Um 1900 gab es in Paris rund 250 Bouillons: große Restaurants, in denen bezahlbare Bistrogerichte für die Mittelschicht serviert wurden. Heute sind nur noch wenige dieser Restaurants aus der Belle Epoque übrig geblieben. Doch es scheint fast so, als ob mit dem neuen Bouillon Pigalle der Boom zurückkehrt.
Bouillon Pigalle geht auf eine Initiative der Gastronomen Pierre und Guillaume Moussié zurück. Die zwei Brüder riefen bereits Hôtel Providence, Bistro Chez Jeannette und Brasserie Barbès ins Leben: hippe Adressen in Paris, die sich mit einem Augenzwinkern an der Vergangenheit orientieren. Die neueste Gastronomieeinrichtung der Brüder Moussié befindet sich im Szeneviertel Pigalle zu Füßen des Montmartre. Pigalle, bekannt als Rotlichtviertel von Paris, lockt mit vielen bekannten Konzertsälen (La Cigale, Elysées-Montmartre) und trendy Cocktailbars.
Großartiges Essen zum kleinen Preis
So wie bei Chartier – dem bekanntesten, noch bestehenden Bouillon-Lokal aus der Belle Epoque – könnt ihr auch bei Bouillon Pigalle nicht reservieren. Wer zum Mittagessen kommen möchte: Wartet am besten draußen, bis um 12 Uhr die Türen aufgehen, sodass ihr gleich einen Platz erwischt. Am Abend dagegen werdet ihr euch höchstwahrscheinlich in die Warteschlange einreihen müssen. Doch die Mühe lohnt sich, denn Bouillon Pigalle macht seinem Namen alle Ehre: feines Essen zum feinen Preis.
Oeuf mayonnaise oder Steak tartare
Was haltet ihr von diesen Klassikern: hartgekochte Eier mit Mayonnaise (1,90 €) oder Hering-Kartoffelsalat (4,50 €) als Vorgericht? Als Hauptspeise dann blanquette de veau (10,50 €) oder tartare de bœuf mit Pommes (10,50 €). Eine Nachspeise muss natürlich auch noch sein. Auf der Speisekarte stehen z.B. éclair au chocolat (2,90 €) und ein riesiges chou chantilly (Sahne-Windbeutel für 2,90 €).
Rote Sofas und Kugellampen
Die Einrichtung ist typisch für ein klassisches Bistro im Stil des 21. Jahrhunderts: bordeauxrote Sofas, helles Holz und helle Farben. Auch das sehr freundliche Personal verdient Lob. Die Küche arbeitet wie am Schnürchen: Die Gerichte werden schnell (aber nicht hastig) serviert. Wir finden, die Gebrüder Moussié sollten ruhig noch ein paar weitere Bouillons in Paris eröffnen.
Weitere Infos: Bouillon Pigalle, 22 boulevard de Clichy, 18e arron. Paris
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Text und Fotos: Ronald de Nijs
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