1. Das Recht, zum Mittagessen ein Glas Wein zu trinken
Der Alkoholkonsum in Frankreich mag zwar seit den 1960er-Jahren* stark gesunken sein, doch das Gläschen Wein während der Mittagspause bleibt heilig. Auf den Vorschlag, ein neues Anti-Alkoholgesetz einzuführen, entgegnete Emmanuel Macron, er würde selbst ‘midi et soir‘ (mittags und abends) Wein trinken. Sein Vorgänger Hollande ließ es vor 2 Jahren sogar zu einem politischen Eklat kommen. Als sein iranischer Amtsgenosse forderte, dass während des Staatsempfangs im Elysée kein Wein zum Mittagessen gereicht werden sollte, sagte Hollande das komplette Treffen ab. Pas de vin, pas de repas (kein Wein, kein Mittagessen).
2. Bonjour sagen
Auch die Begrüßung mit Bonjour ist in Frankreich eine seriöse Angelegenheit, wie es so manche Urlauber sicherlich bemerkt haben. Wer dieses wichtige Wort bei einer Begegnung nicht in den Mund nimmt, kann sich danach ordentlich anstrengen, um dem Gegenüber noch ein Lächeln zu entlocken. Gute Umgangsformen sind in Frankreich nun einmal wichtig, und Bonjour ist das „Sesam-öffne-dich“ jeder Unterhaltung. Ein Restaurantbesitzer an der Côte d’Azur belohnte höfliches Verhalten sogar mit Preisnachlässen: Je höflicher der Gast, desto günstiger der Kaffee (siehe Foto unten).
Übrigens: Wenn die französische Konversation so beginnt, wie es sich gehört**, dann ist während des Gesprächs mehr erlaubt, als man denkt.
3. Bitte keine Scherze über Frankreich!
Die Franzosen beschweren sich gerne über ihr eigenes Land. Zudem kritisieren sie oft das Verhalten ihrer Landsleute, wenn sie in anderen Ländern den Urlaub verbringen (eigensinnig, arrogant). Außerdem haben es die Nationalmannschaften nicht leicht, sofern sie mal eine Schlappe einstecken müssen … Aber vorsichtig! Dieses Recht ist nur den Franzosen vorbehalten. Kritik von Ausländern kann einer Konversation einen leicht grimmigen Tonfall verleihen. Auch dann, wenn die Franzosen (heimlich) gleicher Meinung sind.
4. Gutes Baguette – oder gar nichts
Nicht alles war früher besser: Die Qualität des Baguettes hat seit den 1960er-Jahren deutlich zugenommen. In den Nachkriegsjahren wurde das Baguette schrittweise maschineller hergestellt. Doch in den Achtzigern kam ein Revival des guten alten Brotes, dessen Teig man lange ruhen ließ und der keine chemischen Zusatzstoffe enthielt. Seit 1993 gibt es sogar offizielle Richtlinien für die Herstellung eines baguette de tradition. Außerdem wurde der Vorschlag gemacht, das Baguette in die Weltkulturerbe-Liste der UNESCO als wichtiges Symbol für die französische Kultur mit aufzunehmen.
5. Kein Gepansche mit hochwertigen, französischen Weinen
Qualitäts-Baguette ist den Franzosen also wichtig, aber auch mit französischen Weinen sollte man keinen Unfug treiben. Man trinkt sie mit der entsprechenden Ehrerbietung – was wiederum zu Problemen mit steinreichen Russen führen kann, die sich gerne sündhaft teure Weine einverleiben. Dazu eine nette Geschichte aus dem dekadenten Skiort Courchevel: Dort warf ein französischer Restaurantbesitzer ein russisches Pärchen hochkantig hinaus, weil sie einen Glühwein, hergestellt aus Pétrus, forderten. Für diesen Bordeaux legt man schlappe 4.000 Euro pro Flasche auf den Tisch! Ebenfalls eine „Sünde“: einen kir aus einer guten Flasche Chablis herstellen oder den Top-Wein, den der französische Nachbar mitbrachte, in die Sangria kippen … Behauptet also nicht, wir hätten euch nicht gewarnt!
Text: Nicky Bouwmeester(frankrijk.nl)/Ulrike Grafberger, Fotos:CC/Julian Walker (Terrasse), CC/Andreas-Kusumahadi (Baguette). Foto oben: François Cluzet aus dem Film Les Petits Mouchoirs, von dem es bald einen zweiten Teil geben wird!
* In 1965 tranken die Franzosen noch 160 Liter Wein p.P./Jahr, heute weniger als 50 Liter p.P./Jahr. ** Vollständig heißt es natürlich Bonjour Madame/Monsieur.
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Französische Baguette-Etikette
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