Schräg, eigenartig oder einfach nur zum Brüllen: Solche komischen Aussagen können dir in Frankreich unterkommen. Was die Franzosen wohl damit meinen, wenn es heißt, dass man nicht nur Eiswürfel lutschen will? Oder dass man die Oma nicht in die Brennnesseln schubsen soll?
1. Il n’y a pas la lumière à tous les étages
„Kein Licht auf allen Etagen“ ist die nette Verklausulierung für „bei dem / der ist wohl eine Schraube locker“. Gleiches Thema: Il a une araignée au plafond (der hat eine Spinne an der Decke), womit die Franzosen ausdrücken, dass jemand irgendwie ein Rad abhat.
2. Va te faire cuire un oeuf
„Lass dir ein Ei kochen“, sagt der mürrische Franzose, der einfach nur in Ruhe gelassen werden will. Das klingt nicht unbedingt höflich, aber noch lange nicht so vulgär wie der französisch-kanadische Ausdruck Va péter dans les fleurs (geh in die Blumen furzen).
3. Chaud(e) comme une baraque à frites
„Heiß wie eine Pommesbude“: Dieser leicht ordinäre Ausdruck dürfte aus Nordfrankreich stammen und wird vor allem im sexuellen Zusammenhang gebraucht, genau wie chaud(e) comme la braise („heiß wie die Glut“). Junge Franzosen benutzen ihn aber auch, um ihre Begeisterung für ein Vorhaben auszudrücken. Frage: „Ça te dit de venir à la plage avec nous?“ Antwort: „Ah oui, je suis chaud comme la braise!“ (Hast du Lust, mit an den Strand zu gehen? Ja, da hab ich Bock drauf!)
4. Être tendu(e) comme un string
„(An)gespannt sein wie ein String“, ist das nicht sehr bildhaft? Zum Beispiel in: „J’ai tellement de travail, je suis tendu comme un string.“ (Ich habe so viel Arbeit, ich bin voll im Stress). Dieser Ausdruck ist im französischen Alltag immer öfter zu hören und hat es sogar in den Petit Robert 2016 geschafft. Ganz ähnlich ist Craquer son slip (vor Stress aus der Unterhose platzen).
5. Ça ne casse pas trois pattes à un canard
Wie bitte? „Das bricht einer Ente keine drei Beine“? Mit dieser komischen Redewendung drückt man aus, dass etwas nichts Besonderes oder nicht gerade berauschend ist.
6. Pisser dans un violon
Klingt ziemlich unsinnig, und das ist es auch: „In eine Geige pissen“ bedeutet, dass etwas absolut keinen Sinn hat und man es besser lassen sollte. Autant pisser dans un violon… (da könnte ich genauso gut in eine Geige pissen).
7. Il ne faut pas pousser mémé dans les orties
Ganz schön gemein: „Man soll die Oma nicht in die Brennnesseln schubsen.“ Das heißt, dass man es nicht übertreiben und lieber die Kirche im Dorf lassen soll.
8. Quand les poules auront des dents
Sagt ein Franzose, er werde etwas tun, „wenn die Hühner Zähne haben“, kann man sich auf langes Warten einstellen. Nämlich so lange, bis Ostern und Pfingsten auf einen Tag fallen oder bis die Hölle zufriert. Es wird also nie passieren.
9. Se prendre un râteau
In Frankreich holt man sich keinen Korb, sondern „kriegt eine Harke ab“. Klar, das tut weh. Was man in diesem Zusammenhang auch oft hört, ist Poser un lapin à quelqu’un (jemandem ein Kaninchen vorsetzen). Das bedeutet schlicht und ergreifend, dass man jemandem beim Rendezvous versetzt. Dazu gibt es einen lustigen Sketch der Kabarettistin Muriel Robin (leider nicht untertitelt), die sich fragt, wie dieser Ausdruck wohl entstanden ist, und vor allem, wie man ihn praktisch umsetzt.
10. Aller faire téter les puces
Dieses sprachliche Juwel scheint aus Languedoc-Roussillon zu stammen. „Die Flöhe säugen gehen“ ist die eher unappetitliche Ankündigung, dass man sich zu Bett begibt. „Bonne nuit tout le monde, c’est l’heure d’aller faire téter les puces!“.
11. En faire tout un fromage
Wenn jemand aus einer kleinen Sache ein Riesendrama macht, macht er oder sie in Frankreich „einen ganzen Käse draus“.
12. Être con comme un balai
„Blöd wie ein Besen“ nennt der Franzose unumwunden einen Zeitgenossen, den er dumm, ungeschickt oder bescheuert findet.
13. On n’est pas là pour sucer des glaçons
Die Gläser sind leer, aber die Gäste haben noch Durst. „Wir sind nicht hier, um Eiswürfel zu lutschen“ könnte dann die witzige Beschwerde an den Gastgeber oder die Gastgeberin lauten. Bekannt ist auch der Ausdruck Il / elle ne suce pas que des glaçons (er / sie lutscht nicht nur Eiswürfel, d.h. jemand säuft wie ein Loch).
14. Retourner à la mine
Mit ihren relativ vielen Urlaubstagen haben die Franzosen eigentlich keinen Grund zu klagen, trotzdem kann man den Angestellten oder Beamten Ende August seufzen hören „Pfff, il faut retourner à la mine…“ („Wir müssen wieder ins Bergwerk“). Dasselbe ist gemeint mit Retourner au charbon (zurück in den Kohleschacht).=
15. On ne t’a pas sonné
„Wir haben nicht nach dir geklingelt“ ist die französische Version der schroffen Zurechtweisung „Dich hat keiner gefragt“ (also misch dich nicht ein). Dieselbe Bedeutung hat Est-ce que je te demande si ta grand-mère fait du vélo? (Hab ich dich etwa gefragt, ob deine Oma Rad fahren kann?). Bei so einer gnadenlosen Abfuhr bleibt einem jede Antwort im Hals stecken…
Text: Nicky Bouwmeester – frankrijk.nl | Tom Seidel
Bilder aus der französischen Filmkomödie Camping (2006) mit Franck Dubosc sowie ein Foto von „Il ne faut pas pousser mémé dans les orties“, einem temporären Kunstwerk auf dem Gartenfestival von Chaumont-sur-Loire im Jahr 2010, Schöpfer: Arno Denis, Pauline Robiliard en Xavier Coquelet. Linksoben: CC/Thor (Cannes).
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