtes Gebäck. 1, Avenue Victor Hugo (montags geschlossen).
Le Bar à Vin Schönes Lokal fürs Mittagessen, in dem ihr die berühmten Ravioles de Romans serviert bekommt. 13, Place Jules Nadi
Hôtel l’Orée du Parc**** Prima Hotel in einem früheren Familien-Wohnsitz mit großem Garten und Schwimmbad. Wegen der Garage ideal als Zwischenstopp während der Radtour. 6, Avenue Gambetta, Doppelzimmer ab 91 €, Frühstück 13 €.
Boutique des Musée de la Chaussure
AUCH INTERESSANT:
Unsere Reportage: Veloroute Vallée de l’Isère
ViaRhôna: mit dem Rad von der Drôme zum Mittelmeer
La DolceVia: herrliche Radstrecke durch die Ardèche
Text: Josee Schouten, Fotos: Josee Schouten, Carole Gölitz und Lionel Pascale/CRT Drome (die ersten zwei Fotos).
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