Während dem Urlaub an der Küste der Languedoc-Camargue solltet ihr auch unbedingt die Lagune Étang de Thau und die Stadt Sète besuchen. Dieser schöne Hafenort hat viele Gesichter, wie Josee en Daniëlle bei ihrem Besuch feststellten. Hier berichten sie von ihren Eindrücken.
Sète ist eine Stadt mit Grandeur und einer Vielzahl von Kanälen, was ihr den Beinamen das „Venedig des Languedoc“ einbrachte. Erbaut wurde sie ursprünglich auf sieben, von Wasser umringten Sandhügeln. Das war vor rund 350 Jahren, als der Sonnenkönig Ludwig XIV. mit dem Bau des Canal du Midi eine sichere(re) Handelsroute vom Ozean zum Mittelmeer errichten wollte. Direkt am Mittelmeer sollte ein Hafen entstehen: Sète, gelegen auf einem vorgelagerten Küstenabschnitt zwischen dem Meer und dem Étang de Thau.
Reich an Kultur und Architektur
Handel und Fischerei verhalfen der Stadt zu einer Blütezeit. Entlang des Kais sind Prachtbauten und Lagerhäuser Zeugen dieser Zeit. Das gutbetuchte Bürgertum umgab sich gerne mit Kunst und Vergnügungen. Alle diese Faktoren prägen noch heute das Stadtbild und die Atmosphäre der Stadt und machen Sète zu einer Kulturstadt par excellence an der Küste der Languedoc-Camargue. Es gibt mehrere Museen und Theater (darunter das prächtige Molière-Theater). Die Stadt ist bekannt für ihre zahlreichen Festivals (vor allem Jazz und Film) sowie Schauplatz zahlreicher Filme und Fernsehserien, darunter die in Frankreich sehr populäre Serie Demain nous appartient.
Sète als Freiluftmuseum: MaCO
Sète kennt auch eine fantastische Street-Art-Szene (siehe „Viertel“). Jedes Jahr werden Künstler im Rahmen des K-Live-Festivals eingeladen, um Mauern mit neuen Kunstwerken zu zieren. Ihr könnt die Route des „MaCO“ (Musee à Ciel Ouverte) zu Fuß zurücklegen: die Karte mit den Street-Art-Kunstwerken ist im Office du Tourisme erhältlich. Zusätzlich werden Führungen angeboten.
Festivals: Escale à Sète und Les Fêtes de Saint-Louis
Escale à Sète
Vom 12. bis zum 18. April 2022 findet nach 4 Jahren endlich wieder das große maritime Kultur-Festival Escale à Sète statt. Bei diesem Spektakel werden rund 120 prestigeträchtige Traditionssegelschiffe im Hafen und an den Kaimauern des Canal Grande anlegen. Weiterhin wird anlässlich des 500. Jubiläums der Weltumsegelung des berühmten portugiesischen Seefahrers Magellan eines der fünf Schiffe seiner Flotte im April in Sète rekonstruiert. Rund um diesen großen maritimen Event wird es natürlich auch ein vielfältiges Programm auf der Promenade geben – mit Musik, Verkostungen, maritimen Handwerkskünsten und noch viel mehr. Weitere Infos: escaleasete.com oder schaut euch schon mal das Video an!
Les Fêtes de Saint-Louis sind das Sommer-Highlight von Sète: ein einziges großes kulturelles, musikalisches, kulinarisches und vor allem sportliches Ereignis, bei dem sich alles um les joutes, das Fischerstechen auf dem Canal Royal mitten im Stadtzentrum dreht. Ein lokaler Wettkampf der Titanen, bei dem jedes Dorf der Umgebung sein bestes Boot und seine besten Männer einsetzt. Dieses Jahr findet der Event vom 18. bis zum 23. August 2022 statt.
Außergewöhnliche Stadtviertel in Sète
La Marine
La Marine ist vermutlich das bekannteste Viertel von Sète. Hier befinden sich der alte Hafen und die Uferpromenade Quai Maximim Licciardi mit zahlreichen Restaurants und Cafés. Sehr wahrscheinlich, dass der Fisch auf eurem Teller am gleichen Tag gefangen wurde, denn am Ende des Kais wird jeden Mittag Fisch versteigert. Ein beeindruckendes Schauspiel, schon allein wegen der Menge der Meerestiere, denn Sète ist der zweitgrößte Fischereihafen Frankreichs.
Le Quartier Haut
Dieses an einen Hügel gebaute Viertel wird wegen der großen italienischen Gemeinschaft und den Gassen voller Wäscheleinen auch Klein Neapel genannt. Andere wiederum bevorzugen den Spitznamen Petit Montmartre, weil hier so viele Künstler leben. Es gibt tatsächlich eine Menge Ateliers und Galerien (zu erkennen an den bunten Pfählen auf dem Gehsteig), und auch die besten Street-Art-Kunstwerke sind hier zu finden!
La Pointe-Courte
Das charakteristische Fischerviertel an der Lagune von Thau ist ein eigenes Dorf. Alles begann im 19. Jahrhundert mit dem Bau von Schuppen zur Lagerung von Fischernetzen. Bald darauf wurde ein kleiner Hafen für die pointus, die traditionellen lokalen Fischerboote mit spitzem Heck, angelegt. Und dann wurden auf einem weitläufigen Stückchen Niemandsland im See kleine Fischerhütten erbaut. Inzwischen wurden die baufälligen Häuser durch Neubauten ersetzt, denen die Bewohner sofort ihre Stempel aufgedrückt haben. Und schon bekommt man wieder ein anderes Bild von Sète! Es macht viel Spaß, durch die Straßen und am Kai entlang zu spazieren (achtet auch auf die Mauer-Kunstwerke!). Wie wär’s mit einem Mittagessen mit den puren Spezialitäten* von Sète? (*sehe unten).
Die besten Eindrücke von der Stadt bekommt ihr u.a. hier:
La Croix de Mont Saint-Clair: Dieser Aussichtspunkt ist schon von Weitem an dem gigantischen weißen Kreuz erkennbar, das auf dem 175 Meter hohen Berg steht. Von hier oben habt ihr eine prima Aussicht auf das Meer, den See von Thau und die Stadt mit ihren Kanälen und Häfen. Frei zugänglich.
Rundfahrt über die Kanäle: So wie in Amsterdam könnt ihr hier eine canalcruise unternehmen, während der euch ein Führer über die ruhmreiche Geschichte von Sète erzählt und euch über die diversen Stadtteile informiert. So bekommt ihr einen guten Eindruck von der Kanal-Struktur der Stadt. Ticket: 11 €, Kinder 3-12 Jahre 6 €.
Le Phare Saint-Louis: Zugegeben, ihr müsst erst einmal 1276 Stufen erklimmen, doch von der 33 Meter hohen Aussichtsplattform habt ihr den perfekten Blick auf den Jachthafen, den alten Hafen, den Canal Royal und die benachbarten Viertel sowie aufs Meer. Eintritt: 3,50 € ab 12 Jahre.
Etang de Thau: mediterrane Austernzucht
Das Besondere an Sète ist, dass sich die Stadt bis zum Meer und zur Lagune von Thau erstreckt. Das ist ein großer Salzwasser-Binnensee, der sich hervorragend für die Austernzucht eignet. Und das ist zum big business avanciert, denn es gibt hier etwa 500 Austernzüchter, von denen jeder etwa 2500 „Tische“ im See stehen hat. Gemeint sind Stangenkonstruktionen mit Seilen, an denen die Austern befestigt sind.
Vor allem auf der Strecke von Sète nach Mèze bei Bouzigues findet ihr zahlreiche Austernzüchter. Das Schöne daran ist, dass man hier einfach mal anhalten kann, um Austern zu probieren. Die bekannte Familie Tarbouriech – über die wir schon einmal geschrieben haben – hat hier kürzlich eine Austernbar eröffnet. Und gleich daneben liegt Blais Coquillages, wo ihr für 10 € das lokale Highlight probieren könnt: Brasucade.
Sète als Badeort: 12 Kilometer Sandstrand!
So kompliziert die Erschließung der Stadt mit all ihren Kanälen und Brücken auch sein mag, der Weg zum Strand von Séte ist ein ganzes Stück relaxter. Als Verlängerung der Stadt erstreckt sich eine 12 Kilometer lange Landzunge mit seidenweichem Sand ins Meer. Von der langen, geraden Straße führen Abzweigungen zu den Stränden mit wohlklingenden Namen wie Plage du Lido, Les Trois Digues, Jalabert, Castellas. Wir kamen jedoch nicht weiter als zur Plage du Lido, wo wir in einer Strandbar landeten, die sofort zu unserer Lieblings-Location ernannt wurde: La Ola.
Lokale Spezialitäten
Im Laufe der Jahrhunderte übte Sète eine große Anziehungskraft auf Menschen aller Nationalitäten und Bevölkerungsschichten aus. Dieser Mix aus Kulturen spiegelt sich auch in der Küche wider. Wenn ihr also in Sète seid, solltet ihr Folgendes unbedingt probieren:
La Tielle: das legendäre Gericht der Stadt, eine Tarte aus Brotteig, gefüllt mit Tomatensauce und Tintenfisch-Hackfleisch
Macaronade: Pasta mit Schmorfleisch & Würsten
Moules farçies: mit Hackfleisch gefüllte Muscheln
Brasucade: Über dem Feuer geschmorte Muscheln mit Olivenöl und frischen Kräutern
Und all das könnt ihr wunderbar mit einem rosé piscine, einem mit Eiswürfeln gekühlten Rosé, hinunterspülen. Santé!
Oh ja, noch ein praktischer Tipp:
Die Anreise nach Sète mit dem Auto kann in der Hochsaison ziemlich kompliziert werden. Zur Entlastung des Verkehrs fahren in den Sommermonaten kostenlose Busboote durch die Kanäle, die am Stadtrand starten, also eine Art Park+Ride-System. Außerdem gibt es seit diesem Jahr eine Schiffsverbindung zum Badeort Mèze (kostenpflichtig), sodass ihr erst gar nicht in die Stadt hineinfahren müsst. Hin- und Rückfahrt 5 €.
Unterkunft
Wir übernachteten im guten und bezahlbaren Hotel Imperial in dem einem Badeort ähnelnden Viertel Corniche. Ideal für alle, die Stadt und Strand kombinieren möchten. Außerdem hatte unser Hotel einen eigenen Parkplatz (Halleluja!) und eine fantastische Dachterrasse! Sucht ihr eine sehr außergewöhnliche Übernachtungsadresse in Sète, schaut euch dann diese tolle Fischerhäuser im gleichen Viertel an.
Weitere Infos über Sète findet ihr auf tourisme-sete.com
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Texte: Josee Schouten Bild: Josee Schouten, Danielle van Poppel, Bild Les Joutes: ©Tourisme Sète/Degas
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