In den Listen der französischen Städte, in denen man gut leben kann, nimmt Angers regelmäßig den ersten Platz ein. Liegt das vielleicht daran, dass Angers vor Kurzem den Titel der grünsten Stadt Frankreichs erhielt? Oder ist der Grund darin zu suchen, dass der Ort so dynamisch, überraschend und vielseitig ist? Mich zog es auf jeden Fall wieder zurück in die Stadt in Les Pays de la Loire, in der ich meinen Master im Tourismusbereich absolvierte. Seit der Beendigung meines Studiums war ich nicht mehr dort. Hoppla, das ist bereits 20 Jahre her … wie die Zeit vergeht!
Und doch fühlt es sich bei meiner Ankunft so an, als ob ich niemals weg gewesen wäre. Gegenüber meinem Hotel, 21 Foch, liegt das Fitnessstudio, in dem ich früher viele Stunden verbrachte. Ich kann es kaum aushalten, um meinen Koffer im Hotel zu deponieren und in die Stadt zu gehen. Das Wetter ist perfekt: Man nennt es das milde Klima der Anjou-Region, und da ist etwas Wahres dran!
Auch wenn es schon November ist – auf den Terrassen der Cafés tummeln sich die Studenten. J’adore! Sofort werden wieder schöne Erinnerungen wach. Die Innenstadt von Angers hat sich nicht groß verändert. Oder doch … Obwohl es inzwischen eine Straßenbahn und einen neuen Bahnhof gibt, sieht man hier unglaublich viele Fahrräder und Radwege! Und es gibt noch immer so viele Geschäfte, Bars, Restaurants und andere schöne Adressen, vermutlich noch mehr als früher. Fangen wir mit Shopping an!
Shoppen im Zentrum von Angers
Rue Saint-Aubin, die längste Einkaufsstraße von Angers, ist seit 40 Jahren Fußgängerzone. Ihr findet dort viele Kindermodengeschäfte wie Catimini, Sergeant Major, Jacadi und Kickers. Für die Erwachsenen gibt es Saint-James, Armor Lux, Burton, Jules, Benetton, On Parle de Vous und die Lingerie von Darjeeling. In dieser Straße haben sich auch viele Schmuck- und Taschenläden niedergelassen wie Renoir Maroquinerie (seit 1881) und Paul Marius für Vintage-Fans.
Meine 2 Lieblingsgeschäfte in dieser Straße sind La Petite Marchande (Einrichtungs-Accessoires, Gadgets, lustige Sachen – eine echte Ali-Baba-Höhle!) und das Kartengeschäft Caractères et Compagnie. Leckermäuler sollten den Schokoladenshop und den Teesalon von Anne-Françoise Benoit aufsuchen … ich habe die caramandes genossen (Schokolade, Mandeln, Karamell aus beurre salé)! Die Patisserie von Laurent Petit ist ebenfalls ein Traum! Er ist der Erfinder der Tuff’line: kandiertes Himbeergelee, umhüllt von Marshmallows und weißer Schokolade, sodass es wie tuffeau aussieht, der fürs Loire-Tal typische weiße Tuffstein.
Auf der Place Sainte-Croix stehen eine Kathedrale, ein Karussell und ein prachtvolles Fachwerkhaus, die Maison des Artisans, in der diverse Handwerker ihren Arbeitsplatz haben. Rechterhand geht es weiter in die Rue Chaperonnière, in der ich euch das Modegeschäft von Nice Things, einer spanischen Bekleidungsmarke, sowie den wirklich hübschen Teeladen Et le Temps s’est Art et Thé empfehlen kann. In der Verlängerung dieser Straße stoßt ihr auf den Gadget-Shop La Chaise Longue und den Bäcker Allard, bei dem ihr die regionale Delikatesse Le Sully, einen unwiderstehlichen Himbeerkuchen, probieren könnt. Hier seid ihr schon ganz in der Nähe der Place du Ralliement, im Herzen von Angers. Mit den Theatern, Brunnen und Terrassen der Restaurants und Cafés sowie dem Kaufhaus Galeries Lafayette ist dies der Treffpunkt in der Stadt.
Gegenüber dem Platz liegt die Rue Lenepveu mit bekannten Geschäften wie FNAC, Comptoir des Cotonniers, Zara, Kookaï, Mango, Sephora, Super Dry und Kusmi Tea. Nicht verpassen: Das Hôtel Particulier von Pincé, am Anfang der Straße gelegen, ist ein schönes Herrenhaus im Renaissancestil, in dem sich ein Museum angesiedelt hat.
Links geht es weiter in die Rue des Poeliers. Das ist eine meiner Lieblingsstraßen in Angers, weil es dort den perfekten Mix aus Bars, Restaurants und kleinen Modeboutiquen (BA&SH, Chat chat chat, IKKS, Des Petits Hauts, Sienna Si, Bensimon), Wohn-Accessoires (Carré Blanc, Culinarion Cuisine, Thés Etienne) sowie den herrlichen Schmuckladen Les P’tites Cailles gibt.
Danach könnt ihr in die Rue Saint Laud einbiegen, in der sich die Diskothek und der Konzertsaal Le Boléro befinden (schaut nach oben, die Häuserfassade ist fantastisch). Wie viele Abende habe ich hier als Studentin verbracht! Eine Tür weiter stoßt ihr auf Les 400 coups, ein Kino, das für seine vielen Festivals und Kultfilme bekannt ist. In der Rue Saint-Laud entdeckte ich auch ein fantastisches Geschäft mit einer großen Auswahl an lokalen und internationalen Biersorten: Le Craft Beer Shop. Der Ladenbesitzer erzählt mit einer solchen Leidenschaft von seinen Bieren, dass ich – die niemals Bier trinkt – sofort probieren wollte.
Köstlich essen in Angers: Regionalmarkt und Restaurants
Esst ihr gerne lokale Qualitätsprodukte, schaut dann am Mittwoch- oder Samstagmorgen auf dem Marché Lafayette im Bahnhofsviertel vorbei. Die bunten Marktstände, das Geplauder, die Frische und Vielfalt der angebotenen Ware ist einfach klasse. Die besten Chefköche der Region kaufen hier am frühen Morgen ein.
So macht es auch der Chef des d’Autour d’un Cep, wo ich mich mit einem früheren Studienfreund getroffen habe, der inzwischen beim Office du Tourisme arbeitet. Noch eine Überraschung: Das Restaurant gehört Anne-Laure, einer früheren Kollegin von mir aus Atout France-Zeiten. Sie spricht perfekt Englisch und kann euch bestens bezüglich der großen Auswahl an regionalen Weinen beraten. Hier isst man nicht nur sehr gut, sondern man bekommt auch frische Produkte der Region serviert.
Früher zog es mich nicht so oft ins Doutre-Viertel am gegenüberliegenden Maine-Ufer, doch heute hat sich dies zu einem wirklich schönen Stadtviertel entwickelt! Der kleine Hafen La Savatte strahlt mit seinen Bars und Restaurants eine typische, gemütliche guingette-Atmosphäre aus. Empfehlenswert sind La Cale, Bistrot des Carmes und La descente de la marine. Hier stehen auch Fachwerkhäuser, die Abtei Ronceray und das Musée Jean Lurçat, ansässig im Hôpital de Saint-Jean aus dem 12. Jh. Ich war schon immer ein großer der Wandteppiche dieses zeitgenössischen Künstlers.
Und noch ein Must-do in diesem Viertel: Vor 10 Jahr errichtete die Stadt Angers hier Le Quai, ein Kulturzentrum mit Theater und einer genialen Dachterrasse mit dem schönen Restaurant La Réserve. Ein echter Insider-Tipp! Ich hatte das Glück, dort einen traumhaften Sonnenuntergang genießen zu dürfen, und nach dem Essen beleuchtete der Vollmond wie ein Riesen-Scheinwerfer die historischen Gebäude der Stadt. Ein Traum! Man kam sich vor wie auf einer hippen Dachterrasse in Südfrankreich. Merkt euch diesen Ort vor – für ein Abendessen oder ein Glas Wein aus der Region, z.B. einen Savennières.
Kunst und Geschichte
Kulturfans kommen in der Hauptstadt des Anjou ebenfalls auf ihre Kosten. Das Château d’Angers mit seinen 17 stattlichen Türmen thront über der Stadt. Habt ihre keine Zeit, euch das Schloss von innen anzusehen, so spaziert zumindest durch die douves (den früheren Schlossgraben). An dessen Ende habt ihr einen tollen Panoramablick über das rechte Ufer der Maine. Falls ihr noch Lust habt, schaut euch dann die Schlossgärten an, zu denen auch Weinberge gehören. Im Schloss gibt es ein einzigartiges Meisterwerk: einen 100 Meter langen Wandteppich der Apokalypse aus dem 14. Jh. Bucht euer Ticket online, um Zeit zu sparen.
Beim schicken Musée des Beaux-Arts von Angers könnt ihr das bekannte Kunstwerk Snake Trees von Niki de Saint Phalle bewundern, das nach einer Restaurierung im Jahr 2017 wieder vor dem Museum steht. Wollt ihr noch mehr sehen, aber nicht ganz so viel ausgeben, dann ist der Angers City Pass eine gute Idee.
Fazit: Seid ihr auf der Autobahn A11 oder A87 unterwegs, dann lohnt sich auf jeden Fall ein Abstecher nach Angers! Übrigens ist Angers die Partnerstadt von Osnabrück in Deutschland und von Haarlem in Holland, wo Carole heute wohnt und sie sich auch super wohl fühlt. Welch ein Zufall!
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Grüsse aus Le Mans und Angers
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Text und Fotos : Carole Gölitz
Cristel -
Ein wunderbarer Bericht der mir sehr hilft mich zu entscheiden in Elche französische Stadt ich ziehen werde… hatte mir vorher Rouen ausgeguckt, aber ich glaube Angers hat das kleine bisschen mehr zu bieten.. Herzlichen Dank fuer diesen schönen und informativen Beitrag!